„Du Jude!“: Antisemitismus-Ausstellung zur Reichspogromnacht Polizeischutz für Glashaus Herten

Antisemitismus-Ausstellung „Du Jude!“: Polizeischutz fürs Glashaus
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Musik, eine Gedenkveranstaltung und eine Ausstellung sollen in Herten an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 erinnern. Damals brannten Synagogen in Deutschland und Menschen plünderten und zerstörten jüdische Wohnungen und Geschäfte. Vereine, Bürger, Kirchen und die Stadtverwaltung erinnern an diesem Datum an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen und wollen damit auch ein Zeichen gegen den aktuellen Antisemitismus setzen.

Am Donnerstag (9.11.) findet dazu um 17 Uhr die in Herten traditionelle Gedenkveranstaltung statt. Der Treffpunkt ist dieses Mal an der Antoniuskirche. Und im Glashaus läuft eine für jedermann frei zugängliche Antisemitismus-Ausstellung mit dem Titel „Du Jude!“. Ein mögliches Angriffsziel für Antisemiten?

Auch in Anbetracht der aktuellen Lage sehe die Stadtverwaltung zurzeit kein erhöhtes Sicherheitsrisiko, etwa für Teilnehmer bei der Gedenkveranstaltung, teilt dazu Calina Herzog von der Stadt Herten auf Anfrage mit. Dennoch gebe es einen Kontakt zum Polizeipräsidium Recklinghausen, das jüdische Einrichtungen im Kreis Recklinghausen und in Bottrop, wie etwa die Synagoge in Recklinghausen und ein jüdisches Museum in Dorsten, zurzeit besonders schützen. „Die Schutzmaßnahmen vor jüdischen Einrichtungen haben wir bereits erhöht“, bestätigt Annette Achenbach, Sprecherin des Recklinghäuser Präsidiums. „Am 9. November werden wir natürlich auch die Gedenkveranstaltungen im besonderen Blick haben.“ Die Polizei beobachte die Sicherheitslage: „Und wenn es notwendig erscheint, können wir dann entsprechend reagieren.“

Unter dem Kirchturm von St. Antonius startet die Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht.
Unter dem Kirchturm von St. Antonius startet die Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am 9. November. © Archiv

Ausstellung kommt in die Kirche

Bei der Gedenkveranstaltung soll eine Klezmer-Gruppe der Musikschule Bochum spielen. Im Anschluss daran ist auch eine Schau in der St.-Antonius-Kirche ausgestellt. Peter Kitzol-Kohn von der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Kreis Recklinghausen informiert die Teilnehmer an dem Abend über die Ausstellung mit dem provokanten Titel „Du Jude!“.

Die Ausstellung wird bereits am Vormittag um 11 Uhr im Hertener Glashaus eröffnet. Dort spricht Gerda Koch, ebenfalls von der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Kreis Recklinghausen. Die Schau soll nicht nur grundsätzlich über Antisemitismus informieren, sondern einen Bezug zur Alltagswelt von Jugendlichen herstellen. Lebensnahe Beispiele aus Musik, Sport, Internet und Schule zeigen die Alltagserfahrungen von Juden und sollen die Bedrohungslage für jüdisches Leben in Deutschland sichtbar machen. Für die Gedenkveranstaltung wandert die Ausstellung am 9. November vom Glashaus in die St.-Antonius-Kirche in Herten-Mitte.

Die Ausstellung, die nach der Gedenkveranstaltung wieder im Glashaus zu sehen sein wird, behält die Polizei im Blick: „Das Glashaus Herten befindet sich deshalb auf der Liste der Einrichtungen mit erhöhten Schutzmaßnahmen“, sagt Annette Achenbach, Polizeisprecherin. Aufgrund der aktuellen Lage habe die Polizei den Schutz von bestimmten Einrichtungen, beispielsweise jüdischen Gemeinden, verstärkt. Wie genau dieser Schutz beim Glashaus aussehen wird, könne jetzt noch nicht gesagt werden: „Wir beachten dabei immer die aktuelle Situation und bis zum 9. November ist es noch etwas hin.“

Die Ausstellung soll bis Donnerstag, 23. November, laufen und ist zu den Öffnungszeiten des Glashauses frei zugänglich. Für Schulklassen wird es kostenlose Führungen geben. Anmeldungen nimmt Sabine Weißenberg unter der Telefonnummer 02366/303-541 oder per E-Mail an s.weissenberg@herten.de entgegen.

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