Discounter-Zank an der Dortmunder Straße Penny will eine Aldi-Ansiedlung verhindern

Dortmunder Straße: Penny will eine Aldi-Ansiedlung verhindern
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Es ist vermutlich kein echter Trost, wenn man darauf hinweist, dass es Baugebiete in Recklinghausen gibt, die in ihrer Entwicklung weitaus mehr Zeit verschlungen haben (oder immer noch verschlingen) als das Projekt an der oberen Dortmunder Straße gegenüber dem Ziegelgrund. Allerdings dürfte es für die gefühlte Ungeduld an diesem Standort eine einfache Erklärung geben, denn dort sollen eben nicht nur Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen, sondern nicht zuletzt auch ein Aldi-Markt. Und spätestens an dieser Stelle ist das öffentliche Interesse enorm.

Seit acht Jahren berichtet unsere Redaktion mittlerweile über die potenzielle Ansiedlung eines Discounters dort, doch der Beginn des Verfahrens verlief überaus holprig. Nach einigem Hin und Her hatte schließlich die IR Recklinghausen DS 285 GmbH die Projektentwicklung in die Hände genommen, und irgendwann war es auch kein Geheimnis mehr, dass nicht irgendein Discounter, sondern Aldi Nord Interesse an diesem Standort hat.

Satellitenbild des Baugebiets.
Draufsicht aus der Adlerperspektive: Um dieses Areal an der Dortmunder Straße geht es. © RVR

Seitdem wurde das Vorhaben mit einer erkennbaren Stringenz vorangetrieben, auch wenn die behördlichen Mühlen immer noch mit scheinbar stoischer Ruhe mahlten. Ein Beispiel: „Im September 2022 hatte der Rat der Stadt der Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt, im Juni 2023 wurde diese nach Genehmigung durch die Bezirksregierung in Münster öffentlich bekannt gemacht“, erklärt Stadtsprecher Hermann Böckmann auf Nachfrage.

Was dann noch fehlte und immer noch fehlt, ist ein neuer Bebauungsplan, der erstmals im Februar/März dieses Jahres offengelegt wurde. Es wurden einige Anregungen und vor allem auch Bedenken geäußert, die dazu geführt hätten, dass die Planung nicht zuletzt hinsichtlich des Einzelhandels noch einmal überarbeitet werden muss, um schließlich den endgültigen Weg in die politischen Gremien zu finden, sagt Böckmann weiter. Wo genau der Schuh drückt, darf dieser mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht näher erläutern.

„Das ist nichts anderes als eine Hinhaltetaktik“

Doch das kann der Recklinghäuser Frank Staffel, einer der Köpfe hinter der oben bereits erwähnten IR Recklinghausen DS 285 GmbH. Und der nimmt letztlich kein Blatt vor den Mund: „Penny stemmt sich gegen das Vorhaben, und das ist nichts anderes als eine Hinhaltetaktik. Man will Zeit verstreichen lassen und hofft darauf, dass die Investoren das Interesse verlieren.“

Nun ist es zunächst einmal das gute Recht und auch ein nachvollziehbarer Reflex der Penny Markt GmbH, ihre beiden Märkte an der Dortmunder Straße (Nr. 15 und vor allem Nr. 162) vor potenzieller Konkurrenz zu schützen. Das versucht man mit Verweis auf das städtische Einzelhandelskonzept, mit dem angeblich eine Aldi-Ansiedlung an der Dortmunder Straße nicht zu vereinbaren sei. Tatsächlich stammt die aktuelle Version des Einzelhandelskonzepts aus dem Jahr 2019, und fünf Jahre sind auf einem sich rasant verändernden Markt eine kleine Ewigkeit. „Eigentlich müsste man so ein Konzept mindestens alle zwei Jahre anpassen“, findet Frank Staffel.

Planzeichnung des Baugebiets an der Dortmunder.
Planzeichnung des Baugebiets: So soll es künftig neben der Dortmunder Straße aussehen. © IR Recklinghausen DS 285

Unwidersprochen wird aktuell hinter den Kulissen an einer Lösung gefeilt, vermutlich wird eines der vielen Gutachten, die inzwischen schon eine solide sechsstellige Euro-Summe an Vorleistung verschlungen haben, angepasst und noch einmal der Öffentlichkeit vorgelegt. Grundsätzlich werden die Planungen nicht mehr verändert, „alles ist längst fertig“, erklärt Frank Staffel, der sich auch eine vorsichtige Prognose abringt: „Ich hoffe, dass wir mit den eigentlichen Bauarbeiten im ersten oder zweiten Quartal beginnen können.“

Klar ist: Der Aldi-Markt hat dann Priorität, und wenn er irgendwann eröffnet wird, will sich der Discounter von seinem Markt an der Hubertusstraße trennen. Sukzessive werden dann die 16 Doppelhaushälften und acht Blöcke mit Mietwohnungen von 45 bis 120 Quadratmetern folgen. Und Frank Staffel erinnert noch einmal daran, dass es in den Mehrfamilienhäusern einen öffentlich geförderten Wohnraumanteil von rund 25 Prozent geben wird: „Das bedeutet einen Quadratmeterpreis von 6,85 Euro, und das ist definitiv ein Gewinn für Recklinghausen.“