Die Bundesliga-Kolumne nach dem 31. Spieltag Und sie können es doch!

Von Florian Starb
Die Bundesliga-Kolumne nach dem 31. Spieltag: Und sie können es doch!
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Wie oft gab es dieses Szenario schon im Laufe der Saison? Die Konkurrenz im Kampf um die europäischen Wettbewerbe schwächelt und präsentiert dem BVB einen erfolgreichen Spieltag auf dem Silbertablett. Und dann kam der BVB und lehnte die Geschenke dankend ab – in Form von unerwarteten Niederlagen. Auch der 31. Spieltag hätte da perfekt ins Bild gepasst, sieht man einmal vom Freiburger Sprung auf Platz 4 ab.

Frankfurt machte mit dem mehr als deutlichen 4:0-Erfolg einen großen Schritt in Richtung Champions League-Qualifikation.
Frankfurt machte mit dem mehr als deutlichen 4:0-Erfolg einen großen Schritt in Richtung Champions League-Qualifikation. © picture alliance/dpa

Der Mainzer Absturz ging weiter und hat den Karnevalsklub mittlerweile auf Platz 7 abrutschen lassen. Augsburg musste alle realistischen Europapokalträume gegen Leverkusen ziehen lassen, Bremen blieb im norddeutschen Abseitstorfestival bei nur einem Punkt. Und der Konzernklub aus Leipzig ließ in Frankfurt gleich mal jegliche Gegenwehr vermissen – und war mit dem 0:4 noch gut bedient.

In Dortmund schubst man Böcke um

Und was macht der BVB, ausgerechnet gegen Hoffenheim? Er beschenkt deren Mäzen Dietmar Hopp zu seinem 85. Geburtstag mit einem durchaus spektakulären 3:2-Auswärtssieg. Ein verschossener Elfmeter durch Guirassy, das erneute Aufblitzen von Brandt spielerischer Qualität beim Treffer zum 2:1, der erneute Hoffenheimer Ausgleich in der 91. Minute und Antons Siegtreffer in der 95. Minute – das Spiel bot die gesamte Bandbreite an Emotionen. Blickt man ehrlich auf die bisherige Saison zurück, dann gab es genug Situationen, in denen der BVB die Heimreise nur mit einer Punkteteilung oder gar der späten Niederlage angetreten hätte.

Niko Kovachat den BVB nicht nur stabilisiert, die Mannschaft ist auch wieder in der Lage, Rückstände wegzustecken.
Niko Kovachat den BVB nicht nur stabilisiert, die Mannschaft ist auch wieder in der Lage, Rückstände wegzustecken. © picture alliance/dpa

Diesmal jedoch nicht und angesichts der vorherigen Wochen muss man attestieren: Nico Kovac hat es geschafft, Böcke umzustoßen und Ruder herumzureißen – oder ohne die viel zu oft zitierten Floskeln: In dieser Mannschaft steckt nicht nur wieder Leben, sondern auch das Selbstvertrauen, um Rückschläge, wie einen späten Ausgleich, wieder wegzustecken. Diese Qualitäten hatten die Schwarz-Gelben über weite Strecken der Saison vermissen lassen. Der verdiente Lohn ist der Sprung auf Platz 6, der Abstand zur Champions League sind nun gerade einmal drei Punkte.

Botschaften von den Verbänden

Ganz ohne Drama ging es natürlich aber auch beim Siegtreffer nicht – wegen des vorherigen Kopftreffers von Dortmunds Chukwuemeka bei TSG-Torwart Baumann. Nach VAR-Überprüfung und langen Diskussionen auf dem Platz wurde das Tor letztendlich gegeben, im Nachgang schaltete sich dann sogar noch der DFB ein. „Es sei kein Foulspiel an Baumann gewesen, sondern ein Zusammenprall“, fasste Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH, die Bewertung der Situation zusammen. Auch die Kopfverletzung Baumanns, die eigentlich eine direkte Unterbrechung zur Folge hätte haben müssen, sei so nicht erkennbar gewesen.

