Alexander ist verdattert. An der Bushaltestelle küsst eine wildfremde Frau seinen Nacken. Sie entschuldigt sich, tischt eine Rührgeschichte vom toten Ehemann auf und quasselt ihn voll. Von sich, vom Leben und überhaupt. Er will sie abschütteln, aber die nassforsche Klette heftet sich an ihn.
Alexander und Gerda. Burghart Klaußner (73) und Caroline Peters (51). In Lars Kraumes Flirtkomödie „Die Unschärferelation der Liebe“ (nach Simon Stephens Bühnenstück „Heisenberg“) kreist ein Paar umeinander, das auf den ersten Blick seltsam bizarr wirkt. Hier der reservierte Alte mit seiner Fleischerei, dort die deutlich jüngere Schulsekretärin, die sich wie eine Stalkerin an ihn heranwanzt.
Ihm auf die Pelle gerückt
Man sollte denken, die Liebe habe nicht den Hauch einer Chance, so offensiv wie Gerda Alexander auf die Pelle rückt. Tatsächlich bekommt er es mit der Angst, als die Frau Tage später in seinem Laden steht. Und so tut, als sei es völlig einleuchtend, dass sie gekommen ist.
„Sie könnten mich ausführen!“, „Nein, werde ich nicht! Ich habe noch nie eingewilligt, mit jemandem auszugehen.“ Madam lässt nicht locker: „Was tun Sie, wenn mal frei haben?“ – „Ich mache Spaziergänge.“
Ein Fest für die Darsteller
Der Widerspenstige lenkt ein. Er geht mit der Frau spazieren, dann asiatisch essen. Beide breiten ihr Leben voreinander aus, es keimt ein zartes Pflänzchen, aus Sympathie wird bald mehr.
Liebe in aller Verrücktheit ist ein Kino-Dauerbrenner, ja ein eigenes Genre. In diesem Fach einen frisch-fidelen Film vorzulegen, ist nicht leicht. Lars Kraume schafft es. Er richtet ein schauspielerisches Fest für Klaußner und Peters aus.
Heiter und beschwingt
Mit Dialogen, die Pepp haben, einem flottem Erzähl-Atem und situativem Humor, der nicht auf schnelle Pointen zielt und kicher-komisch ist. Caroline Peters geht in der Rolle der überdrehten Nudel auf. Burghart Klaußner gibt den „alten Sack“ (so Gerda), der gar nicht will, dass eine Frau sein Leben auf links dreht.
Was als Berliner Nachtstück beginnt, mündet in einen Amerika-Trip, nach dem man heiter und beschwingt das Kino verlässt.
„Die Geschichte einer Familie“: Trotz Schuld und Scham geht ihr Leben weiter
„Mavka - Hüterin des Waldes“: Das Fantasialand hinterm dunklen Berg
„Transformers - Aufstieg der Bestien“: Roboter retten die Erde zu Hip-Hop Musik