Evonik-Konzernumbau betrifft in Marl bis zu 3000 Beschäftigte Das sagt der Betriebsrat

Evonik-Konzernumbau betrifft bis zu 3000 Beschäftigte in Marl
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Wie berichtet, will der Evonik-Vorstand Spielraum für Investitionen schaffen und die Technologie- und Infrastruktur-Aktivitäten (TI) in Marl, Antwerpen und Wesseling (bei Köln) nicht mehr selbst betreiben. Sie sollen in Dienstleistungsgesellschaften ausgelagert werden. Bis zu 3000 Mitarbeitende in Marl könnten betroffen sein. In einer Belegschaftsversammlung informierten Standortleiter Bernhard Vendt und Arbeitsdirektor Thomas Wessel die Beschäftigten über die Pläne.

Welche Bereiche in Marl sind konkret betroffen?

Vorgesehen ist eine Ausgliederung der Logistik, Werkstätten, Werkfeuerwehr, des Werkschutzes, Gebäudemanagements, technischen Services und der Einheit, die sich um Bahngleise, Straße und Häfen kümmert. Diese Infrastruktur wird getrennt von Digitalisierung, Verfahrenstechnik und Ingenieurleistungen. Also Bereichen, die das Geschäft erwirtschaften.

Wie beurteilen die Gewerkschaften den Konzernumbau?

Für Marl ist es das dritte große Projekt innerhalb von 17 Monaten, sagt Adriane Fährmeister, Betriebsratsvorsitzende des Gemeinschaftsbetriebs Marl: „Wichtig ist: Niemand verliert seinen Job und um die Zukunft des Standorts Chemiepark müssen wir uns keine Gedanken machen. Aber es sind unruhige Zeiten. Die Mitarbeiter müssen das erstmal sacken lassen. Wir stehen als Betriebsrat vor Ort parat und nehmen ihre Stimmung, Sorgen, Ängste und Fragen auf, um sie in den Verhandlungen zu platzieren.“ Strukturkommissionen, in denen IG BCE und Betriebsrat vertreten sind, werden den Konzernumbau begleiten. „Wo es nötig ist, werden wir den Finger in die Wunde legen“, verspricht Adriane Fährmeister. Betriebsbedingte Kündigungen seien bei Evonik in Deutschland bis 2032 ausgeschlossen.

Auch das C4-Geschäft und die TAA-Derivate von Evonik stehen zum Verkauf. Was ist aktueller Stand?

C4-Chemikalien sind Basis vieler Alltagsprodukte wie Autoreifen, Sportflaschen oder Lebensmittelverpackungen. In dieser Sparte arbeiten rund 800 Beschäftigte in Marl seit Juli für die Evonik Oxeno GmbH und Co KG. Die eigenständige Konzerntochter wählte gerade einen eigenen Betriebsrat.

Das TAA-Derivate-Geschäft (mit Vorprodukten für die Herstellung von Lichtstabilisatoren) verkaufte Evonik an das italienische Unternehmen Sabo. 130 Beschäftigte wählen in Kürze einen neuen Betriebsrat.

Was ist Hintergrund der Evonik-Strategie?

Eine schwache Nachfrage und hohe Energiekosten machen der Chemiebranche zu schaffen. Evonik ist mit einem Umsatz von zuletzt 18,5 Milliarden Euro die Nummer zwei der deutschen Chemieindustrie. Doch die Evonik-Aktie, 2013 mit 33 Euro erstmals an der Börse notiert, erlitt Verluste und liegt heute nur bei 17,46 Euro. Das trifft vor allem die RAG-Stiftung. Sie hält die Mehrheit der Evonik-Aktien. Aus der Dividende finanziert sie Ewigkeitslasten des Bergbaus wie das Abpumpen der Gruben im Ruhrgebiet.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. September 2023.

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