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Die Angst des Lokführers vor dem Bahnübergang: „Habe selbst schon Pkw und Lkw mitgenommen“
Signalhorn der Regionalbahn 54
Das Pfeifsignal der Regionalbahn 54 zwischen Unna und Menden sorgt wegen seines Lärms für Ärger bei Anwohnern. Lokführer Michael Gerhards hält dagegen: Ohne das Hupen gebe es noch mehr schwere Unfälle.
Michael Gerhards ist diese Strecke jahrelang gefahren: die Hönnetalbahn zwischen Neuenrade/Menden über Fröndenberg nach Unna. Etliche unbeschrankte Bahnübergänge gebe es – ein erheblicher Stressfaktor für ihn und seine Kollegen.

Michael Gerhards © privat
„Ich hatte selbst schon zwei Unfälle, habe einen Pkw und einen Lkw mitgenommen“, erzählt Gerhards, der von den protestierenden Anwohnern aus Ardey und Frömern über unsere Berichterstattung erfahren hat. In den Stadtteilen stört man sich bekanntlich am lauten Pfeifsignal.
„Das sind die Vorschriften bei einem technisch nicht gesicherten Bahnübergang“, erläutert Gerhards, der auch 1. Vorsitzender der Gewerkschaft der Lokführer in Bestwig ist. Die Lokführer der Regionalbahn 54 nähmen schon Rücksicht, aber ohne Pfeifsignal dürfe ein offener Bahnübergang schlicht nicht befahren werden.
Schwatzende Fußgänger auf dem Bahnübergang
Michael Gerhards, seit Kurzem pensioniert, will nicht in Abrede stellen, dass die Lokführer mitunter auch häufiger und anhaltender auf das Signalhorn drückten. Was in der Angst vor den großen Risiken an den Bahnübergängen begründet sei.
„Es wäre natürlich schon einfacher, wenn sich die Autofahrer an die Bedeutung des Andreaskreuzes erinnern und nicht einfach, ohne zu schauen, über einen Bahnübergang fahren würden“, sagt Gerhards.
Lokführer wüssten, dass ihnen das Andreaskreuz Vorfahrt einräumt, „aber sie wissen nicht, ob der andere hält.“ Immer wieder komme es nicht nur dadurch zu gefährlichen Situationen.

Michael Gerhards ist 1. Vorsitzender der Gewerkschaft der Lokführer Bestwig und war jahrelang Lokführer auf der Strecke der Regionalbahn 54, Hönnetalbahn. © privat
Es sei, da spreche er aus Erfahrung, gar nichts Ungewöhnliches, wenn sich Personen auf dem Bahnübergang begegneten und dort stoppten, „um eben ein Schwätzchen einzulegen – und sich dann aber auch noch beschweren, wenn der Lokführer pfeift.“ Nicht wenige reagierten sogar erst, wenn der Pfiff ertönt.
Züge hätten ganz andere Bremswege als Autos, selbst bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit der RB 54 von 60 km/h, und könnten natürlich auch nicht ausweichen. Daher sei ein technisch gesicherter Bahnübergang stets zu favorisieren. „Am allerbesten ist eine Schranke“, so Gerhards.
Blinklichtanlagen kosten viel Geld
Der Wunsch der Anwohner, dass zumindest eine Blinklichtanlage zusätzlich zum Andreaskreuz am Bahnübergang installiert werde, der das Pfeifsignal überflüssig machen könnte, sei nachvollziehbar. Solche Anlagen kosteten allerdings viel Geld.
Daher müssten wohl alle mit dem Pfeifsignal noch länger leben. Gerade die Hönnetalbahn überfahre sehr viele schrankenlose Bahnübergänge. Auch für Michael Gerhards eine unbefriedigende Situation. Er meint nicht die landschaftlich schöne Route, wenn er sagt: „Für den Lokführer ist es offen gesprochen eine Sch...strecke“.
Geboren 1972 in Schwerte. Leidenschaftlicher Ruhrtaler. Mag die bodenständigen Westfalen. Jurist mit vielen Interessen. Seit mehr als 25 Jahren begeistert an lokalen Themen.
