Erste Ansiedlung Buchhändler Thalia investiert 100 Millionen Euro in gate.ruhr-Standort

Buchhändler Thalia investiert 100 Millionen Euro in gate.ruhr-Standort
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Der erste Investor für den künftigen Industriepark gate.ruhr in Marl steht fest: Das Buchhandelsunternehmen Thalia investiert rund 100 Millionen Euro in einen Produktions- und Logistikstandort, der bis zu 1000 neue Arbeitsplätze schaffen soll. Errichtet werden die Hallen und Bürogebäude vom Hamburger Immobilienunternehmen ECE. Der Spatenstich soll bereits im Frühjahr 2024 erfolgen, die Inbetriebnahme des Thalia-Standorts ist für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant.

Auf einer Gesamtfläche von 125.000 Quadratmetern entsteht ein Gebäudekomplex, der 56.000 Quadratmeter bedecken wird. Damit ist der gesamte erste gate.ruhr-Projektabschnitt, die Fläche des ehemaligen BASF-Kraftwerks, auf einen Schlag an einen einzigen Investor verkauft worden. Wie der langjährige Geschäftsführer und Thalia-Miteigentümer Michael Busch betont, werden am Standort Marl dann mindestens 600, in Spitzenzeiten bis zu 1000 Mitarbeiter tätig sein. Bis zu 100 Last- und Lieferwagen werden den Standort täglich ansteuern. Zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr arbeiten zwei bis drei Schichten alle Aufträge ab.

„Hier entsteht ein echtes Leuchtturmprojekt“, sagt Marls Bürgermeister Werner Arndt bei der Vorstellung der Pläne: „Schon auf dem ersten Viertel der gate.ruhr-Gesamtfläche von 45 Hektar wird ein großer Teil der erhofften 1000 Arbeitsplätze geschaffen, das ist ein ein wirklich guter Tag für Marl!“

Thalia ist Branchenführer im deutschen Buchhandel und hat den Konkurrenten Amazon fest im Blick. Dem US-Konzern macht Michael Busch eine klare Ansage: „Wir, die traditionellen deutschen Buchhändler, werden uns im Land der Dichter und Denker von Amazon nicht die Wurst vom Brot nehmen lassen!“

Marls Kämmerer und gate.ruhr GmbH-Geschäftsführer Michael Dinklage muss sich sputen. Wo jetzt noch schwere Baumaschinen die Projektfläche von gate.ruhr vorbereiten, soll schon im nächsten Jahr der Spatenstich für den Thalia-Standort erfolgen.
Marls Kämmerer und gate.ruhr GmbH-Geschäftsführer Michael Dinklage muss sich sputen. Wo jetzt noch schwere Baumaschinen die Projektfläche von gate.ruhr vorbereiten, soll schon im nächsten Jahr der Spatenstich für den Thalia-Standort erfolgen. © Thomas Brysch

Seine Strategie: Das Omni-Channel-Geschäftsmodell: Thalia will seinen Kunden ein nahtloses kanalübergreifendes Einkaufserlebnis zu bieten, sowohl in der Buchhandlung vor Ort als auch mobil und online. Dafür ist eine flexible, leistungsstarke Produktions- und Logistikkapazität erforderlich - und die entsteht jetzt in Marl. Der Industriepark gate.ruhr wird für Thalia zum Herstellungs- und Fulfillment-Standort. Hier werden künftig nicht nur Bücher gelagert und ausgeliefert, sondern auch gemäß der tatsächlichen Nachfrage gedruckt. On-Demand-Fertigung nennt man das.

„So viel Geld haben wir noch nie in die Hand genommen“, sagt Michael Busch, der für ein Buchhandelsunternehmen spricht, das mit 6.000 Mitarbeitern, 380 Filialen und einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro aufwarten kann. Der tolino-Allianz, die Thalia 2013 mitbegründet hat, sind heute rund 2000 Buchhandlungen angeschlossen. Zum Warenangebot gehören nicht nur Bücher, sondern auch Spielwaren, Schulartikel und digitale Lesegeräte.

Thalia-Standort sucht viele neue Mitarbeiter

Für den Standort Marl werden noch reichlich Mitarbeiter gesucht, erklärt Marco Rebohm, Geschäftsführer Logistik bei Thalia. Vom Standort-Manager über die IT-Experten reicht die Palette bis zum Produktionsmitarbeiter, Staplerfahrer und Kommissionierer. Auch Handarbeit ist gefragt „Hier ergibt sich eine gute Perspektive für Menschen in Marl, die zurzeit arbeitslos sind“, betont Marls Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke.

So sieht der künftige Thalia-Standort im Industriepark gate.ruhr an der Nordstraße aus.
So sieht der künftige Thalia-Standort im Industriepark gate.ruhr an der Nordstraße aus. © Thalia

Auf die neuen Mitarbeiter wartet ein attraktiver, vor allem aber nachhaltiger Arbeitsplatz, wie ECE-Projektdirektor Serkan Aydemir erläutert. So entspricht der Gebäudekomplex dem EH40-Standard für höchste Energieeffizienz, die Dachflächen und auch Teile der Fassade sind begrünt, eine PV-Anlage ist Standard. Es gibt keinen Parkplatz, sondern ein flächensparendes Parkhaus. Für Pkw und Fahrräder stehen reichlich E-Ladestationen zur Verfügung.

„Bei uns haben sich viele gute Firmen beworben, aber die Kombination aus Thalia und ECE war einfach unschlagbar“, bilanziert Manfred Gehrke: „Dieses Projekt in Marl wird neue Standards für industrielle Baukultur setzen.“

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