Warum wir nach übermäßigem Alkoholkonsum einen Kater haben, ist schnell erklärt. Durch den Alkohol verliert der Körper viel Flüssigkeit. Die Nieren werden beim Trinken angeregt, mehr Harn zu produzieren – so trocknet der Körper aus. Auch Zuckermangel, als Folge der erhöhten Leberaktivität beim Alkoholabbau, ist eine der zentralen Ursachen für den Kater. Die Folgen sind bekannt: Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen suchen die Alkoholsündigen heim.
Schon seit Jahrtausenden wird in der Heilkunde nach einem Mittel gegen die unliebsamen Folgen von Alkoholkonsum gesucht. So entdeckte der britische Medizinhistoriker Vivian Nutton bei der Entzifferung eines fast 2000 Jahre alten Papyrus, dass die alten Ägypter wohl auf einen wundersamen Strauch setzten. Zum Kranz gewunden, wurden die Zweige der Torfgränke (Chamaedaphne) um den Hals gelegt, um „trunkene Kopfschmerzen“ zu bekämpfen. Etwaige Erfolge sind nicht überliefert.
Doch auch heute noch ist das Phänomen Kater überraschend unerforscht. Und so sind es weiterhin vor allem die unzähligen Hausmittel und vermeintlichen „Wunderwaffen“, die einem von Freunden und dem Internet als erfolgsversprechend angepriesen werden. Eine Übersicht.
Katerfrühstück mit Rollmops oder Misosuppe
Das klassische Katerfrühstück nach dem Alkoholrausch mit einem Rollmops und eingelegten Gurken schafft tatsächlich Abhilfe. Beides ersetzt verlorene Salze, so die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Das gilt allerdings auch für alle anderen salzigen Speisen. Gleichzeitig machen sie durstig, und trinken gleicht den Flüssigkeitsverlust wieder aus. Ein handfestes Katerfrühstück ist auch das ungarische Hefegebäck Langosch. Der Hefeteig wird ausgebacken und kann mit Sour Cream, knusprigem Speck und Bergkäse serviert werden. Wer es süß mag, kann das Gebäck auch mit Nuss-Nougat-Creme oder Honig bestreichen.
Wenn der Magen wegen des Katers grummelt und nicht an festes Essen zu denken ist, hilft eine heiße Brühe mit vielen Mineralstoffen. Misosuppe mit ihren reichhaltigen Aromen und vielen Mineralstoffen ist eine gute Alternative zur herkömmlichen Hühnersuppe. Miso ist eine fermentierte Sojabohnenpaste, die aus den drei Zutaten Getreide, Salz und Bakterien besteht. Für eine Misosuppe wird außerdem noch Dashi benötigt, eine Brühe aus Braunalgen und Bonitoflocken. Wer zu angeschlagen zum Kochen ist, greift zur Instantvariante – schlau ist, wer die Suppe einfach im Voraus zubereitet.
Wenn die Hausmittel nicht helfen, lindert eine Schmerztablette zum Frühstück die Kopfschmerzen. Manche Menschen schwören auf Espresso mit Zitrone. Bei einem empfindlichen Magen oder Übelkeit ist Paracetamol ratsam. Pfefferminzöl, auf die Stirn aufgetragen, wirkt natürlich schmerzlindernd. Der Apothekerverband empfiehlt außerdem einen Spaziergang an der frischen Luft und sanfte Massagen der Schläfen und Nasenwurzel. Die frische Luft und die Massage wirken entspannend. Wer dazu noch nicht wieder in der Lage ist, legt sich einen Eisbeutel auf die Stirn – zumindest bis die Tablette wirkt.
Birne, Limette und Kokosnuss als Hilfsmittel gegen den Kater
Indische Wissenschaftler führten jüngst Tests mit Dutzenden Lebensmitteln durch – allerdings spürten sie dem Abbau von Alkohol durch Enzyme im Reagenzglas nach. Das Ergebnis: Ein Mix aus Birne, Limettensaft und Kokosnusswasser kann möglicherweise helfen, den Kater zu überwinden. Eine Beimischung von Gurke und Tomate könnte den Effekt noch verstärken, heißt es in der Studie – leider schmecke das Ganze aber nicht besonders.
