Ein Haus voller Würde und Lebensqualität Uwe Rimbach lebt in früherer Kirche

Ein Haus voller Würde und Lebensqualität: Wohnraum in früherer Kirche
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Die Büscher-Stiftung an der Büscherstraße in Bergkamen war eine ganz normale evangelische Gemeinde mit einer kleinen Kirche, Versammlungsräumen und einer Kita. Die Kita gibt es immer noch, doch die Kirche ist inzwischen zu einem modernen Wohntraum geworden. Uwe Rimbach - ganz zufällig selbst evangelischer Pfarrer - hatte mit seiner Frau eine große moderne Wohnung gesucht.

„Eines Tages kam meine Frau an und zeigte mir ein Inserat mit der Überschrift ‚Große Räume warten auf sie und ihre gewerbliche oder private Nutzung‘, sagt Rimbach. Das Interesse war groß, denn zuvor war die Idee der großen, modernen Räume zumeist an den Kosten gescheitert: „Ob Loft oder Penthouse, die Summen die da verlangt wurden, waren oft astronomisch“, so Rimbach.

Wohnhaus
Mit seinem Wohnhaus ist Uwe Rimbach rundum glücklich. © Stefan Milk

Die Eheleute meldeten sich, der verlangte Preis passte und so wurde ein Besichtigungstermin vereinbart. Bei dem Termin staunte Rimbach: „Mensch, das ist doch die Büscher-Stiftung, in der ich auch schon gepredigt habe“, erinnert sich der Geistliche. Sie wurden vom Keller bis in den Kirchenraum geführt und gleich sprudelten die Ideen. So kauften die Eheleute das Gebäude und schlossen für den Grund, wie bei der Kirche üblich, einen Erbpacht-Vertrag.

Im Kirchenraum wurde eine Wand eingezogen, eine großzügige offene Küche, ein riesiger Esstisch und eine gemütliche Sofa Ecke eingerichtet. Dabei gingen sie immer mit viel Liebe zum Detail vor: Die geplante Trennwand wurde mit einer richtigen massiven Backsteinwand realisiert, die nur im Eingangsbereich und am oberen Abschluss mit Trockenbau ergänzt wurde. Das hat nicht nur bauphysikalische Vorteile, sondern sieht auch verdammt gut aus.

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Die Backsteinmauer fügt sich harmonisch ein und sorgt für ein gutes Raumklima. © Stefan Milk

Im Wohnzimmerbereich sorgt ein Grundofen für Behaglichkeit, der auch das energetische Konzept der Eheleute abrundet. „Viele Gäste vermuten immer, dass wir ja riesige Heizkosten haben müssten“, so Rimbach. Dem sei aber überhaupt nicht so: Die hohen Fenster sorgten schnell dafür, dass der Raum angenehme Temperaturen erreiche. Zudem sei überall eine Fußbodenheizung verlegt, die mit Solarkollektoren auf dem Dach verknüpft sei.

Letztendlich bringe der Grundofen nötigenfalls die restliche Wärme - sparsam und langanhaltend. Hitzeprobleme im Sommer gebe es auch nicht: Der höchste Punkt der Decke beläuft sich auf 5,50 Meter und da die Wärme aufsteige, bliebe es unten angenehm. Woran man sich aber gewöhnen müsse, sei, dass alles etwas größer ausfalle: Die Drucke an der Wand sind mindestens ein Meter mal 1,20 Meter. „Da wäre woanders die Wand tapeziert, hier sehen sie halt nett aus“, so Rimbach.

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In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. © Stefan Milk

Auch der Weihnachtsbaum in einer ansprechenden Größe sei zu einem vernünftigen Preis nur schwer zu bekommen, fügt er lachend hinzu. Als sie im Baumarkt eine Leiter kaufen wollten, habe der Verkäufer ein drei Meter langes Exemplar mit den Worten empfohlen, damit kämen sie überall dran. Nach einem Schmunzeln hätten sie nach einem fünf Meter langen Exemplar gefragt. Eine große Speisekammer und ein Durchgang zum gartenseitig vorgesetzten Balkon runden den umgestalteten Kirchenraum ab.

Im abgeteilten Vorraum befindet sich ein neues, großzügiges Besucher-WC, sowie die Wendeltreppe, die ins Kellergeschoss führt. Wo sich einst zwei große Versammlungsräume befanden stoßen die Besucher nun zuerst auf eine beeindruckende vertiefte Bücher-Ecke. Gegenüber liegt ein großes Gästezimmer und durch einen Gang führt der Weg, an einem begehbaren Kleiderschrank vorbei, in das Schlafzimmer mit dem angrenzenden Badezimmer.

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Wenn es um sein Haus geht, merkt man Rimbach seine Leidenschaft an. © Stefan Milk

„Schlaf und Badezimmer sind aus einem der Versammlungsräume entstanden“, so Rimbach. Das große Bad ist mit Dusche, freistehender Wanne und Waschtisch zu einer Wohlfühl-Oase geworden und auch ihr Schlafzimmer bietet reichlich Platz.

„Als wir uns entschlossen hatten, das Gebäude zu kaufen, wusste ich, hier gehe ich erst mit den Füßen voran wieder raus“, so Rimbach. Sie hätten natürlich auch viel selbst gemacht. „Ich liebe es, mir den Wohnraum selbst zu erarbeiten“, so der handwerklich geschickte Pfarrer.

Das schaffe eine Verbindung. Inzwischen sei ihm aber auch bewusst geworden, welche Verpflichtung mit solch einem „besonderen“ Gebäude einhergeht. „Natürlich unterschreibt man auch, dass keine Nutzung vorgenommen wird, die im Widerspruch zur Kirche steht“, so Rimbach. Aber viele private Besucher aus Bergkamen hätten ihm schon gesagt, dass sie dort getraut, getauft oder konfirmiert worden seien. „Das gibt einem dann auch ein Gefühl dafür, was dieser Ort vielen anderen Menschen bedeutet“, so der Pfarrer.

Freude über den Kindergarten

Der Platz gebe auch die Möglichkeit zu ungewöhnlichen Aktionen: Im Winter hole er immer sein Motorrad in den großen Raum: „Die Harley ist grün und passt so schön zum Weihnachtsbaum“, sagt Rimbach schmunzelnd. Er und seine Frau liebten das Haus und den kleinen Garten. Der direkt nebenan liegende Kindergarten störe sie auch überhaupt nicht: „Kinder habe ich niemals als Lärmquelle gesehen“, so der Hausherr. Zudem sei im Kindergarten ab 16 Ruhe und dann störe er auch niemanden, wenn er Jagdhorn übe.