Cornelia Althoff mit Kater Wolfgang in ihrem Wohnzimmer, das nach dem Wohnungsbrand von der Bodenfliese bis zum Deckenanstrich erneuert werden musste. „Hier war alles schwarz!“

Cornelia Althoff mit Kater Wolfgang in ihrem Wohnzimmer, das nach dem Wohnungsbrand von der Bodenfliese bis zum Deckenanstrich erneuert werden musste. „Hier war alles schwarz!“ © Stefan Milk

Erst Feuer, dann Hochwasser: Familie aus Kamen meistert Schicksalsschläge

rnMit Video

„Mein Haus brennt.“ So verabschiedete sich Cornelia Althoff vor einem Jahr von ihren Kolleginnen. Jetzt sind die Spuren des Feuers beseitigt. Aus einem Totalschaden wird ein neues Zuhause.

Kamen

, 27.06.2022, 17:00 Uhr

Der Anruf erreicht Cornelia Althoff um 13.41 Uhr im Heeren-Werver Kindergarten „Gemeinsam unter dem Regenbogen“. „Das darf nicht wahr sein, das geht doch nicht“, schießt der Kita-Leiterin durch den Kopf, als sie sich fast gleichzeitig von ihren Kolleginnen mit dem Worten verabschiedet: „Ich muss weg. Mein Haus brennt.“ Cornelia Althoff hat den 21. Juni des vergangenen Jahres noch deutlich vor Augen. „Dann stand ich mit Kindergarten-Schläppchen vor dem Haus, der Rauch quoll aus allen Ritzen – und ich wusste, da sind noch die Katzen drin.“

Katzen wurden von der Feuerwehr gerettet

Genau ein Jahr vergangen ist seit dem verheerenden Brand, der von der Wohnung der vierköpfigen Familie Althoff nicht viel übrig ließ. Glück im Unglück damals: Weder Tochter Pia (19), Sohn Fred (23) noch Lebensgefährte Michael (48) befanden sich zu dem Zeitpunkt, als das Feuer durch einen technischen Defekt des Toasters in der Küche ausbrach, in dem Haus am Südfeld. Auch Wolfgang und Abby, die beiden flauschigen Maine-Coon-Katzen, wurden von der Feuerwehr gerettet. Wolfgang saß zusammen gekauert unter dem Bett. Aus Abby, der weißen Katze, war eine schwarze geworden.

Die Küche nach dem Brand vor einem Jahr. Es war nichts mehr zu retten.

Die Küche nach dem Brand vor einem Jahr. Es war nichts mehr zu retten. © Privat

Acht Monate lang aus dem Haus raus

Die Katzen gerettet – ansonsten war nicht viel zu retten „Hier war alles schwarz. Wir konnten hier nicht mehr wohnen“, so die 49-jährige Erzieherin. Acht Monate lang war das nicht möglich. Acht lange Monate auch deswegen, weil nicht nur Feuer und Rauch alles zerstörten. „Dann kam auch noch das Hochwasser, genau zu dem Zeitpunkt, als wir vor dem Start der Sanierung alles in Kartons verpackt hatten. Das Wasser stand so hoch“, sagt Althoff und zeigt die Höhe mit den Händen: So etwa 15 Zentimeter.

In der neuen Küche stehen noch einige Gläser, die gerettet werden konnten, weil sie in der Spülmaschine standen und nicht zerschmettert wurden.

In der neuen Küche stehen noch einige Gläser, die gerettet werden konnten, weil sie in der Spülmaschine standen und nicht zerschmettert wurden. © Stefan Milk

Aus dem Totalschaden wird ein neues Zuhause

Das Haus, in dem die Familie seit 20 Jahren lebte – ein Totalschaden, wie ihr die Versicherungen bescheinigten. Nach acht Monaten harter Arbeit, reichlich Nachbarschaftshilfe und dem Einsatz vieler Fachfirmen ist aus dem Totalschaden ein neues Zuhause geworden. Die Küche, man darf es eigentlich nicht sagen: brandneu. Das Wohnzimmer ebenso – und auch alle anderen Räume des zweigeschossigen Hauses.

Für die Heerenerin, die im Februar dieses Jahres mit ihrer Familie wieder einzog, ist es deswegen ein Bedürfnis, Danke zu sagen: An die Feuerwehr, die so schnell handelte und deutlich Schlimmeres verhinderte. An den Senioren, 102 Jahre alt, der für acht Monate eine Wohnung zur Verfügung stellte. Und an die Nachbarn, die reichlich Unterstützung leisteten. Die wuschen die Textilien gleich mehrfach „wie wild“, sagt Althoff schmunzelnd: „Ein Tipp der Feuerwehr lautete: Die Kleidung, die in den Schränken war, kann vielleicht dann noch zu gebrauchen sein, wenn man sie mindestens drei Mal wäscht.“

Seit dem verheerenden Brand zieht Cornelia Althoff nun immer den Stecker ihrer  Kleingeräte.

Seit dem verheerenden Brand zieht Cornelia Althoff nun immer den Stecker ihrer Kleingeräte. © Stefan Milk

Nur das Geschirr in der Spülmaschine blieb heil

Viel mehr als Textilien und einige persönliche Gegenständen sind auch nicht geblieben, weil alles stark verrußt und damit kontaminiert war. „Damit sich das Feuer nicht ausbreiten konnte, sind die Küchenschränke allesamt aus dem Fenster geflogen – mit dem Geschirr darin“, berichtet Althoff.

Kurios: Allein das Geschirr aus der Spülmaschine ist heil geblieben, weil es darin gut geschützt war. Althoff: „Die Sachen waren dann sozusagen unser Starterset.“ Nach der Kernsanierung wurde aus dem Haus zunächst eine Art Rohbau – bevor es nach dem Fliesenlegen, Tapezieren und Streichen wieder Richtung Normalität ging. „Doch eigentlich will man das zuerst gar nicht“, beschreibt Althoff ihre Gefühle. „Man sieht die kaputten Sachen im Container liegen – und ist einfach nur traurig.“ Ein Gefühl, das Monate anhielt.

Der Vorgarten der Althoffs nach dem Einsatz der Feuerwehr. In Windeseile wurde alles, was Feuer gefangen hatte und noch Feuer fangen konnte, aus dem Fenster geworfen.

Der Vorgarten der Althoffs nach dem Einsatz der Feuerwehr. In Windeseile wurde alles, was Feuer gefangen hatte und noch Feuer fangen konnte, aus dem Fenster geworfen. © privat

Der Dank richtet sich auch an einen Unbekannten

Althoff richtet ihre Worte auch an einen Unbekannten, bei dem sie sich gerne persönlich bedanken möchte. Dieser hatte den Rauch entdeckt, der durch das Dachbodenfenster ausgetreten war. „Er hatte bei der Feuerwehr angerufen und bei den Nachbarn Sturm geklingelt.“

Der Auslöser der Brandes war bei dem Einsatz der Feuerwehrleute auch aus dem Fenster geflogen: Der Toaster, der anfing zu brennen, obwohl er gar nicht aktiviert war. Althoff: „Seitdem befolge ich den Tipp der Feuerwehr und ziehe bei allen Kleingeräten den Stecker, wenn sie nicht benutzt werden – und alle Leute, die ich kenne, tun das jetzt auch!“