Offenbar kam einem 73-jährigen Kamener das Essen, das ihm seine Frau am Sonntagnachmittag servierte, verdächtig vor. Er aß nur sehr wenig davon. „Zum Glück“, sagt die Dortmunder Staatsanwältin Maribel Andersson. Sie ermittelt jetzt gegen die 72-jährige Ehefrau. Die hat nach Ansicht der Staatsanwältin versucht, ihren Mann mit einer vergifteten Mahlzeit umzubringen.
Nachdem der Mann am Sonntag Verdacht geschöpft hatte, war er ins Krankenhaus gegangen. Dort wurde die Vergiftung festgestellt. Die Ehefrau rückte offenbar ziemlich schnell in den Fokus der Ermittler: Die Polizei nahm sie nach Angaben der Staatsanwältin am Montag fest.
Im Laufe des Dienstags verhängte ein Richter Untersuchungshaft gegen die Frau. „Der Vorwurf lautet versuchter Mord“, sagte Staatsanwältin Andersson am Abend. Da die Frau dem Mann das Gift offenbar absichtlich ins Essen gemischt hat, könnte es sich um Heimtücke handeln, so die Juristin. Das ist eines der Mordmerkmale, die der Paragraf 211 des Strafgesetzbuches definiert. Bei Mord droht laut Gesetz eine lebenslange Haftstrafe, bei einem Mordversuch kann auch ein geringeres Strafmaß verhängt werden.

Dem Opfer gehe es gut, sagte Andersson. Weitere Angaben zu dem Fall wollte sie nicht machen: „Die Ermittlungen laufen.“ So gab die Staatsanwältin keine Antwort auf die Frage, welches Gift die Frau ihrem Mann ins Essen gemischt haben soll. Sie machte auch keine Angaben dazu, wie die Polizei der Frau auf die Spur gekommen ist beziehungsweise ob sie die vergiftete Mahlzeit sicherstellen konnte.
Zur Lage des Tatorts – also vermutlich der Wohnung des Ehepaars in Kamen – sagte die Staatsanwältin ebenfalls nichts. Datenschutzgründe sprächen dagegen, so die Begründung.

Die Staatsanwältin dürfte sich auch für die Frage interessieren, warum der Mann gleich an eine Vergiftung gedacht hat, nachdem ihm das Essen nicht schmeckte. Das legt die Vermutung nahe, dass es schon vorher eheliche Konflikte gab. Beim derzeitigen Informationsstand ist das jedoch Spekulation.
Staatsanwältin Andersson muss sich derzeit gleich mit zwei versuchten Tötungsdelikten in Kamen beschäftigen. Am Sonntagabend hatte die Polizei einen 19-Jährigen festgenommen, der verdächtigt wird, auf dem Schulhof der Kamener Hauptschule auf einen 21-Jährigen geschossen und ihn schwer verletzt zu haben.
Der 19-Jährige sitzt ebenfalls seit Montag in Untersuchungshaft. In diesem Fall lautet der Vorwurf laut Andersson versuchter Totschlag.
Mord und Totschlag beziehungsweise der Versuch gehören also durchaus zur Alltagsarbeit der Dortmunder Staatsanwältin. Allerdings hat sie es auch noch nicht erlebt, dass eine Seniorin ihrem Gatten das Essen vergiftet: „Das ist schon ein sehr außergewöhnlicher Fall.“
Schüsse auf Schulhof in Kamen: „Das Opfer hat großes Glück gehabt“