Die Bundesliga-Kolumne nach dem 27. Spieltag Die Hoffnung stirbt zuletzt

Die Bundesliga-Kolumne nach dem 27. Spieltag: Die Hoffnung stirbt zuletzt
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Es drückt einen tief verwurzelten Wunsch nach Optimismus und Durchhaltevermögen aus. Auch in scheinbar aussichtslosen Situationen soll es Mut machen und den Glauben an das Unmögliche bestärken.

Kaum verwunderlich, dass es daher auch hervorragend zum Sport passt und gerne angewendet wird, solange ein Ziel noch in Reichweite ist.

Seit dem letzten Wochenende hört man das Sprichwort auch wieder vermehrt auf den Dortmunder Straßen oder an den Theken der Fußballkneipen, wenn der Taschenrechner rausgeholt wird, um zu schauen, wie die Dortmunder Saison noch zu retten ist.

Beten, Bangen und Spielglück

Anzeigetafel Dortmund vs Mainz
Nach dem 3:1-Sieg über Mainz geht in Dortmund das Rechnen wieder los. © picture alliance/dpa

Denn dank des 3:1-Sieges gegen den FSV Mainz und dem zeitgleichen Schwächeln von gleich vier direkten Konkurrenten im Rennen um die internationalen Plätze, keimt sie, die Hoffnung, in Dortmund ein Stück weit wieder auf. Die scheinbar verkorkste Saison ist vielleicht doch noch irgendwie zu retten. Aber der Reihe nach.

Grundlegend für den neuerlichen Hoffnungsschimmer beim BVB war der diesmal überzeugende Sieg gegen Mainz. Scheinbar wurde die Länderspielpause vom Trainerteam um Niko Kovac gut genutzt, um sich ein paar Überraschungen einfallen zu lassen.

„Schlotterbeckham“

Denn wer hätte schon vor dem vergangenen Sonntag damit gerechnet, dass Nico Schlotterbeck von links so scharfe Ecken vor das gegnerische Tor bringen kann, dass sich selbst Ex-Trainer Edin Terzic dazu hinreißen lässt, ihn bei Instagram mit dem Hashtag „Schlotterbeckham“ zu ehren? Ein Vergleich, auf den so wohl bisher kaum jemand gekommen ist.

Zudem wurden gefühlt erstmals in der Saison die Patzer der Konkurrenz gekonnt ausgenutzt. Das Remis zwischen Hoffenheim und Augsburg sowie die Niederlagen von Leipzig gegen Borussia Mönchengladbach, Freiburg gegen Union Berlin und Wolfsburg gegen Heidenheim spielten der Borussia allesamt in die Karten.

Der neue Abstand auf Platz sechs und den damit sicher verbundenen Einzug ins internationale Geschäft beträgt nun nur noch vier Punkte. Bis Rang vier und die Qualifikation zur Champions-League ist der Abstand auf sieben Punkte geschrumpft.

Torwart Gladbach
Gladbachs Torwart Tiago Pereira Cardoso Blick geht nach oben. Auch in der Tabelle befindet sich die Borussia aus Gladbach derzeit auf einem Höhenflug. © picture alliance/dpa

Mit Beten, Bangen und etwas Spielglück noch machbar. Zudem wurde ja noch das Restziel für die Saison ausgesprochen: 15 Punkte sollen aus den verbleibenden sieben Partien noch auf das Konto der Borussia wandern. Und da es noch gegen den ein oder anderen direkten Konkurrenten ums internationale Geschäft geht, könnte ein Sprung in der Tabelle nach oben noch gut möglich sein.

Rückkehr nach Europa?

Neue Hoffnung auf das internationale Geschäft darf sich auch die andere Borussia aus Gladbach seit dem vergangenen Wochenende machen. Denn dank des 1:0-Sieges über Leipzig steht nun Platz fünf zu Buche. Eine Rückkehr nach Europa würde hier eine kleine Durststrecke von vier Jahren beenden. Herbeigesehnt wird diese jedoch von den Fohlen sehr.

Letztmals coachte ein Trainer namens Marco Rose die Fohlen bei einem internationalen Spiel. Und Rose war es auch am vergangenen Samstag, der für drei vielleicht entscheidende Punkte zur Rückkehr aufs internationale Parkett sorgte. Dieses Mal jedoch als Trainer der Gäste, die einen ziemlich uninspirierten Eindruck machten und so auch gleich für Roses Entlassung noch vor dem Pokalspiel gegen Stuttgart sorgten.

Fußball Heidenheim Wolfsburg Spielszene
Die drei Punkte aus dem Spiel gegen Wolfsburg lassen auch die Heidenheimer auf ein weiteres Jahr in der Bundesliga hoffen. © picture alliance/dpa

Gestorben ist die Hoffnung auch in Heidenheim noch lange nicht. Passend zum 700. Spiel als Trainer des FCH coachte Frank Schmidt seine Mannen zu einem 1:0-Sieg über den VfL Wolfsburg. Dank dieser drei Punkte haben die Heidenheimer erstmals seit sechs Spielen einen direkten Abstiegsplatz verlassen und dürfen so auf ein drittes Jahr in der Bundesliga hoffen.

Etwas weniger Hoffnung in der Tabelle noch nach oben zu klettern, macht man sich derweil in Leverkusen. Zwar ist mit Platz zwei auch nicht mehr so viel Platz zum Klettern vorhanden, aber der Abstand zu den Bayern bleibt erst mal konstant bei sechs Punkten. Eine erneute Meisterschaft rückt so Woche für Woche in weite Ferne.

Xabi Alonso Trainer Bayer Leverkusen
Xabi Alonso auch in der kommenden Saison an der Seitenlinie in Leverkusen zu sehen, ist die große Hoffnung der Bayer-Fans © picture alliance/dpa

Die große Hoffnung, die unterm Bayer-Kreuz aber derzeit aufkeimt, kommt von der Trainerbank. Denn mit jedem Tag, an dem Xabi Alonso noch keinen Wechselwunsch hinterlegt, wächst hier der Wunsch, dass der begnadete Trainer auch in der kommenden Saison für Furore am Rhein sorgen wird.

Wie man sieht, wird überall in der Bundesliga ordentlich gehofft. Es ist also noch nicht aller Tage Abend oder an der Zeit, die Flinte ins Korn zu werfen. Schließlich ist rein rechnerisch noch fast alles möglich.

Nach solchen Zeilen aber auch dringend nötig, ordentlich was ins Phrasenschwein einzuzahlen.