Steht zu befürchten, dass sich die Spieler des VfL Bochum ihre wenig erfolgreichen Auftritte in dieser Saison nur noch schön saufen können?
Wie sonst kann der Unmut im Team erklärt werden, nachdem Cheftrainer Peter Zeidler jüngst verfügte, dass zwecks optimaler Regeneration nach den Spielen in der Kabine eben nicht mehr ein bis zwei Bierchen gekippt werden dürfen, wie es doch bei jedem durchschnittlichen Bezirks- und Kreisligist auch der Fall ist?

So weit, so gut, so intern. Wenn es denn intern geblieben wäre. Doch längst wird die Spielerkritik an Zeidlers Bierverbot in der Fachpresse diskutiert. Seither verweisen die Top-Treffer bei der Internet-Suche nach „VfL Bochum Bier“ eben nicht mehr auf den „Stadionausstatter“ der Fiege Brauerei.
Horrorszenarien wie mit Magath
Sechs Ligaspiele mit nur einem – und dann auch noch glücklichen – Punktgewinn gegen Kiel, zudem das höchst peinlichen Pokal-Aus gegen Zweitligaschlusslicht Regensburg, und nun nimmt der Trainer seinen „Profis“ auch noch das Bier weg. Zu allem Überfluss wird das Team bei Auswärtsspielen zu einem gemeinsamen Frühstück mit anschließendem Spaziergang zwecks Teambuilding verdonnert. Drohen dem Tabellenletzten nun Horrorszenarien, wie sie zuvor nur beim FC Schalke unter Felix Magath denkbar waren?

Wohl kaum. Vielmehr sind solche „Nebenkriegsschauplätze“ meist Ausdruck davon, dass der Trainer mehr und mehr die Kabine verliert. Und auch in der Außendarstellung macht der Klub aktuell keine glückliche Figur. Nach jeder Niederlage predigen Trainer und Sportvorstand, dass man viele Verbesserungen im Spiel der Mannschaft sehe, doch die Fans fragen sich längst, wie lange man sich noch verbessern muss, um endlich Punkte auf dem Zählerstand zu bekommen, und ob der Klassenerhalt zu dem Zeitpunkt dann rechnerisch überhaupt noch möglich ist.
Laterne neben dem Bierkasten
Betrachtet man die Gemengelage an der Castroper Straße, ist zu befürchten, dass der VfL schon sehr bald wieder auf Trainersuche sein wird. Sollte am Samstag in Hoffenheim nicht sehr Zählbares für die Bochumer herausspringen, könnte man nach den darauffolgenden Spielen gegen Bayern, Frankfurt, Leverkusen und Stuttgart schon ziemlich abgeschlagen sein und die Rote Laterne direkt neben dem Bierkasten in der Kabine verankern.
Götterdämmerung in Dortmund
Noch nicht offiziell bekannt ist, ob sich die Anhänger des BVB auch ein bis zwei Bierchen gönnen mussten, nachdem in der letzten Woche bekannt wurde, dass sich ihr Kloppo künftig fürs Brause-Fußballimperium engagiert. Doch vielleicht hilft diese Götterdämmerung dabei, das lang schmerzende Trainer-Trauma des BVB endlich zu beenden. Kein Coach war nach der Klopp-Ära gut genug für die Borussia – entweder intern oder auf den Rängen. Jeder musste sich am „Pöhler“ messen und war am Ende doch chancenlos.

Dass Jürgen Klopp seit jeher auch schon leicht bipolar zwischen Seitenlinie und Mixed Zone auftrat, wollte kaum jemand kritisieren. Doch spätestens jetzt zeigt sich, dass durchaus zwei Seelen in ihm stecken. Die eine der „Echten Liebe“, wie sie Dortmund und Liverpool erleben durften und dort den „Normal One“ geradezu anbeteten. Und nun die andere, mit der er eine sportliche Herausforderung in einem milliardenschweren Unternehmenskonstrukt gefunden haben will, das aber doch allem widerspricht, für das er in seiner Trainerkarriere stand.

Vielleicht ist es daher die Chance, dass der BVB jetzt endlich die Ära Klopp als Ideal einer erfolgreichen schwarz-gelben nationalen und internationalen Dominanz deutlich revidiert.
Vielleicht bedingt das ja sogar eine neue Stabilität des jungen Trainers, der sich gerade gezwungen fühlt, seine Erwartungshaltung deutlich auf den aktuellen Leistungsstand der Mannschaft anpassen zu müssen.
Und vielleicht führt es sogar dazu, dass man sich in der BVB-Büroetage ebenfalls wieder verträgt, mit Sebastian Kehl den im nächsten Sommer auslaufenden Vertrag doch noch verlängert und jeder seine Zuständigkeiten akzeptiert und erfüllt, ganz zum Wohle und zum Erfolg des Vereins. Eventuell muss man sich dafür in Dortmund einfach mal bei einem Bierchen zusammenfinden. Es muss ja nicht direkt nach dem Spiel in der Kabine sein.