Diebe drangen in Sicherstellungshalle der Polizei ein Ungewöhnlicher Tatort bei SEK-Einsatz in Unna

SEK-Einsatz im Indupark: Diebe knackten Sicherstellungshalle der Polizei
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Was wollte die Diebesbande beim Abschleppdienst Widliczek in Unna holen? Auch mehrere Tage nach der spektakulären Festnahme von acht Einbruchsverdächtigen auf frischer Tat bleiben die Hintergründe rätselhaft.

Die Unnaer Polizei und die Dortmunder Staatsanwaltschaft machten auf wiederholte Nachfrage keine neuen Angaben zu dem Fall des schweren Bandendiebstahls. „Die Ermittlungen laufen noch“, hieß es zuletzt am Donnerstag auf Anfrage. Das betroffene Unternehmen Widliczek verwies wiederum auf die Polizei.

Anders als bei früheren Firmen-Einbrüchen im Indupark fällt der ungewöhnliche Tatort auf. Diesmal wurde nicht etwa ein typischer Metall- oder Logistikbetrieb von Einbrechern heimgesucht, sondern ein Unternehmen, das als Kfz- und Abschleppdienst sowie ADAC-Partner vor allem für die Pannenhilfe im Notfall steht.

Doch auf geparkte Kraftfahrzeuge scheinen es die ungebetenen Besucher nicht abgesehen zu haben: Sie wurden in flagranti beim Abtransport von Kartons mit einem nicht näher bezeichneten Diebesgut erwischt und waren augenscheinlich mit zwei weißen Transportern vorgefahren.

Was in den Kartons war, darüber schweigt die Polizei sich aus. Polizeisprecher Bernd Pentrop sagt bloß: „Diebesgut.“ Ein Spezialeinsatzkommando hatte die Bande in der Nacht zu Sonntag auf dem Widliczek-Firmengelände überrascht. Eines der Fahrzeuge wurde bei einem Fluchtversuch von einem Bandenmitglied vor einen Metallzaun in der Nachbarschaft gesetzt: Zuvor hatte der Mann einen Polizeiwagen gerammt. Von den acht zunächst Festgenommenen kamen sieben wieder auf freien Fuß und einer blieb in Untersuchungshaft, wie am Montag einer Pressemitteilung zu entnehmen war – in der aber nichts zu dem Diebesgut steht.

Nicht auszuschließen ist, dass das Interesse der Diebe an Widliczek mit einer besonderen Funktion des Standorts zusammenhängt. Dort befindet sich eine laut Firmenangaben 550 Quadratmeter große Sicherstellungshalle. Die Funktion dieser Halle beschreibt Widliczek auf seiner Internetseite: „So können wir unmittelbar nach der Bergung oder dem Abschleppen eine detaillierte Begutachtung des Fahrzeugs durchführen und (...) eine Schadensdiagnose mitteilen.“

Diese Sicherstellungshalle dient aber nicht nur als Prüfstelle, sondern auch als Verwahrplatz von Fahrzeugen und Sachen, die von der Polizei sichergestellt wurden, also im behördlichen Auftrag bei Widliczek gelagert werden. Zielten die Diebe vielleicht bewusst auf sichergestellte Gegenstände ab? Wollte die Bande gar verloren gegangenen Besitz wiedererlangen? Auch dazu gibt es bei den Ermittlungsbehörden keine Auskunft.

Polizisten stehen in der Tatnacht vor der Sicherstellungshalle bei Widliczek in Unna, deren Tür geöffnet ist.
Polizisten stehen in der Tatnacht vor der Sicherstellungshalle bei Widliczek, deren Tür geöffnet ist. © Max Lametz

Beschlagnahmte oder sichergestellte Objekte können ganz verschiedene Dinge sein, wie zum Beispiel Fahrzeuge, die von der Polizei oder anderen Behörden aus verschiedenen Gründe beschlagnahmt wurden – vielleicht weil sie gestohlen waren, in illegale Aktivitäten verwickelt waren oder weil der Fahrer die notwendigen Papiere nicht vorweisen konnte. In Sicherstellungshallen können auch Waren gelagert werden, die bei Kontrollen beschlagnahmt wurden.

Diese Hallen sind in der Regel gut gesichert, um zu verhindern, dass die sichergestellten Objekte beschädigt, gestohlen oder manipuliert werden. Auf dem Widliczek-Gelände hängen mehrere Überwachungskameras, die die Täter aber nicht abschreckten. Ein stabil wirkendes Schiebetor verschließt das umzäunte Grundstück, hinderte die Täter aber nicht am Zugang. Wie gut der Sicherstellungsplatz tatsächlich gesichert ist, dürfte deshalb nach dem spektakulären Coup auf den Prüfstand kommen.

Dass die Polizei in der Tatnacht so schnell und sogar mit einem Spezialeinsatzkommando zur Stelle war, deutet darauf hin, dass der Plan der Täter schon frühzeitig aufgeflogen ist. Eine Formulierung in der bislang einzigen Pressemitteilung der Polizei lässt sich so interpretieren, dass die Beamten schon auf der Lauer lagen. „Polizeiliche Ermittlungen hatten Hinweise auf einen Einbruch auf dem Firmengelände ergeben, sodass der Zugriff unmittelbar nach Tatansetzung unter Hinzuziehung von Spezialeinsatzkräften erfolgen konnte.“