Hoffenheims Torwart Oliver Baumann war vor dem entscheidenden 3:2 am Kopf getroffen worden. Ob die Szene hätte abgepfiffen werden müssen, war in der Folge Gegenstand zahlreicher Diskussionen.
Hoffenheims Torwart Oliver Baumann war vor dem entscheidenden 3:2 am Kopf getroffen worden. Ob die Szene hätte abgepfiffen werden müssen, war in der Folge Gegenstand zahlreicher Diskussionen. © picture alliance/dpa

Während diese Szene wohl noch für ein wenig Diskussionen sorgen wird, wurde eine Diskussion Anfang dieser Woche aber nun beendet – zumindest sportjuristisch. Bislang gehört hatten wohl nur die wenigsten Fans vom Ständigen Schiedsgericht, wohl aber von dem Fall, der dort endgültig geklärt wurde: dem Feuerzeugwurf von Berlin. Denn nachdem Union Berlin mehrfach Widerspruch gegen die Entscheidungen eingelegt hatte, die Partie gegen Bochum zugunsten der Gäste zu werten, ist diese Entscheidung nun unumkehrbar – und aufgrund der aktuellen Tabellensituation irgendwie auch egal.

Die drei Punkte aus dem Hinspiel gegen Union endgültig gewonnen, den Klassenerhalt beim 1:1 im Rückspiel aber wohl verspielt. Bochum taumelt dem Abstieg entgegen.
Die drei Punkte aus dem Hinspiel gegen Union endgültig gewonnen, den Klassenerhalt beim 1:1 im Rückspiel aber wohl verspielt. Bochum taumelt dem Abstieg entgegen. © picture alliance/dpa

Auch ohne den verlorenen Punkt des eigentlichen Unentschiedens hält Union die Klasse, auch mit den juristisch erkämpften drei Punkten ist Bochum neues Schlusslicht der Tabelle. Dass ihr erneutes Aufeinandertreffen am Tag vor der Bekanntmachung der Entscheidung erneut mit 1:1 endete, ist dann nur noch die Fußnote, die den ganzen Wahnsinn abrundet.

Showdown in Heidenheim

In Bochum dürfte die Nachricht aber dennoch zumindest mit ein wenig Erleichterung aufgefasst worden sein, stünde man mit nur einem statt drei Punkten halt noch schlechter da. Denn seit dem Wochenende ist man nun wieder am Ende der Tabelle angekommen.

Heidenheim ließ erst Stuttgart am Aluminium und Torwart Kevin Müller verzweifeln, ehe Honsak zum 1:0 traf. Kiel lieferte sich einen munteren Schlagabtausch mit der Borussia vom Niederrhein und landete den Knockout in Person von Shuto Machino.

Kiel ließ sich auch vom zweimaligen Gladbacher Ausgleich nicht schocken und bewahrt seine Chancen auf den Klassenerhalt - möglicherweise auch über die Relegation.
Kiel ließ sich auch vom zweimaligen Gladbacher Ausgleich nicht schocken und bewahrt seine Chancen auf den Klassenerhalt - möglicherweise auch über die Relegation. © picture alliance/dpa

Beide Ergebnisse vergrößern den Druck auf Bochum: Heidenheim hat nun schon vier Zähler Vorsprung auf den VfL, der ausgerechnet im direkten Duell gegen die Schmidt-Elf am Freitag absteigen könnte. Siegt Heidenheim, dann ist nicht einmal die Rettung in der Relegation mehr machbar. Die direkte Rettung ist angesichts von neun Punkten Rückstand auf Hoffenheim und des deutlich schlechteren Torverhältnisses ohnehin nur noch ein theoretisches Szenario.

Es sieht also alles danach aus, dass man an der Castroper Straße im kommenden Jahr wieder gegen Schalke, Nürnberg oder Hertha spielen wird.