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Elektroauto bei einer Tasse Kaffee aufladen: „Kein Unterschied zur Tankstelle“
Schnellladepark Kamener Kreuz
Europas größter Schnellladepark entsteht im Kamener Kreuz. Dort soll mit Qualitäten einer richtigen Tankstelle gepunktet werden. Das Laden ist kein Zeitfresser mehr.
Die Zukunft des Schnellladens beginnt am Kamener Kreuz. Davon ist der Energieriese EnBW, der im Kamen-Karree Europas größten Schnellladepark bauen will, überzeugt. Schon Ende des Jahres sollen im sogenannten „HyperHub“ mehrere Dutzend Autos gleichzeitig Strom tanken können.
Und es soll dann auch mit manchen Vorurteilen aufgeräumt werden, die Fahrer von Verbrennern womöglich noch haben: Das Suchen nach einer E-Tankstelle, bis man saft- und kraftlos liegen bleibt? Oder endlos Aufladen, bis man schwarz geworden ist? „Man wird künftig keinen Unterschied mehr spüren, ob man zur herkömmlichen Tankstelle fährt oder an einer Schnelladestation auflädt“, ist Konzernsprecherin Angela Brötel überzeugt.

Öko-Paradies statt Ökostrom: Wo jetzt noch Johanniskraut blüht, sollen bald umweltfreundliche Elektromobile aufladen. © Stefan Milk
Aushängeschild von EnBW liegt an der A8
Noch ist der Schnellladepark in Rutesheim – unmittelbar an der A8 in Höhe des Leonberger Kreuzes – das Aushängeschild des baden-württembergischen Energieversorgers. Ab Jahresende wird das Prestigeprojekt des Energie-Riesen allerdings am Kamener Kreuz liegen. Dort stößt man nicht nur mit der Anzahl der Zapfsäulen in ganz neue Dimensionen vor, sondern auch mit anderen Serviceleistungen ganz nach Vorbild einer Tankstelle.

EnBW plant im Kamen-Karree einen Schnellladepark mit 52 Ladepunkten. Mit 52 Schnellladepunkten wird der Standort nach Unternehmensangaben der größte öffentliche Schnellladepark europaweit. © EnBW
Ladesäulen in drei Reihen und Solardächern
Statt mit acht Ladepunkten in Rutesheim wird es in Kamen gleich 52 geben. Auf dem jetzt noch freien Gelände zwischen Dekra und der DHL-Zustellbasis werden die Ladesäulen in drei Reihen aufgebaut – zwei lange Reihen mit jeweils 20 Ladepunkten und eine kurze Reihe mit 12.
Sie liegen unter großen Solardächern, die außer der tragenden Konstruktion nur aus Solarzellen bestehen und gleichzeitig für den Wetterschutz sorgen. „Mit dem Photovoltaik-Dach wird der Strom erzeugt, der für den Betrieb der Anlage notwendig ist“, so Brötel. Das, was die Autofahrer tanken, wird dann von den heimischen Stadtwerken geliefert: als Ökostrom.

Unmittelbar an der A8 in Höhe des Leonberger Kreuz hat die EnBW einen neuen Ladepark eröffnet, der Vorbild für das Kamener Projekt ist. © EnBW
Kein Zeitverlust und zusätzlicher Service
Laut EnBW steht eine klare Strategie hinter den Plänen, die Lade-Infrastruktur auf diese Weise auszubauen. „Elektromobiles Fahren soll so einfach werden, dass es ganz normal in den Tagesablauf passt“, so Brötel. Das werde möglich, wenn man die Fahrt nicht allzu lange unterbrechen muss. „Das muss ratzfatz gehen“, sagt sie.
Binnen fünf Minuten strömen über die Tankkupplung 100 Kilometer Reichweite in den Akku. „Wer seine Fahrt kurz für einen Kaffee unterbricht oder einen Burger essen geht, der kann danach gleich weiterfahren. Das ist die Logik: Man hat durch das Laden keinen Extra-Aufwand oder Zeitverlust.“
Zudem sind Serviceleistungen vorgesehen wie ein offenes WLAN-Netz, Luftdruckmessgeräte – und auch eine öffentliche Toilette ist geplant.
Beim Bau kommt alles aus einer Hand
Für den Baden-Württemberger, so Brötel, sei das Kamener Kreuz der Inbegriff für das Tor zum Ruhrgebiet. Für den Konzern ist es gleichzeitig ein strategischer Knotenpunkt, von denen nach und nach mehr besetzt werden sollen, etwa alle 200 Kilometer.
Als Pilotprojekte seien schon mehrere Schnelladeparks in Baden-Württemberg realisiert worden, wie in Stuttgart, Karlsruhe, Ludwigsburg und Mannheim. Auch an normalen Autobahn-Tankstellen versucht man die E-Zapfsäulen zu integrieren, wie an der Tank-und-Rastanlage Werratal-Süd.
In Kamen liegt der Bauantrag schon zur Bearbeitung im Rathaus. Ist der bewilligt, soll es mit dem Bau gleich losgehen. Auch das könnte dann ratzfatz gehen, weil EnBW vom Tiefbau bis zum Netzanschluss alles aus einer Hand erledigt. Man habe ein eingespieltes Team, so Brötel, oder wie der Baden-Württemberger sagt: „Die Mannschaft ist eingschafft!“
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