Koreanische Forscher verabreichten einer Gruppe von 25-jährigen Männern erst 100 Milliliter Whiskey und dann eine Wasserlösung mit rotem Ginseng. Eine Kontrollgruppe bekam nach dem Whiskey ein wirkungsloses Placebo, die andere den Ginseng. Bei der Ginsenggruppe verringerte sich der Alkoholgehalt im Blut deutlich schneller – und damit auch das Risiko eines üblen Katers.
Welche Rolle spielt die Reihenfolge beim Alkoholkonsum?
„Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat‘ ich dir“ – Forscher der Universität Witten/Herdecke haben diesen prominenten Rat zur Katervermeidung mit einem feuchtfröhlichen Experiment als Mythos entlarvt. Ihre Erkenntnis: Für den Kater spielt es keine Rolle, in welcher Reihenfolge man Bier und Wein in sich hineinschüttet. Die Teilnehmer der Studie tranken an zwei verschiedenen Abenden zunächst nur Wein oder Bier und wechselten bei 0,5 Promille Alkohol im Blut auf das jeweils andere Getränk. Für den Morgen danach machte das keinen Unterschied. „Wir haben eindeutig gezeigt: Das Sprichwort stimmt nicht – zumindest für Weißwein und Lagerbier“, sagt der Mediziner Kai Hensel, der das Experiment in Witten geleitet hat.
Wohl aber macht es einen Unterschied, was man trinkt. Ein Experiment von US-Forschern zeigte: Bourbon verursacht einen heftigeren Kater als Wodka. Die Wissenschaftler führen das darauf zurück, dass Bourbon einen rund 37-fach höheren Anteil an sogenannten Kongeneren hat – das sind chemische Substanzen, die bei der Gewinnung von Alkohol entstehen.
Viel trinken hilft gegen den Kater
Viel trinken ist nicht nur nach übermäßigem Alkoholkonsum enorm wichtig. Auch währenddessen beugen stilles Wasser oder Mineralwasser einem möglichen Kater vor. Auch Säfte können helfen, da der enthaltene Fruchtzucker den Abbau von Alkohol beschleunigt. Gleiches gilt für frische Früchte und Honig. Das enthaltene Vitamin C unterstützt überdies die Leber bei der Entgiftung.
Und was ist mit dem Konterbier?
Als hartnäckiger Mythos hält sich das sogenannte Konterbier als vermeintliches Wundermittel gegen einen Kater. In der Theorie könnte die weitere Aufnahme von Alkohol die Beschwerden des Katers tatsächlich hinauszögern – und das sogar bis zu dem Punkt, an dem sich der Kater als solcher gar nicht mehr negativ bemerkbar macht. Um das zu erklären, ist ein Exkurs in die Biochemie nötig:
Der Abbau der im Alkohol enthaltenen Stoffe gilt als eine der zentralen Ursachen für die klassischen Katerbeschwerden wie Übelkeit und Kopfschmerzen. Besonders die bei der Spaltung von Methanol entstehenden Giftstoffe Ameisensäure und Formaldehyd liegen im Verdacht, maßgeblich für das Unwohlsein zu sein. Wer nun dafür sorgt, dass Methanol auf Dauer im Körper bleibt, zum Beispiel in dem er oder sie nach einer durchzechten Nacht weiter Alkohol trinkt, sorgt dafür, dass der Körper irgendwann darauf verzichtet, das Methanol zu spalten. Stattdessen wird es über den Atem und Urin ausgeschieden.
Paradoxerweise ist an der Konterbiertheorie also etwas dran. Allein aus medizinischer Sicht ist es natürlich alles andere als ratsam, dem bereits vergifteten Körper weiteren Schaden durch zusätzlichen Alkoholkonsum zuzuführen. Ganz abgesehen davon, das den meisten Menschen nach zu viel Alkoholgenuss sowieso eher nach dauerhafter Alkoholabstinenz zumute sein dürfte. Wohl bekomms!
RND
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