Sebastian Kurt rennt. 20 Meter, vielleicht mehr. Er reißt die Arme hoch, schreit, während die gesamte Ersatzbank aufspringt und ihm entgegenstürmt. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals so gejubelt zu haben“, sagt der Trainer von BR Billmerich. Gerade hat Lars Schmidt das 3:1 erzielt – und damit im Topspiel der Kreisliga B2 Unna-Hamm (Zweiter gegen Vierter) den wichtigen Auswärtssieg beim TSC Kamen perfekt gemacht.
Kreisliga B2 Unna-Hamm
TSC Kamen - BR Billmerich
1:3 (1:1)
Denn: Billmerich hatte nicht nur gegen einen spielstarken Gegner anzukämpfen, sondern auch gegen einen Platzverweis. „Fünf Minuten nach der Pause bekommen wir eine fragwürdige Gelb-Rote Karte“, ärgert sich Kurt. Sein Team, ohnehin in der Defensive gefordert, musste fast eine gesamte Halbzeit in Unterzahl durchhalten. Und es gelang – mit Leidenschaft, Kampf und einem überragenden Jannik Kleinfeldt.

Dabei sah es anfangs nicht gut aus für BRB. Schon nach fünf Minuten erzielte Enes Yavuz das 1:0 für den TSC. Die Hausherren kontrollierten die Partie und hatten mehr vom Spiel. „In der ersten Halbzeit lief alles super“, resümiert TSC-Trainer Hüseyin Verim. Doch kurz vor der Pause nutzte Billmerich die erste echte Gelegenheit: Kleinfeldt traf in der Nachspielzeit zum schmeichelhaften Ausgleich. „Eigentlich unverdient, aber wir haben weiter an uns geglaubt“, so Kurt.
Der Knackpunkt der Partie folgte kurz nach der Pause: Sebastian „Bassi“ Schmidt sah Gelb-Rot – für den Billmericher Trainer eine zu harte Entscheidung. Doch anstatt auseinanderzufallen, hielt sein Team zusammen. „Wir mussten uns aufs Verteidigen konzentrieren, aber was meine Mannschaft dann geleistet hat, war überragend“, schwärmt Kurt.

In der 88. Minute war es wieder Kleinfeldt, der zum Helden wurde. Er zog aus der Distanz ab – und versenkte den Ball unhaltbar im Winkel. „Das war richtig krass. Da brach Riesenjubel aus“, beschreibt Kurt die Szene.
Der Schlusspunkt gehörte Lars Schmidt. Nach einem Konter in der 90. Minute ließ er mehrere Gegenspieler stehen und vollendete eiskalt zum 3:1. „Danach sind alle Dämme gebrochen. Ich kann vor meiner Mannschaft nur den größten Hut ziehen, den ich zu Hause habe“, sagt der BRB-Coach voller Stolz.
Während Billmerich in Ekstase feierte, stand Verim ratlos an der Seitenlinie. „Wir haben viel Druck gemacht, aber kein weiteres Tor erzielt. In der zweiten Halbzeit sind wir untergegangen – gegen zehn Mann.“

Der Abend gehörte jedoch Billmerich, die Blau-Roten sprangen auf Rang drei. Ein Abend, den Kurt so schnell wohl nicht vergessen wird: „Ich habe lange überlegt, aber das war wirklich das geilste Spiel meiner Trainerkarriere.“
TSC: Öztürk - Yildiz, Bayar, Alkar, S. Okumak, Güney (60. Bozkurt), Hatap, Satan (78. Ehsani), C. Gök, Yavuz, T. Gök (58. Gün)
BRB: L. Knabe - Wich (65. Fink), Hasan, J. Knabe (58. Lange), S. Schmidt, Krysteck, B. Schmidt, Annas, Kleinfeldt, F. Kleff (60. L. Schmidt), Gretzinger
Tore: 1:0 Yavuz (5.), 1:1 Kleinfeldt (45.+3), 1:2 Kleinfeldt (88.), 1:3 L. Schmidt (90.)
Gelb-Rote Karte: S. Schmidt (50./wiederholtes Foulspiel)
