Ein Blumentopf zerschellt auf einer Terrasse, Autos werden zerkratzt, Keller heimlich ausgeräumt: Monatelang soll eine psychisch kranke Frau aus Essen ihre Nachbarn in Wut und Angst versetzt haben. Seit Dienstag steht die 73-Jährige nun vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hält sie für gefährlich. Bestraft werden kann die alleinstehende Seniorin allerdings nicht. Sie gilt als schuldunfähig.
Der Prozess hatte noch gar nicht begonnen, da führte die Rentnerin ihre Handinnenflächen auch schon vor dem Körper zusammen, machte eine Art Mini-Verbeugung und wünschte allen einen guten Morgen. Es war allerdings auch ein ganz besonderer Tag: Sie hatte nämlich Geburtstag. Später, als die Staatsanwältin die lange Liste der Anschuldigungen verlas, schüttelte die 73-Jährige immer wieder mit dem Kopf.
„Ich rette sogar Fliegen“
„Wenn man das hört, muss ich ja ein ganz furchtbarer Mensch sein“, sagte sie den Richtern. „Ich kann nicht fassen, dass so etwas erzählt wird.“ Sie würde doch niemandem etwas zuleide tun. „Ich rette sogar Fliegen und lasse sie aus dem Fenster wieder raus.“ Um dann noch schmunzelnd hinzuzufügen: „Was mir auch meistens gelingt.“
Ihre ehemaligen Nachbarn aus einem Essener Mehrfamilienhaus können da aber wohl auch noch ganz andere Geschichten erzählen. Ihnen muss die 73-Jährige am Ende regelrecht unheimlich gewesen sein. Weil sie angeblich völlig unberechenbar ist.
Blumentopf kam geflogen
Einmal soll die Seniorin einen Blumentopf auf die unter ihrem Fenster liegende Terrasse geworfen und den dortigen Bewohner nur um Haaresbreite verfehlt haben. Doch das wird von ihr bestritten. „Ich habe die Blume einfach abgeseilt“, sagte sie den Richtern. „Das sollte ein Geschenk sein. Weil der Nachbar noch nicht so lange da wohnte.“
Auch einen Grill, den sie einem Bewohner des Hauses erst aus dessen Keller gestohlen und ihm dann – nach der Entdeckung – ins Gesicht geworfen haben soll, hat die 73-Jährige zum Prozessauftakt bestritten. Sie habe gedacht, die Vormieter hätten den Grill zurückgelassen, so ihre Erklärung. „Ich habe ihn dann zurückgegeben und mich entschuldigt.“
Rollos hochgeschoben
Im Prozess geht es außerdem um angeblich geklaute Post und Kleidung, um eingeschlagene Fenster, verklebte Türschlösser und Stalking. So soll sie in der Erdgeschosswohnung immer wieder die Rollos hochgeschoben, vor die Tür gehämmert und geklingelt haben. Der Bewohner, ein Polizist im Schichtdienst, kam laut Staatsanwaltschaft gar nicht mehr zur Ruhe.
Zurzeit ist die 73-Jährige vorläufig in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht. Dort soll sie aus Sicht der Staatsanwaltschaft auch bleiben. Und zwar unbefristet. Die Allgemeinheit müsse vor ihr geschützt werden.
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