Ein Hund gegen die Einsamkeit? Wie das Geschäft mit Haustieren boomt

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Ein Hund gegen die Einsamkeit? Wie das Geschäft mit Haustieren boomt

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Die Nachfrage nach Haustieren ist seit Corona groß; besonders Hunde sind bei vielen Menschen beliebt, auch in Unna. Familien sowie Alleinlebende interessieren sich vermehrt für einen treuen Begleiter.

Unna

, 24.04.2021, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Arbeit von Zuhause, ein Mehr an Freizeit und häufiges Spazierengehen – die Krise macht es aktuell vielen Menschen möglich, einen Hund in den Alltag zu integrieren. Gerade jene, die sich einsam fühlen, liebäugeln mit dem Gedanken, sich einen treuen Begleiter anzuschaffen.

Diesen Eindruck bestätigt auch Hundetrainerin und Sachverständige Martina Müller aus Unna. Sie berichtet von einem regelrechten „Boom“, was das Geschäft mit dem Hund angeht. „Die Nachfrage macht sich deutlich an den gestiegenen Preisen bemerkbar“, sagt sie. Habe man für einen Hund vom Züchter vor fünf Jahren noch rund 800 Euro zahlen müssen, liege der Preis mittlerweile teilweise bei 2500 Euro – oder sogar darüber.

„Vorher waren viele Menschen ausgelastet mit Job und Kindern. Jetzt sind sie im Homeoffice oder in Kurzarbeit und haben das Gefühl, mehr Zeit für einen Hund zu haben.“
Martina Müller, Hundetrainerin und Sachverständige

Gestiegene Preise – sowohl beim Züchter als beim Tierschutz

Selbst für Hunde, die vom Tierschutz aus dem Ausland vermittelt werden, müsse man höhere Preise einkalkulieren – und zusätzlich mit einem Hund rechnen, der sich erst an sein neues Leben in Deutschland gewöhnen muss. „Viele Tiere, die eine lange Reise hinter sich haben und früh von der Mutter getrennt wurden, sind mit der neuen Situation überfordert und leiden psychisch“, sagt Müller. „Mitunter werden sie sogar verhaltensauffällig.“ Weil vielerorts zudem das Training in Hundeschulen ausfällt, seien die neuen Hundebesitzer dann mit den Problemen allein – und oft auch überfordert.

Warum derzeit dennoch mehr Menschen glauben, einen Hund reibungslos in ihren Alltag integrieren zu können, erklärt Müller sich so: „Vorher waren viele Menschen ausgelastet mit Job und Kindern. Jetzt sind sie im Homeoffice oder in Kurzarbeit und haben das Gefühl, mehr Zeit zu haben.“ Aber auch Alleinlebende, die vorher gar nicht erst auf die Idee gekommen wären, sich einen Hund anzuschaffen liebäugeln nun damit – etwa, weil sie einsam sind. Das merkt auch Müller: „Ich habe dieses Jahr schon sechs Hunde vermittelt“, sagt sie.

Hund muss zum Halter passen – und umgekehrt

Die Hundetrainerin rät allerdings dazu, sich nur dann ein Haustier zu besorgen, wenn man auch über die Corona-Krise hinaus gewillt ist, es bei sich zu behalten: „Das Tier bleibt natürlich länger als ein Jahr. Als Rudeltier braucht es Gesellschaft, auch, wenn die Zeit im Homeoffice dann vorbei ist.“ Demnach sollte der Hund immer zum Halter und seinen Lebensumständen passen, oder besser: Der künftige Halter sollte sich nach einem Hund mit jenen Charaktereigenschaften umschauen, denen er im Alltag gerecht werden kann. Denn letztlich sei das Ziel für die meisten, dass der Hund zum treuen Begleiter wird – auch über Corona hinaus.