Preise für Alten- und Pflegeeinrichtungen in NRW steigen Auch Eigenanteile über Durchschnitt

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Die Preise für Dienstleistungen in Alten- und Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen sind in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen. Im ersten Halbjahr 2023 lagen sie um 5 Prozent über dem Vorjahresniveau, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch (26. Juli) mitteilte. Dabei erhöhten sich die Preise für die stationäre Pflege gesetzlich versicherter Menschen um 5,9 Prozent und die für privat versicherte Personen um 3,9 Prozent. Die Aufwendungen für Altenwohnheime oder betreutes Wohnen stiegen um 3,5 Prozent.

Im vergangenen Jahr sind auch die Eigenanteile für die Bewohner und Bewohnerinnen in den Heimen deutlich gestiegen. Zum 1. Juli waren hier 2801 Euro fällig und damit 261 Euro mehr als Mitte 2022, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab. NRW liegt damit weiterhin über dem Bundesschnitt von 2548 Euro pro Monat (348 Euro mehr als Mitte 2022) - und gehört hinter Baden-Württemberg (2913 Euro) und Sachsen-Anhalt (2841 Euro) zu den drei teuersten Ländern für Pflegeheimbewohner.

Die finanzielle Bürde wächst trotz der inzwischen eingeführten Entlastungszuschläge, die mit der Aufenthaltsdauer steigen, weiter. Mit dem höchsten Zuschlag ab dem vierten Jahr im Heim stiegen die Zuzahlungen in NRW nun im Schnitt auf 2054 Euro pro Monat - ein Plus von 124 Euro pro Monat binnen eines Jahres. Auch hier liegt der bundesweite Durchschnittswert mit aktuell 1738 Euro pro Monat deutlich niedriger, wie aus den neuen Daten hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Steigende Löhne für Personal

In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch einen Entlastungszuschlag. Den Eigenanteil nur für die reine Pflege drückt das im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. Nach einer Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen die Zuschläge Anfang 2024 erhöht werden.

Ohne Zuschläge wären es in NRW im Schnitt für alle nun 2858 Euro pro Monat als gesamte Zuzahlung, 271 Euro mehr als zum 1. Juli vor einem Jahr. Bundesweit liegt der Wert aktuell bei 2610 Euro pro Monat.

Allein der Eigenanteil nur für die reine Pflege stieg in NRW binnen zwölf Monaten um 211 Euro auf nun durchschnittlich 1149 Euro (im Bund auf 1245 Euro). Grund sind vor allem steigende Löhne für das Pflegepersonal, wie der Verband der Ersatzkassen erläuterte. Maßnahmen für eine faire Bezahlung seien zu unterstützen. Es könne aber nicht sein, dass stetig steigende Kosten zum Großteil von den Pflegebedürftigen geschultert werden müssten.

Für die Auswertung wurden Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.

dpa/seh

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