Vor sieben Jahren hat Chrissie (Anna Maria Mühe) ihren Heimatort verlassen. Es war eine Flucht vor Kummer, Qual und Schuld. Sie saß am Steuer von Papas Polizeiwagen, den sie mit Bruder und Freunden für eine Spritztour gemopst hatte. Sie schlief ein, der Wagen kam von der Straße ab, Chrissies Bruder war tot.
Und jetzt ist Chrissie zurück in Nußdorf. Untergekrochen beim Vater, es geht ihr miserabler denn je. Sie arbeitete als Stuntfahrerin, gab Vollgas vor der Rampe und baute einen Unfall. Nun sitzt sie im Rollstuhl, ob auf Dauer ist ungewiss.
Dahin, wo es weh tut
Vor diesem Hintergrund erzählt Regisseur Karsten Dahlem „Die Geschichte einer Familie“: deutsches Melodram-Kino auf der Spur von Trauer und Schmerz.
Kein Film, der es dem Publikum leicht macht. Im Gegenteil: Dahlem (auch Drehbuch) geht dahin, wo es weh tut, er will nichts schönreden. Unverstellt schaut deutsche Wirklichkeit und Tristesse uns an. Wer das nicht aushält, soll eben Hollywoodkino gucken, mit seinen Plastikfiguren und Zucker-Welten sowieso der Gegenentwurf zur Bitterkeit des wahren Lebens.

Konflikte leuchten ein
Wer bitte soll unsere schnöde Realität einfangen, wenn nicht subventionierte deutsche Filme wie dieser? „Die Geschichte einer Familie“ verhandelt Verlust und Trauerarbeit und beschreibt die Zerreißprobe innerhalb einer Familie. Kintopp bleibt außen vor, nichts hier wirkt „larger than life“.
Die Konflikte leuchten ein, alle Darsteller spielen Otto Normalverbraucher, keiner agiert wie ein Schauspiel-Star. Doch spielen können sie. Anna Maria Mühe ist großartig in der Abbildung von Frust und Wut, ihre deprimierte Chrissie kann einem leidtun. Michael Wittenborn steht Mühe in nichts nach. Auch Werner, der Polizist, hat nach dem Tod des Sohnes alle Lebensleichtigkeit verloren.
Prozess von Annäherung
Dahlem beschreibt den Prozess von Annäherung und Aussprache. Es dauert, bis ein Lächeln über Chrissies Gesicht huscht. Darin liegt die Botschaft. Nur wer reinen Tisch macht, geht in Richtung Versöhnung und Neuanfang. Klug, einfühlsam, sehenswert.
„Mavka - Hüterin des Waldes“: Das Fantasialand hinterm dunklen Berg
„Transformers - Aufstieg der Bestien“: Roboter retten die Erde zu Hip-Hop Musik