Eon erhöht die Strompreise in NRW deutlich 45 Prozent mehr für die Grundversorgung

Eon erhöht die Strompreise im Ruhrgebiet kräftig: 45 Prozent mehr für die Grundversorgung
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Deutschlands größter Energieversorger Eon erhöht zum 1. Juni 2023 den Strompreis in der Grundversorgung - und zwar deutlich. Der Arbeitspreis für Strom soll Unternehmensangaben zufolge von rund 30,85 Cent auf dann 49,44 Cent pro Kilowattstunde (kWh) steigen. Das ist ein Anstieg von mehr als 60 Prozent.

Insgesamt fällt der Anstieg allerdings etwas geringer aus, da der Grundpreis gleichzeitig sinkt: Von rund 190 Euro auf knapp 150 Euro im Jahr. Am Ende bleibt immerhin noch eine deutliche Steigerung von 45 Prozent. Der Preis gilt für alle, die bis zu 15.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen.

Ein Zwei-Personen-Haushalt liegt im Schnitt bei rund 2.500 kWh im Jahr, bei einer vierköpfigen Familie rechnet man mit rund 4.500 kWh. Allerdings gilt bei der Preiserhöhung zu bedenken, dass die Strompreisbremse seit März bei den monatlichen Abschlägen berücksichtigt wird. Das heißt, für 80 Prozent der Jahresverbrauchsprognose muss man nur 40 Cent brutto zahlen - was immer noch eine Erhöhung von 9,15 Cent ist.

Das Unternehmen begründet die Preissteigerung mit den gestiegenen Beschaffungskosten für Strom während der Energiekrise. „Natürlich mussten wir im vergangenen Jahr an den Großhandelsmärkten zu hohen Preisen zukünftige Energiemengen für unsere Kunden sichern“, erklärt Eon gegenüber der WAZ. Daher ist es unvermeidbar, dass sich dies zeitlich versetzt, aber immer noch gedämpft auch in den Endkundenpreisen niederschlägt.“

Zahlreiche Kunden im Ruhrgebiet betroffen

Wie viele Kundinnen und Kunden von den gestiegenen Preisen betroffen sind, dazu will sich das Unternehmen demnach nicht äußern. Allerdings ist Eon Grundversoger in zahlreichen Städten im Ruhrgebiet und der Region, darunter Castrop-Rauxel, Herne, Bochum, Essen, Mülheim, Recklinghausen, Datteln, Haltern, Waltrop, Marl, Dorsten, Oer-Erkenschwick, Selm, Werne und vielen anderen.

Schon im März hatte Eon Preiserhöhungen angekündigt. „Wir müssen auf Dauer die Großhandelspreise an unsere Kundinnen und Kunden durchreichen“, sagte Eon-Chef Leonhard Birnbaum. Im vergangenen Jahr habe Eon nur rund 30 Prozent der zum Teil extremen Preissteigerungen im Großhandel weitergegeben. „Das können wir nicht ewig durchhalten.“ Die Preiserhöhungen für Strom und Gas seit Anfang des Jahres seien das Ergebnis der Steigerungen im Großhandel im vergangenen Jahr.

Die Frage, warum die Preise derzeit trotz gesunkener Großhandelspreise stiegen, könne er verstehen. Nach Birnbaums Worten sinken Großhandelspreise, die Eon zum großen Teil nicht weitergereicht hatte. Eon hat in Deutschland rund 14 Millionen Strom- und Gaskunden.

2,7 Milliarden Euro Nettogewinn in 2022

Für bestimmte Kunden könne es aber auch Preissenkungen geben. So würden etwa Kunden, die nach einem Umzug in neue Verträge mit einem hohen Preisniveau gekommen seien, „in diesem Jahr insbesondere im Gasbereich eher Preissenkungen sehen“, wahrscheinlich nach dem Sommer. Umgekehrt werde es Kunden geben, die insbesondere vor dem Sommer weitere Steigerungen sähen. „Das gilt für Gas und Strom, und das gilt quer über die gesamte deutsche Branche, nicht nur für Eon.“

Der Energiekonzern bestätigte den seit Anfang Februar bekannten bereinigten Nettogewinn von 2022 von 2,7 Milliarden Euro (plus 9 Prozent). Etwas besser als vorhergesagt fiel der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) aus, der im Jahresvergleich um zwei Prozent auf knapp 8,1 Milliarden Euro kletterte. Treiber war das Kerngeschäft (Vertrieb und Verteilnetze), dessen Ergebnis um mehr als ein Zehntel anzog. Wegen zusätzlicher Investitionen und nachgeholter Ergebniseffekte wuchs das Ergebnis im Netzgeschäft nach Konzernangaben prächtig. Birnbaum sprach insgesamt von einem „starken Ergebnis“.

rej/dpa