Im Tarifstreit bei der Deutschen Post setzt Verdi erneut auf Warnstreiks. Am Freitag (27.1.) hat die Gewerkschaft Verdi in Nordrhein-Westfalen erneut zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Wieder sollen Zusteller in regionalen Bereichen sowie Beschäftigte in einigen Brief- und Paketzentren ihre Arbeit niederlegen. „Die Streiks in diesem Umfang sind notwendig und gerechtfertigt, da die Arbeitgeberseite auch in den zwei Verhandlungsrunden kein Angebot vorlegt hat“, sagte Thomas Großstück von Verdi NRW.
Der Warnstreik am Freitag sei regional anders verteilt und finde dieses Mal an anderen Standorten statt. „Wir erwarten auch dort wieder eine gute Beteiligung“, so Großstück.
Die Arbeitnehmerseite fordert 15 Prozent mehr Lohn für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten im Bereich Post & Paket Deutschland. Der Firma ist das viel zu viel. Bereits in der vergangenen Woche hatte es dreitägige Warnstreiks gegeben, an denen sich laut Verdi rund 30.000 Beschäftigte beteiligten. Eine Million Pakete und drei Millionen Briefe blieben dadurch zeitweise liegen.
Nach ersten Rückmeldungen aus den Standorten schätzte ein Verdi-Sprecher die Beteiligung an dem Ausstand als hoch ein. „Die Stimmung ist gut“, sagte er.
Ein Sprecher der Post reagierte mit Unverständnis auf die erneuten Arbeitsniederlegungen.
Man habe doch bereits angekündigt, zu Beginn der dritten Verhandlungsrunde am 8. Februar ein Angebot vorzulegen. Daher seien die Warnstreiks „unnötig, da sie letztlich nur zulasten unserer Kundinnen und Kunden gehen“.
Starke Wachstumsjahre - neue Herausforderungen
Die Post hat starke Wachstumsjahre hinter sich, was auch an der Corona-Pandemie lag: Die Menschen bestellten viel mehr im Internet als zuvor. Im vergangenen Jahr sanken die Paketmengen zwar etwas, da sich die Pandemiefolgen abschwächten und die Menschen wieder mehr einkaufen gingen. Auch die konjunkturelle Eintrübung machte sich bemerkbar. Dafür zog aber das zuvor schwächelnde Briefgeschäft wegen steigender Werbesendungen an.
Die Perspektiven des Logistikers sind in Zeiten des boomenden Online-Handels weiter positiv. Allerdings machen höhere Kosten etwa für Energie dem Unternehmen zu schaffen. Die Deutsche Post betont, dass sie finanziellen Spielraum für Investitionen brauche - Investitionen, die die derzeitigen Jobs langfristig absicherten. Stiegen die Personalkosten zu stark, könnte das Investitionen ausbremsen und so die Zukunft eintrüben.
Verdi hingegen verweist auf die Leistungen der Belegschaft in Pandemiezeiten und auf die hohe Inflation, die eine kräftige Entgeltsteigerung erforderlich mache. „Die Streiks sind ein klares Zeichen unserer Mitglieder in Richtung Arbeitgeber“, sagte die Vize-Vorsitzende von Verdi, Andrea Kocsis.
Verdi: „Das ist eine Provokation“
Die Arbeitgeber hätten in der zweiten Tarifverhandlungsrunde in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass sie nicht bereit und auch nicht in der Lage seien, die Reallohnverluste der Beschäftigten auszugleichen, sagte die Gewerkschafterin. „Das ist eine Provokation, auf die die Beschäftigten mit ihren Streiks eine unmissverständliche Antwort geben.“ Der Konzern erwarte für 2022 einen Rekordgewinn. „Diesen Erfolg verdankt das Unternehmen der Arbeit der Beschäftigten“, so Kocsis. Auch vor diesem Hintergrund seien die Tarifforderungen „notwendig, gerecht und machbar“.
dpa
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