Ein wilder Zwischenruf zur Klimakrise Premiere von „Grelle Tage“ in Bochumer Kammerspielen

Ein wilder Zwischenruf zur Klimakrise
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Wie inszeniert man ein Stück, in dem ein 13.000 Jahre toter Wolfshund aufgetaut aus dem Eis zum Leben erwacht, gleichzeitig in Sibirien und Brandenburg, dieser einen non-binären 13-jährigen Teenager trifft, dann gemeinsam mit diesem in einen Baumarkt geht, um dort rosa Kiesel (barfüßig zu begehen) kauft, um wiederum damit ein Loch im Matterhorn zu stopfen? In den gut halbgefüllten Bochumer Kammerspielen am Premieren-Samstag hat es Regisseurin Caroline Kapp in ihrer ersten größeren Arbeit im Hause – „Grelle Tage“ – versucht und ist weitestgehend überfordert.

Das Stück der dafür mehrfach ausgezeichneten jungen Autorin Selma Kay behandelt in surreal-assoziativer Sprache und nicht ohne Komik Themen wie Klimakrise und -angst und Körper. Natürlich nicht ohne eine Portion Konsumkritik, die in einer satirischen Baumarktszene gipfelt, wo „Fairtrade-Mammut“ für den steinernen Vorgarten verkauft wird. Derweil müsse die Toblerone aus dem Supermarkt eingeschmolzen werden, weil das Matterhorn nicht mehr der Form der Schokodreiecke entspricht. Die „Handlung“ auf der Bühne (Teresa Häußler) läuft ab vor einer fragmentierten Wand, auf die wissenschaftlich anmutende Bilder und Videos projiziert werden.

Kassiererin (Danai Chatzipetrou) als und Teenager JO (João d’Orey) erleben „Grelle Tage“.
Kassiererin (Danai Chatzipetrou) und Teenager JO (João d’Orey) erleben „Grelle Tage“. © p_l_zzo photography

Gast João d’Orey ist Teenager JO, hektisch gestikulierend, grimassierend und an seiner Kleidung nestelnd in permanenter Weltrettungspanik. Ist der Planet krank, wird es offenbar auch die Seele und der Kopf. Den „zerfleddernden“ Hund gibt stoisch William Cooper. Stacyian Jackson und Michael Lippold sind als Mammutdealer und Forscher für ein paar Lacher gut. Danai Chatzipetrou ist der Ruhepol der hektischen 80 Minuten.

Die Inszenierung wird für Schüler ab Jahrgang 10 empfohlen, die Lehrer dürften dann vor einer herausfordernden Aufgabe stehen. Freundlicher Applaus.

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Weitere Aufführung

Termine: Freitag, 27. 9., 18. 10.; Karten: Tel. (0234) 33 33 55 55.

www.schauspielhausbochum.de

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