Neue Erststimmen-Prognose kehrt Trend um Bei Bundestagswahl alles beim Alten im Kreis Unna?

Neue Erststimmen-Prognose kehrt Trend um: Rechenmodell sieht SPD vorn
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Sieben Direktkandidaten und -kandidatinnen im Wahlkreis Unna I sind für die Neuwahl des Bundestages am 23. Februar bislang bekannt. Höchstens ein Bewerber kann ins Parlament einziehen – eine aktuelle Prognose sieht inzwischen wieder den amtierenden Mandatsträger vorn.

Der Diplom-Informatiker Matthias Moehl aus Hamburg hat im Dezember bereits eine zweite aktualisierte Prognose auf seinem Portal election.de veröffentlicht, sie ist ganz frisch und stammt von Freitag, 27. Dezember. Sie geht nicht auf eine Umfrage unter Wahlberechtigten zurück, sondern basiert allein auf Daten.

Anfang Oktober führte die CDU im Wahlkreis Unna I

Im „roten“ Wahlkreis Unna I, den seit 1965 mit dem heutigen Zuschnitt stets Kandidaten der SPD gewonnen haben, hatte das Rechenmodell von Moehl Anfang Oktober auch in der Deutlichkeit überraschend den CDU-Direktkandidaten vorn gesehen.

Damals führte Dr. Tilman Rademacher aus Bönen mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von 61 Prozent gegenüber nur 35 Prozent für Oliver Kaczmarek. Mittlerweile hat sich das Blatt zugunsten des Sozialdemokraten gewendet: Der Kamener, der zum fünften Mal in Folge im Wahlkreis antritt, hat die Nase mit 51 Prozent zu 49 Prozent jetzt knapp vorn.

Hubert Hüppe (CDU) und Oliver Kaczmarek (SPD) stehen gemeinsam mit anderen Anwesenden in einem Saal des Kreishauses am Tag der Bundestagswahl 2021.
Gespannt blicken die Direktkandidaten im Wahlkreis Unna I bei der Bundestagswahl 2021 auf die 18-Uhr-Prognose, die SPD und CDU bundesweit bei der Zweitstimme gleichauf sah. © Archiv/Marcus Land

Damit ist der Wahlkreis 143 Unna I einer von gerade 20 der insgesamt 299 Wahlkreise bundesweit, in denen die SPD in der recht vagen Klassifikation „Vorsprung“ geführt wird. In fünf weiteren Wahlkreisen sieht das datengestützte Projektionsmodell die SPD als „wahrscheinlichen“ Sieger; nur in einem Wahlkreis derzeit als „sicheren“ Gewinner und zwar im Wahlkreis Aurich/Emden.

Keine Stimmenanteile, sondern „Gewinnwahrscheinlichkeit“

Dagegen sieht die Prognose vom 27. Dezember einen sicheren Sieg der CDU/CSU in 121 Wahlkreisen, bei der AfD drei und bei Grünen und Linken jeweils einen Wahlkreis.

Die Prozentzahlen stehen dabei nicht für die Stimmenanteile, sondern für die Gewinnwahrscheinlichkeit. Informatiker Moehl, der bereits seit der Bundestagswahl 2002 Prognosen entwirft, berücksichtigt nach eigenen Angaben für seine Vorhersagen „die langfristigen Wählerpotenziale und die Kandidaturen in den Wahlkreisen ebenso wie aktuelle demoskopische Trends sowie das voraussichtliche Stimmen-Splitting“.

Während die Kandidatur von Dr. Tilman Rademacher – als Nachfolger von Hubert Hüppe – bereits seit Mitte September feststeht, war Oliver Kaczmarek Ende November von seiner Partei aufgestellt worden.

Direktmandate im Kreis Unna „ziehen“

Die weiteren Direktkandidaten im Wahlkreis Unna I sind Michael Sacher (Bündnis 90/Die Grünen), Benjamin Lehmkühler (FDP), Oliver Schröder (Die Linke), Friederike Hagelstein (AfD) sowie Lea Emler (Volt).

Im Wahlkreis Hamm/Unna II hat der amtierende Bundestagsabgeordnete Michael Thews (SPD) im Vergleich zu Oktober etwas aufgeholt: Damals lag die Wahrscheinlichkeit noch bei 72 zu 28 Prozent, dass CDU-Direktkandidat Arnd Hilwig das Mandat holt; mittlerweile liegt das Verhältnis bei 40 zu 60.

Das neue Wahlrecht führt dazu, dass einige Wahlkreisgewinner dennoch nicht in den Bundestag einziehen werden. Nach der Prognose auf election.de sind dies aktuell 21 Wahlkreise – Unna I und Hamm/Unna II gehören nicht dazu.