Wer aus Dortmund nach Holzwickede fahren will und nicht aufpasst, der muss einen Umweg einkalkulieren. Weil die linke der beiden Spuren in der knapp zehn Kilometer langen Baustelle über die Gegenfahrbahn führt, versperrt der Mittelstreifen die Abfahrt nach Holzwickede und zuvor auch nach Dortmund-Sölde. Falsch einzuordnen, das bedeutet den Umweg über das Kreuz Dortmund/Unna.
Einige Monate werden Autofahrer mit der verschwenkten Spur auf der Gegenfahrbahn noch leben müssen. Dann allerdings kündigt sich eine neue Verkehrsführung an, die auf ein bekanntes Ruhrpott-Motto setzt: Was nicht passt, wird passend gemacht.
„Eine Spur in Richtung Kassel wandert auf den Standstreifen. Die Bauarbeiten konzentrieren sich zudem auf den Mittelstreifen. Da müssen wir zusätzlich Asphalt aufbringen“, sagt Paul Rehbein, Projektleiter bei der zuständigen Planungsgesellschaft Deges, im Gespräch mit unserer Redaktion. So sehen die Pläne vor, dass für den weiteren Ausbau vier Spuren da laufen sollen, wo eigentlich nur zwei vorgesehen sind.
Vier Fahrspuren verteilen sich auf wenig Raum
So erklären sich die Arbeiten, die derzeit am Anschluss Holzwickede für gesperrte Ab- oder Auffahrten sorgen. Es wird Platz geschaffen, um zwei Fahrbahnen Richtung Unna, also Osten, und zwei Richtung Dortmund/Essen, also Westen, auf den Boden bringen zu können. Zu erkennen ist in den Kilometern vor dem Anschluss Holzwickede, dass auf dem Standstreifen gearbeitet wird, um ihn zu verbreitern. Zusammen mit der derzeit äußersten Fahrbahn soll er den Verkehr aus Richtung Dortmund gen Unna aufnehmen.
Ebenfalls noch südlich des Mittelstreifens werden zudem die zwei Spuren des Gegenverkehrs eingepasst. „Über Weihnachten bis ins Jahr 2024 hinein behalten wir die Verkehrsführung mit der Verschwenkung wie gehabt bei, dann wandert der gesamte Verkehr auf die Südseite“, kündigt Rehbein an.

De facto wird dadurch der komplette Verkehr, der aktuell von Unna in Richtung Dortmund läuft, auf die Südseite gelegt, also quasi weiter weg vom Dortmunder Flughafen. Und auch wenn schon seit 2021 vor Ort gebaut wird: Erst dann geht der eigentliche Ausbau hin zur dreispurigen Autobahn richtig los.
Wenn zwischen Holzwickede und Dortmund eine A40-Seite ihre dritte Spur bekommen hat, wird in Gegenrichtung ausgebaut. Und der gesamte Verkehr wechselt die Seiten wieder. „Dann kann der Verkehr aber schon auf der ausgebauten Seite laufen. Da wird es nicht so eng zugehen“, sagt der Deges-Projektleiter.
Bauarbeiten aktuell nicht im Zeitplan
Der größte Bauabschnitt auf 9,5 Kilometern Länge zwischen Holzwickede und Dortmund-Ost soll im Laufe des Jahres 2026 beidseitig fertiggestellt sein. Allerdings liegt man aktuell hinter dem Zeitplan. „Wir optimieren bereits die Abläufe, um Zeit aufzuholen“, so Rehbein und verweist etwa auf Erdarbeiten entlang der Nordseite und den Bau von Lärmschutzwänden auf der Stadtgrenze zu Dortmund, die eigentlich noch nicht anstünden.
„Noch haben wir den finalen Termin im Auge“, sagt Deges-Sprecherin Simone Döll. Sie verweist aber auf die Fußball-EM 2024 vom 14. Juni bis 14. Juli mit sechs Spielen in Dortmund, darunter ein Halbfinale. „Für einen geregelten An- und Abreiseverkehr auch gen Flughafen werden wir dann etwa keine Sperrungen bekommen, wenn sie nötig wären“, weiß Döll. Ein Baustellen-Tabu hatte zuletzt auch die Stadt Dortmund während der EM angekündigt.
Leitungen ohne Betreiber bedeuten bürokratischen Aufwand
Hinzu kommen Überraschungen im Boden. „Die ursprüngliche Straße ist aus den 1960er-Jahren und wurde immer erweitert und ausgebaut. Da liegen Sachen, die da nicht hingehören“, sagt Paul Rehbein. Rote Container entlang der B1 sind für Teer vorgesehen, der seit gut 30 Jahren nicht mehr im Straßenbau verwendet werden darf. Für den A40-Ausbau müssen mehr dieser Altlasten als erwartet sorgsam aus dem Boden geholt und fachgerecht entsorgt werden.
Das kostet ebenso Zeit wie alte Betonbalken, Leitplanken oder im schlimmsten Fall herrenlose Leitungen unter der Erdoberfläche. Lässt sich wie bei einer Leitung auf Höhe des Oelpfades kein Versorger ausfindig machen, wird es komplex. „Dann müssen wir anbohren, aber das muss eine Spezialfirma machen. Wir wissen ja nicht, ob die leer ist oder da vielleicht doch noch Gas geleitet wird“, sagt Paul Rehbein.
Das Anbohren müsse wiederum ausgeschrieben werden und erst wenn sich keine Firma bewirbt, dürfe die Deges proaktiv nach einer Fachfirma suchen. So lief es bei erwähnter Leitung, für die kürzlich erst Experten zum Anbohren gefunden wurden.

Während die Planer beim Zeitplan offen über die Probleme sprechen, ist man bei den Kosten zurückhaltend. Ursprünglich sah der Bund ein Budget von 110 Millionen Euro vor. „Sie können sich alleine durch die Inflation vorstellen, dass sich die Kosten entsprechend entwickelt haben“, so Paul Rehbein.
Wie weit man letztlich über Budget liegen wird? „Zum jetzigen Zeitpunkt äußern wir uns nicht zu Kosten. Die Arbeiten laufen, das ergäbe wenig Sinn“, sagt Simone Döll. Abgerechnet wird am Ende, aber dass der Ausbau der B1 zur A40 innerhalb der 110 Millionen Euro liegen wird, darf zumindest bezweifelt werden.