Deutsche Firmen tragen nach ukrainischen Behördenangaben weiterhin zu russischen Kriegsanstrengungen gegen die Ukraine bei. „Einige deutsche Unternehmen unterstützen aus verschiedenen Gründen immer noch die Fähigkeit Russlands, den Krieg fortzusetzen“, sagte der Leiter der Antikorruptionsagentur (NACP), Olexandr Nowikow, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Es handele sich zum einen um Unternehmen, die nach wie vor direkt oder über Drittländer Werkzeugmaschinen, Ersatzteile oder Ausrüstung nach Russland lieferten. „Mit diesen Maschinen werden russische Waffen hergestellt: von Raketen und Munition für Panzer bis hin zu Kampfjets.“ Darüber hinaus gelangten einige in Deutschland hergestellte Komponenten immer noch über Drittländer in russische Waffen. Andere deutsche Unternehmen arbeiteten weiter in Russland und zahlten dort Steuern.
Deutschland belegt Platz drei
NACP führt eine Liste mit „internationalen Förderern des Krieges“, auf der Deutschland mit vier Unternehmen (gemeinsam mit Frankreich) den dritten Rang belegt. Führend sind China (zwölf Firmen) und die USA (sieben). Bei den deutschen Unternehmen handelt es sich um den zuletzt gelisteten Baumaterialienkonzern Knauf, die Handelskette Metro und die beiden Werkzeugmaschinenhersteller Spinner sowie DMG Mori. Besonders gegen Letztere erhob Nowikow schwere Anschuldigungen. Deren Maschinen seien essenziell für die Herstellung bestimmter Waffensysteme, sagte er.
Knauf teilte auf RND-Anfrage mit: „Wir verurteilen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und unterstützen und befolgen sämtliche Sanktionen der EU, von Großbritannien und den USA gegen Russland. Unmittelbar nach Kriegsbeginn hat die Knauf-Gruppe Neuinvestitionen in Russland gestoppt.“ Man habe sich bis auf Weiteres auch wegen der Verantwortung für die 4000 Mitarbeiter für den Verbleib im russischen Markt entschieden. Die Aufnahme in die NACP-Liste erscheine willkürlich und ohne belastbare Grundlage.
Die Vorwürfe gegen Spinner und DMG Mori stammen bereits aus dem September. Spinner hatte damals bereits dementiert, Maschinen nach Russland zu liefern. Auch DMG Mori äußerte sich entsprechend, räumte aber ein, dass russische Mitarbeiter eigenmächtig mehrere in Russland gebaute Maschinen an russische Kunden verkauft hätten. Die Metro AG hatte im September auf Anfrage mitgeteilt, in Russland seien seit Kriegsbeginn keine Wachstumsinvestitionen mehr erfolgt. Das Geschäft dort werde aber weitergeführt.
Immer wieder werden deutsche Bauteile identifiziert
Nowikow sagte, den Preis für die Unterstützung zahle die Ukraine in Menschenleben. Er sei aber auch in Geld zu messen. „Zum Beispiel hat ein deutsches Unternehmen Russland eine Maschine verkauft, mit der Russland eine Rakete hergestellt hat, die wir mit Luftverteidigungssystemen abgeschossen haben, die uns Deutschland als Hilfe gegeben hat und für die deutsche Steuerzahler bezahlt haben.“ Jeder Tag, den der Krieg länger andauere, komme die Welt teuer zu stehen.
Deutsche Ersatzteile und Elektronik würden von ukrainischen Experten immer wieder in russischen Rüstungsgütern identifiziert, sagte der NACP-Chef. So verwendeten die Drohnen vom Typ Shahed beispielsweise Kraftstoffpumpen und elektronische Komponenten deutscher Hersteller. In der Aufklärungsdrohne vom Typ Kartograph seien deutsche Modellmotoren verbaut. Iskander-K-Marschflugkörper enthielten ebenfalls elektronische Komponenten aus Deutschland.
Nowikow rief Verbraucher in Deutschland dazu auf, Konsumgüter von Unternehmen zu kaufen, die ihr Russland-Geschäft aufgegeben haben. Deutsche Behörden könnten Firmen, die weiterhin in Russland operierten, von öffentlichen Aufträgen ausschließen.
RND
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