Horror-Heimflug für Dortmunder Familie mit Baby Gefangen am Flughafen, 51 Stunden Verspätung

Urlaubs-Horror
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Seit Jahren ist es zu einer kleinen Weihnachtstradition geworden: Meine Frau und ich nehmen unseren Jahresurlaub im Dezember, um auf den Kanaren (Spanien) ein bisschen sonnige Entspannung vom kalt-regnerischen Wetter in Deutschland zu suchen.

Mal gemeinsam mit Schwiegermutter, Schwiegervater und Schwager. In diesem Jahr mit meinen Eltern sowie meiner Schwester und ihrem Partner. Am 2. Dezember ging es auf die Vulkan-Insel La Palma. Mit einer zusätzlichen kleinen Verstärkung für die Reisegruppe: unsere im August geborene Tochter war mit an Bord.

Gemeinsam erlebten wir einen tollen ersten Urlaub mit der drei Monate alten Maus – bis zum katastrophalen Ende des Trips.

Abflug immer weiter verschoben

Am Samstag (16. Dezember) sollte um 16.20 Uhr Ortszeit der Eurowings-Flieger nach Düsseldorf starten. Ein Flug von La Palma nach Düsseldorf dauert in der Regel viereinhalb Stunden, gelandet sind wir allerdings erst 50 Stunden später am Montag (18. Dezember) um 20 Uhr.

Im Halbstundentakt hatte die Airline am Samstag den Flug nach Hinten verschoben. Die Info darüber kam via SMS und E-Mail, allerdings nur an diejenigen, die direkt über die Airline gebucht hatten. Der Grund für die Verspätung wurde nicht mitgeteilt.

Gegen 19 Uhr teilte das Flughafenpersonal mit, dass der Flieger am Samstag nicht mehr starten würde. Gemeinsam mit den über hundert weiteren Reisenden warteten wir nun auf weitere Informationen. Währenddessen kam die Bestätigungs-SMS von Eurowings: Rückflug am Sonntag (17. Dezember) um 9 Uhr.

Ein älterer Herr im Rollstuhl sprach aus, was sich viele in der Reisenden-Runde gerade wahrscheinlich fragten – wir mit einem kleinen Baby auf jeden Fall: „Ich kann doch jetzt nicht am Flughafen schlafen!“

Die Uhr tickte, weil wir genau wussten: geht das hier noch bis in die Nacht hinein, werden die Augen unseres übermüdeten Babys langsam immer kleiner, bis sich der Unmut in einem schwer zu kontrollierenden Schreianfall entlädt. Abgesehen davon, wie traumatisch so eine Situation für einen Säugling sein kann.

Tortur für die Reisenden

Irgendwann kam dann die erlösende Info: Wir bekamen unser Gepäck zurück und sollten mit Bussen zu Hotels gebracht werden. Für unseren Flug um 9 Uhr am Sonntag würden wir um 7 Uhr abgeholt werden.

Im Hotel angekommen, die Kleine und ihre Mama schliefen, und auch mir fielen die Augen fast zu, summte mein Handy. Eine SMS von Eurowings: „Die Abflugzeit für EW9545 am 17.12.2023 hat sich auf 11.00 Uhr geändert.“ Die nächste Verspätung.

Wahrscheinlich lässt sich nun erahnen, was folgen könnte. Der Sonntag in Kürze zusammengefasst: Ab 7.30 Uhr waren wir am Airport. Nachdem der Flug ein weiteres Mal verschoben wurde (12 Uhr), kam gegen Mittag die SMS: Abflugzeit schon wieder verschoben. Nächster Startzeitpunkt: Montag, 14.10 Uhr. Wir waren fassungslos.

Der Grund für die Verspätung wurde uns weiterhin nicht mitgeteilt. Zunächst auch nicht, wie es weitergeht. Den Flughafen zu verlassen war unmöglich, weil bereits alle Fluggäste durch den Sicherheitscheck gegangen waren. Unser Gepäck konnten wir nicht bekommen, weil das Flughafen-Personal laut eigener Aussage so unterbesetzt sei, dass zunächst die anderen Check-ins erledigt werden mussten. Wir waren also gefangen in der grellen Abflughalle des kanarischen Flughafens.

Tortur für unsere Tochter geht weiter

Für unsere drei Monate alte Tochter ging die Tortur somit weiter. Die Durchsagen, die alle fünf Minuten durch die vielen Lautsprecher erklangen, um andere Fluggäste aufzurufen, sich zu ihrem Gate zu begeben oder uns mitzuteilen, Hygieneregeln zu befolgen und möglichst Abstand von anderen Mitreisenden zu halten, machten es unserer Tochter nahezu unmöglich in den Schlaf zu finden. Zudem gingen uns so langsam die Windeln aus, da wir natürlich nicht mit einem weiteren so langen Aufenthalt am Flughafen gerechnet hatten - der Horror!

Stundenlang musste die Reisegruppe auf die Rückgabe ihres Gepäcks warten.
Stundenlang musste die Reisegruppe auf die Rückgabe ihres Gepäcks warten. © Privat

Sechs Stunden nachdem wir die Information bekommen hatten, dass der Flug am Montag starten solle, hatten wir unser Gepäck endlich wieder. Ach ja, in der Zwischenzeit sendete uns Eurowings drei 10-Euro-Gutscheine auf unsere Boardkarte. Für zehn Euro bekamen wir im Flughafen-Restaurant ein Brötchen mit Schinken und einen Eistee. Nach Hinzuzahlung von zwei Euro. Ganz reichte der Gutschein nämlich nicht bei den hohen Flughafenpreisen. Wie großzügig!

Während sich deswegen einige Reisende dazu entschieden, die Gutscheine in Bier umzutauschen und auf der Sonnenterrasse bei Schlagerklängen das Beste aus der Situation zu machen, standen wir auf der anderen Seite der Scheibe. Schauten raus und hofften, dass diese Rückreise endlich ein Ende findet.

51 Stunden Verspätung

Nach zehn Stunden am Flughafen folgte das gleiche Prozedere, wie am Tag zuvor: Gepäck zurück, in die Busse steigen, ab zum Hotel, schlafen und am Montag wieder zum Flughafen. Mal wieder mit der ganz großen Hoffnung, endlich nach Hause zu können.

Und tatsächlich: gegen 14 Uhr, also ganze 46 Stunden nach der eigentlichen Abflugzeit, saßen wir im Flieger. Nun erfuhren wir erstmals die Gründe der Odyssee: Der Pilot erklärte uns, am Samstag sei der Anflug aufgrund schlechter Sichtverhältnisse gescheitert. Die vollbesetzte Maschine deswegen auf Teneriffa gelandet.

Am Sonntag habe dann ein technischer Defekt dazu geführt, dass der Flieger nicht starten konnte. Am Montag wäre jetzt eine neue Crew und ein neues Flugzeug organisiert worden. Diese brachte uns dann endlich zurück nach Deutschland. Und somit saßen wir nach 51 langen Stunden, gegen 21 Uhr endlich im Auto zurück nach Dortmund. Eine Rückreise, die wir so nie wieder erleben möchten. Die 400 Euro, die uns Eurowings von sich aus als Entschädigung anbot, ändern daran überhaupt nichts.