Erstes Weihnachten nach der Flucht Wie Familie Kovalenko in Herten ein neues Leben beginnt

Erstes Weihnachtsfest nach der Flucht: Familie Kovalenko beginnt in Herten ein neues Leben
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Gennadii und Olena Kovalenko sowie ihre Kinder Alex und Konstantin sind wie so viele andere auch vor dem Krieg in der Ukraine geflohen. Ihre Wohnung lag in der 23. Etage eines Hochhauses in Kiew – zu riskant, um das Bleiben überhaupt in Betracht zu ziehen. So haben sie ihre Sachen gepackt, und Olena floh mit ihren Kindern und Eltern im Zug Richtung Westen. Gennadii blieb zunächst zurück und unterstützte die Menschen in seiner Heimatstadt.

Die Wahl der Familie fiel auf Herten, weil hier eine gute Freundin der Familie lebt. Die Nähe zu einer vertrauten Person war und ist ihnen sehr wichtig. Denn natürlich gab es genug Probleme zu lösen: Wo kann die Familie wohnen? Wo können Alex und Konstantin zur Schule gehen? Wie können sie schnell Deutsch lernen, um sich besser zurechtzufinden? Und wie sieht es eigentlich mit Arbeit aus?

Der Zufall wollte es, dass die Freundin der Familie privat bei einer Mitarbeiterin der Wohnungsgesellschaft Vonovia untergekommen war. Elena Pellmann, Standortleiterin Technischer Service, machte sich auf die Suche nach einer Wohnung für die Familie, merkte aber schnell, dass das kurzfristig schwierig war: „Deshalb habe ich meinen Kollegen Carsten Küster eingespannt, der selbst privat Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen hatte. Als Leiter für die Region Recklinghausen von Vonovia hat er einen guten Überblick über freie Wohnungen.“ Schon wenige Tage später klappte es: Olena und die Kinder konnten in eine Wohnung ganz in der Nähe ihrer Freundin ziehen.

Mehr als 40 Vonovia-Wohnungen für Geflüchtete

Sie wohnen nun in einer von mehr als 40 Wohnungen, die Vonovia in diesem Jahr in Herten entweder an die Stadt oder direkt an Geflüchtete vermietet hat. Insgesamt verfügt Vonovia in Herten über 1.280 Wohnungen, überwiegend in Westerholt, Bertlich, Langenbochum und Scherlebeck. „Die Abstimmung und die operative Umsetzung mit allen Kommunen im Vest war sehr kooperativ und hat, auch aufgrund der Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015/2016, reibungslos funktioniert“, sagt Carsten Küster. „Dadurch konnten der Zeitdruck und der enorme bürokratische Aufwand in Grenzen gehalten und den Geflüchteten schnell geholfen werden.“

Gennadii Kovalenko hat bei Vonovia nicht nur eine Wohnung, sondern auch Arbeit gefunden. Er überzeugte mit handwerklichen Fähigkeiten und einer positiven Einstellung.
Gennadii Kovalenko hat bei Vonovia nicht nur eine Wohnung, sondern auch Arbeit gefunden. Er überzeugte mit handwerklichen Fähigkeiten und einer positiven Einstellung. © Vonovia/Simon Bierwald

Erst im Sommer konnte auch Gennadii aus Kiew fliehen. Für den 54-jährigen Maschinenbauingenieur war klar, dass er in Deutschland auch arbeiten will, um auf eigenen Beinen zu stehen. Seine Frau Olena fragte bei Vonovia nach und hatte Glück. „Wir hatten noch offene Stellen im Helferbereich“, berichtet Elena Pellmann. „Ich habe Olena gefragt, ob ihr Mann handwerklich begabt ist. Sie musste lachen und sagte ,Mein Mann kann alles!‘ “.

Familie hat schon gut Deutsch gelernt

Beim Vorstellungsgespräch überzeugte Gennadii den Bauleiter durch seine persönliche Einstellung und handwerkliche Erfahrungen. „Der Job ist mir sehr wichtig, nicht nur um finanziell unabhängig zu sein, sondern auch um so schnell wie möglich die Sprache zu erlernen und mich beruflich weiterzuentwickeln“, sagt Gennadii über seine Motivation. „Vonovia ist uns in allen Dingen eine große Hilfe und dafür möchte ich auch danke sagen“, erklärt Gennadii Kovalenko. Inzwischen haben alle vier Familienmitglieder schon gut Deutsch gelernt, die Kinder in der Schule, die Eltern in VHS-Kursen. Der neunjährige Alex hat sogar eine Empfehlung für das Gymnasium bekommen.

Der Kontakt nach Hause bleibt für die vierköpfige Familie schwierig, da die Infrastruktur in der Ukraine und in Kiew zu großen Teilen zerstört ist. Und obwohl Olenas Eltern in Herten eine Wohnung ganz in der Nähe bekommen haben, ist ihre Antwort auf die Frage, was sie am meisten vermissen, eindeutig: „Das sind unsere Freunde.“

Weihnachten erstmals nicht nach orthodoxer Tradition

Und wie steht es mit Weihnachten? Gennadii, Olena, Alex und Konstantin werden zum ersten Mal schon am 24. Dezember Weihnachten feiern. In der Ukraine wird das Fest nach orthodoxer Tradition erst am 6. und 7. Januar begangen. Nach Weihnachten werden sie zu Freunden in den Westerwald fahren. „Wir freuen uns auf eine schöne Silvesterfeier“, sagt Gennadii. Es ist das erste Weihnachtsfest außerhalb ihrer Heimat, aber vielleicht doch in einem neuen Zuhause.

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