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Die Corona-Situation ist viel besser als ihr Ruf und eine weitere Entspannung ist in Sicht
Coronavirus
Die Zahl neuer Corona-Fälle erreicht neue Rekord-Höhen. Trotzdem stehen die Zeichen auf Entspannung. Selbst das Robert-Koch-Institut nennt – wenn auch etwas versteckt – hoffnungsvolle Daten.
Auf der einen Seite haben die Corona-Zahlen neue Höchstwerte erreicht. Auf der anderen Seite fallen am 2. April auch in Nordrhein-Westfalen weitere Corona-Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht im Einzelhandel – wenn das Land nicht doch noch durch die Hotspot-Hintertür gehen sollte.
Was auf den ersten Blick völlig widersinnig zu sein scheint, ist absolut konsequent, wenn man sich die Corona-Daten genauer anschaut. In den vergangenen sieben Tagen gab es mit 1.551.448 Neuinfektionen in einer Woche zwar so viele neue Corona-Fälle wie nie zuvor.
Das ist sicherlich nicht schön, aber selbst diese hohe Fallzahl sorgt nicht dafür, dass die Kliniken mit Covid19-Patientinnen und -Patienten überflutet werden.
Der eigentliche Grund für Engpässe in den Kliniken
Wenn es in den Kliniken zu Engpässen kommt, dann liegt das in der Regel eher daran, dass pflegerisches und ärztliches Personal aufgrund bestehender Regeln weiter in Isolation und Quarantäne muss, selbst wenn gar keine Symptome vorliegen.
So ist die Zahl der mit einer Corona-Infektion in einem Krankenhaus liegenden Menschen in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche sogar gesunken, die Hospitalisierungs-Inzidenz sank von 7,36 am 21. März auf 6,94 am 28. März. Und auch auf den Intensivstationen gibt es nur einen geringen Anstieg, wobei selbst das Robert-Koch-Institut klar macht, dass diese Zahlen wenig aussagen.
Im jüngsten Wochenbericht heißt es dazu: „Unter dem aktuell sehr hohen Infektionsdruck während der Omikron-Welle wird auch der Anteil der Personen höher, bei denen die dringende stationäre oder intensivmedizinische Behandlung wegen einer Erkrankung notwendig ist, bei der die SARSCoV-2 Infektion aber nicht unbedingt ursächlich oder allein maßgeblich ist. Diese Fälle werden bei der Hospitalisierungsinzidenz der Meldedaten und bei der Belegung der Intensivbetten mitgezählt.“ Übersetzt heißt es: Viele werden hier als Corona-Kranke gezählt, obwohl Corona gar nicht die eigentliche Ursache für einen Klinik-Aufenthalt ist.
Vergleichbares gilt im Übrigen auch für die Corona-Toten. Ihre Zahl ist ganz leicht gestiegen, aber nach wie vor ist eine genaue Unterscheidung, wer an oder nur mit Corona gestorben ist, nicht möglich. Übrigens: Von den mehr als 128.000 im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorbenen Menschen in Deutschland sind 84 Prozent 70 Jahre und älter, obwohl diese Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung lediglich einen Anteil von knapp 7 Prozent hat. Der Anteil der unter 60-Jährigen an den Coronatoten liegt bei weniger als 6 Prozent.
Der Blick nach Europa
Im Übrigen scheint die aktuelle Omikron-Welle langsam ihren Höhepunkt erreicht zu haben. So ist die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele andere Menschen ein Infizierter ansteckt, weiter gesunken: von 0,90 am 21. März auf 0,78 am 28. März. Sie liegt damit deutlich unter der kritischen Marke von 1 und deutet auf ein baldiges Abebben der Pandemie hin.
Auch ein Blick nach Europa verrät, dass sich das Virus in vielen Ländern wieder auf dem Rückzug befindet. Allerdings gibt es auch Länder, in denen die Zahl neuer Fälle wieder steigt wie beispielsweise in Frankreich, Spanien und Großbritannien. Irgendwie bewegt sich die Omikron-Variante des Coronavirus zwischen Rückzug und neuer Welle. Dazu trägt vor allem die sehr ansteckende Omikron-Variante BA.2 einiges bei. Allerdings, das macht das RKI klar, hat sie bei einer Infektion keine schlimmeren Folgen als die ursprüngliche Omikron-Variante.
Nach wie vor gibt es Proteste gegen die Coronaschutz-Impfungen. Dabei werden teils auch sehr merkwürdige Argumente vorgetragen und Verschwörungstheorien verbreitet. Wer allerdings auf die nackten Fakten schaut, der sollte sich dreimal überlegen, ob er sich nicht doch impfen lässt.
Zahlen mit einer eindeutigen Botschaft an Ungeimpfte
So wurden in den vergangenen vier Wochen 386.499 neue Corona-Fälle mit markanten Krankheits-Symptomen registriert. In 3.718 Fällen war dabei eine Krankenhauseinweisung erforderlich, 1.569 der Betroffenen waren ungeimpft. Das bedeutet einen Anteil von 42,2 Prozent, obwohl die Ungeimpften an der Bevölkerung nur einen Anteil von 24,1 Prozent haben.
An den Corona-Intensivpatienten haben Ungeimpfte sogar einen Anteil von 58,2 Prozent, an den Toten liegt ihr Anteil bei 52,5. Deutlicher als diese Zahlen kann man die entscheidende Botschaft nicht ausdrücken: Ungeimpfte laufen eindeutig stärker Gefahr, schwer an Corona zu erkranken und zu sterben.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
