Dass Berlin gerne einmal der Schauplatz für historische Ereignisse ist, dürfte angesichts des Umstands, dass es sich immerhin um die Hauptstadt handelt, nicht sonderlich überraschen. Dass dieses Ereignis im Fußball angesiedelt ist, überrascht hingegen schon. Denn was man Berlin in keinem Fall nachsagen kann, ist der Status als Fußballhauptstadt. Klammert man Unions Weg nach Europa einmal aus, dann ist die Fußballlandschaft der Hauptstadt seit etlichen Jahren eher ein Sammelbecken an sogar national unbedeutenden Vereinen, peinlicher Außendarstellung – looking at you „Big City Club“ Hertha – und sportlichem Misserfolg.

Diese Bilanz hat das Topspiel am Samstag zumindest ein wenig aufgehübscht, denn die Alte Försterei wurde zum Schauplatz von Bundesligahistorie. Noch nie hatte es zuvor acht Tore in der ersten Halbzeit gegeben, Union und Stuttgart machten es nun möglich – ausgerechnet zwei der Mannschaften, deren Saisonverlauf schon hinter den Erwartungen zurückblieb. Warum es so gekommen ist, das zeigt dieses (Traum-)Torfestival in 45+6 Minuten auf ganzer Länge, stabile Defensivarbeit sieht in jedem Fall anders aus. Irgendwie passt es dann aber ins Bild, dass nach dem Seitenwechsel kein weiterer Treffer fallen sollte.
Heidenheim als Sparringspartner
Jubeln durften die Hausherren am Ende aber doch: Dank der Punkteteilung und der Ergebnisse des Nachmittages bleibt Union auch in der kommenden Saison erstklassig. 13 Punkte beträgt der Vorsprung auf Heidenheim, die am Samstag nur Sparringspartner für die Bayern waren, die ihr „Finale dahoam“ maximal als Zuschauer erleben werden.

Wer auf eine Neuauflage des Überraschungserfolgs in der Vorsaison gehofft hatte, durfte diese Gedanken spätestens bei Comans 3:0 noch vor der Pause beerdigen. Denn nicht umsonst sind die Heidenheimer das schwächste Heimteam der Liga, manch ein anderer Abstiegskandidat verkaufte sich zuletzt besser gegen den designierten Meister.

Dazu zählt auch Holstein Kiel, das sich den Münchenern vor einigen Wochen zwar auch geschlagen geben musste, aber mit einem 3:4 deutlich besser abschnitt. Und auch in dieser Woche fiel die Bilanz besser aus, diesmal gegen Leipzig. 1:1 bedeutete einen Punkt für die Kieler und damit einen Punkt gegen den drohenden Abstieg. Das klingt nicht nach viel, hat für Kiel aber potenziell positive Folgen. Denn jetzt liegt der Relegationsplatz wieder in direkter Reichweite, 3 Punkte und 2 Tore liegt das Team nur noch hinter Heidenheim.
Dortmund rückt an Europa heran
Ebenfalls geschmolzen ist der Dortmunder Rückstand auf die internationalen Plätze. 2 Punkte liegt der BVB hinter Mainz, das mittlerweile auf Platz 6 abgerutscht ist – dank vieler verschwendeter Chancen und des späten Ausgleichs von Wolfsburg. Eben einen solchen Ausgleich wusste Dortmund im Borussia-Duell zu vermeiden und bewies zwischen Minute 41 und dem Pausenpfiff wieder einmal, was in dieser Mannschaft steckt, wenn sie denn ihr Potenzial abruft.

Endlich einmal ist Konstanz in den Ergebnissen, wenn auch nicht zwangsweise immer in den Spielen selbst. Aber: Abgesehen von 0:4 im Hinspiel gegen Barcelona stimmten die Ergebnisse zuletzt. Und noch stehen vier weitere Spieltage an, an deren man auf die europäischen Plätze klettern kann – selbst Platz 4 ist nur noch vier Punkte entfernt.
Bremer Europapokalträume
Diese Ausgangslage haben die Borussen jedoch nicht exklusiv für sich. Denn auch in Bremen hat man das Gewinnen wieder für sich entdeckt. So bescheiden, wie sich der Jahresanfang an der Weser auch gestaltete, so gut läuft es derzeit. Fünf Siege gab es aus den vergangenen sechs Spielen – darunter die Erfolge gegen Leverkusen, Frankfurt und Stuttgart. Das hat zur Folge, dass auch Werder nun nur noch zwei Punkte hinter Mainz liegt, allerdings die deutlich schlechtere Torbilanz aufweist.

Sollte dem Team von Ole Werner jetzt aber der Sprung nach Europa gelingen, so wäre es das Ende einer langen Durststrecke. Denn letztmalig spielte man in Bremen international, als folgende Akteure aktiv waren: Trainer Thomas Schaaf und eine Mannschaft, in der unter anderem Torsten Frings, Tim Wiese, Per Mertesacker oder Claudio Pizarro aufliefen. Wer sich an diesen Kader erinnert, weiß auch, dass diese Zeit lange zurückliegt – es war die Saison 2010/11.
Leverkusener Auflösungserscheinungen
Sicher europäisch aktiv, wenn auch mit vielen Fragezeichen geht der Noch-Meister aus Leverkusen in die kommende Saison. Nicht nur sorgte das verdiente Unentschieden am Millerntor für das Ende der wohl allerletzten Titelhoffnungen, auch rund um die Mannschaft gibt es derzeit viele Fragezeichen.

Jonathan Tahs Abschied steht fest, Wirtz wird weiter fleißig aus München umworben und bei Trainer Xabi Alonso mehren sich die Gerüchte um einen Wechsel nach Madrid – auch aufgrund der eigenen Schweigsamkeit in Bezug auf einen Verbleib bei Bayer. All diese Baustellen wirken sich nun auch immer mehr auf die sportliche Leistung des Teams aus.