Alexander Rudow verrät im RND-Interview ungewöhnliche Tipps, die beim Sparen helfen.
Herr Rudow, aktuell bekommt man überall Tipps, wie man die Energiekrise übersteht. Was können Leserinnen und Leser da noch aus Ihrem Buch „Energie sparen“ mitnehmen?
Auch wenn mein Buch gut zu den momentanen Preiserhöhungen passt, ist es eigentlich als langfristige Hilfe gedacht. Ich habe mich schon viel mit der Frage beschäftigt, was man eigentlich zum Leben braucht, um glücklich und zufrieden zu sein. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir viel zu viel verschwenden – zum Beispiel Energie. Da kann mein Buch Abhilfe schaffen. In meinem Buch finden sich einerseits Tipps und Tricks, die kurzfristig dabei helfen, Geld zu sparen. Auf der anderen Seite erkläre ich aber auch, wie man den Umgang mit unseren Ressourcen, Sparsamkeit und das Gefühl, etwas Gutes zu tun, vereinen kann.
Wo lässt sich am meisten Energie einsparen?
Das meiste Einsparpotenzial gibt es ganz klar bei den Posten Heizung und Warmwasser – die machen etwa 85 Prozent des Verbrauches aus. Und da lässt sich sogar relativ leicht etwas einsparen. Man muss nur anfangen, sich damit zu beschäftigen.
Was sind Ihre Toptipps zum Energiesparen?
Beim Energiesparen muss man gar nicht so kompliziert denken. Das fängt bei kleinen Routinen an. Wenn eine Familie unter einem Dach lebt, sollte man versuchen, dass alle direkt nacheinander duschen. Denn jedes Mal, wenn ich den Wasserhahn heiß aufdrehe, muss die Warmwasserbereitung anlaufen. Wenn ich aber dusche, nachdem gerade ein anderes Familienmitglied geduscht hat, ist das Wasser bereits warm. So kann man ordentlich Energie sparen.
Beim Händewaschen kann man das Warmwasser übrigens sowieso auslassen – die Hände werden durch das erhitzte Wasser nicht sauberer. Was auch viele nicht wissen: Waschmaschine und Spülmaschine können oft direkt an die Warmwasserversorgung angeschlossen werden. Bei einigen Geräten geht das so, manche brauchen ein Vorschaltgerät. Dadurch brauchen die Maschinen das Wasser dann nicht selbst zu erhitzen – und das spart aufs Jahr gesehen richtig Geld ein.

Welche Tricks helfen noch beim Energiesparen?

Viele Badezimmer verfügen über einen Badlüfter. Das mag angenehm sein, aber eigentlich braucht man die gar nicht. Viel einfacher – und vor allem günstiger: Man stellt im Bad einige Schälchen auf, die mit Salz gefüllt sind und das Salz saugt die Feuchtigkeit aus der Luft. Nach einigen Tagen sind die Schälchen dann mit Wasser gefüllt – dann schüttet man das Wasser weg und füllt neues Salz ein.
Ein anderer Tipp: Gerade in älteren Häusern sind die Heizungsrohre oft noch in Nischen montiert. Das verschwendet aber unnötig Energie. Abhilfe schaffen da sogenannte alukaschierte Dämmplatten, die man günstig im Baumarkt findet. Die Dämmplatten werden hinter die Rohre geklebt und so wird die Wärme durch das Aluminium in den Wohnraum reflektiert und gleichzeitig isoliert man die Hauswand.
Was ich in Zeiten von Homeoffice auch sehr interessant finde, ist der sogenannte Bildschirmschoner – der seinen Namen eigentlich gar nicht verdient hat. Fakt ist, durch die bewegten Bilder verbrauchen die Schoner viel mehr Energie, als es der Bildschirm ohne ihn tun würde. Die Bildschirmschoner lassen sich in den Einstellungen leicht ausschalten, besser kann man den Energiesparmodus einschalten.
Was empfehlen Sie Menschen, die jetzt starten wollen, Energie zu sparen?
Sparen zu wollen ist gut. Die Menschen müssen aber nicht denken, dass sie immer direkt die große Keule auspacken müssen. Energetische Sanierung zum Beispiel ist sicherlich eine gute Sache und macht auch Sinn, aber das kostet ja auch eine ganze Menge. Viel günstiger ist es da etwa, die Hauswand mit Efeu zu begrünen. Efeu wächst schnell, ist robust und isoliert gut. In Räumen, in denen man die Fenster nicht oft benutzt, aber dennoch isolieren möchte, kann Luftpolsterfolie helfen. Wer seine Fenster damit abklebt, kann natürlich nicht mehr durchschauen, aber die Folie hat eine sehr gute isolierende Wirkung.

Wenn man die Tipps aus Ihrem Buch beachtet und die ganze Familie mit einbezieht, wie viel Prozent Energie lässt sich dann einsparen?
Ich glaube sicher, dass sich ein Drittel Energie einsparen lässt, wenn man wirklich darauf achtet. Wichtig ist, sich einmal bewusst zu machen, wo sich überall etwas sparen lässt – und der Rest kommt dann oft von alleine.
Warum merken wir erst jetzt, dass wir eigentlich sehr verschwenderisch mit Energie umgegangen sind?
Der Mensch ist bequem. Wenn wir uns nicht mit Schwierigkeiten auseinandersetzen müssen, dann tun wir es in der Regel auch nicht. Erst wenn wir darauf gestoßen werden, beginnen wir, darüber nachzudenken und genau das ist jetzt der Fall bei den Preiserhöhungen.
Glauben Sie, dass die Menschen auch nach der Krise weiter Energie sparen wollen?
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. In Krisen stecken immer auch Chancen und ich glaube, dass viele Menschen jetzt merken, dass es gar nicht so schwer ist, Energie einzusparen – und deswegen dabei bleiben werden. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass auch wenn die Maschinen immer sparsamer werden – der Gedanke, sparen zu wollen, muss von uns Menschen kommen. Sonst kann es nichts werden.