Der TSC Kamen ist am Boden. Der Verein belegt mit beiden Mannschaften den letzten Tabellenplatz der jeweiligen Staffeln.

Der TSC Kamen ist am Boden. Der Verein belegt mit beiden Mannschaften den letzten Tabellenplatz der jeweiligen Staffeln. © Schürmann

Der Zerfall des TSC Kamen: „Wir standen hier vor einem Trümmerhaufen“

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Der TSC Kamen befindet sich derzeit in einer sportlichen Misere. Auch finanziell steht der Verein schlecht da. Das ist allerdings keine Momentaufnahme, sondern eine Entwicklung, die sich abzeichnete.

Kamen

, 29.09.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Für den TSC Kamen läuft es in dieser Saison alles andere als rund. Die dritte Mannschaft wurde aus dem Spielbetrieb zurückgezogen, Erste und Zweite sind beide mit null Punkten die Schlusslichter ihrer Staffeln. Die Talfahrt des TSC ist dabei aber keine Momentaufnahme, sondern eine Entwicklung, die sich seit einiger Zeit durch den Verein zieht.

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Für den neuen Sportlichen Leiter Ersin Özdemir ist diese Entwicklung nämlich schon seit mittlerweile über einem Jahr im Gange. „Das zieht sich seit Anfang letzter Saison durch. Wir haben in der Bezirksliga keine Vorbereitung gemacht und das hat sich dann durch die Saison gezogen. Nach dem Abstieg sind die Spieler dann alle abgehauen. Und da waren richtige Granaten bei, mit denen kannst du eigentlich gar nicht absteigen.“

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Zudem erfuhr der Vorstand im Nachhinein noch von einer entscheidenden Nachricht: Es kursierten Auflösungsgerüchte, die wie eine Hiobsbotschaft einschlugen. „Von allen Seiten hieß es dann, dass sich der Verein auflöst und dann haben sich viele Spieler natürlich direkt einen neuen Verein gesucht“, sagt Özdemir.

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„Das hat uns natürlich sportlich nicht in die Karten gespielt“, sagt Altan Bayar, Spielertrainer der ersten Mannschaft des TSC Kamen. „Wir wurden dadurch auch gebeutelt, bei Transfers nochmal aktiv zu werden. Es war schwierig, neue Spieler zu holen und alte Spieler zu halten.

Ersin Özdemir spricht von „hybrider Entwicklung“ beim TSC Kamen

Trotzdessen, dass es sportlich laut Özdemir „scheiße“ läuft, sehe der Sportliche Leiter eine hybride Entwicklung beim Türkischen SC. „Wir standen hier vor einem Trümmerhaufen. Sportlich und finanziell. Mittlerweile geht es uns viel besser. Wir haben Administrationsarbeiten eingeführt, womit wir einiges abfedern konnten“, so Özdemir.

Schon als Oktay Sönmez (M.) noch Vorsitzender des TSC Kamen war, gab es Probleme im Verein.

Schon als Oktay Sönmez (M.) noch Vorsitzender des TSC Kamen war, gab es Probleme im Verein. © Sebastian Reith

„Wir waren einer der wenigen Vereine in Deutschland, die bei DFB.net keinen Onlinezugang hatten, um Spieler an- und abzumelden“, konkretisiert Özdemir die Administrationsarbeiten. „Ich habe mich gewundert, warum ich denn die Passanmeldungen immer noch per Brief verschicken muss. Wir mussten uns mit solchen banalen Dingen beschäftigen, um hier mal überhaupt eine Basis aufzubauen. Und das machen wir gut, jeder macht seine Hausaufgabe und wir werden nächstes Jahr definitiv schwarze Zahlen schreiben.“

„Wir werden dann im Verein daran arbeiten, dass er in den Zahlen auch gesund wird. Und das nicht nur heute, sondern auch mittel- und langfristig“, sagt auch Altan Bayar.

Der TSC Kamen ist optimistisch, bald auch mal als Sieger vom Platz zu gehen.

Der TSC Kamen ist optimistisch, bald auch mal als Sieger vom Platz zu gehen. © Palschinski

Özdemir sieht dabei auch beim ehemaligen Vorstand Versäumnisse. „Da lief einiges nicht korrekt. Oktay Sönmez und Thomas Kock haben das aber auch nur zu zweit gemacht und wir sehen selbst, dass das keine Aufgabe für nur zwei Leute ist. Aber Thomas hat das richtig gut gemacht, vor allem auch bei der Übergabe. Perfekter kann man das nicht machen.“

Dabei beschränkt sich Özdemir aber nicht nur auf finanzielle Sachen, sondern blickt auch auf sportliche Aspekte. „Wenn eine Mannschaft absteigt, dann wird natürlich immer zuerst der Trainer herangezogen, der hat das zu verantworten. Nail Kocapinar hat vergangenes Jahr auch Sönmez einen Trainerwechsel angeboten, aber Sönmez hat an ihm festgehalten. Und wenn man Spieler auch nicht motivieren kann, zum Training zu kommen, dann muss man eben auch mal selektieren und das hat er nicht getan.“

TSC Kamen verstärkt sich in der Winterpause

Sportlich sehen die TSC-Verantwortlichen aber ein Licht am Ende des Tunnels. „Es muss noch viel Arbeit geleistet werden, auch in der Winterpause. Wir werden für die Rückrunde viel mehr in beide Mannschaften investieren. Die Priorität ist es, die Klasse zu halten“, sagt Altan Bayar. Özdemir bestätigt das.

TSC Kamen Spielertrainer Altan Bayar glaubt an eine Verbesserung durch Neuzugänge in der Winterpause.

TSC Kamen Spielertrainer Altan Bayar glaubt an eine Verbesserung durch Neuzugänge in der Winterpause. © Michael Neumann

„Es wäre fatal, nach sieben Spielen schon zu sagen, dass das Ding vorbei ist. Ich bin realistisch und kann einordnen, dass das nicht einfach wird, aber mit der richtigen Einstellung und Arbeit, wo auch die Mannschaft ihren Teil dazu beitragen muss, habe ich Hoffnung. Ich habe gesehen, dass etwas möglich ist“, ist der Trainer der ersten Mannschaft optimistisch.

TSC Kamen verliert drei Mannschaften in zwei Jahren

Noch in der Saison 2020/2021 meldete der Türkische SC fünf Senioren-Mannschaften zum Spielbetrieb an. Mittlerweile sind es nur noch zwei. Wo sind also die Ganzen Spieler hin? „Die sind eigentlich alle noch im Verein“, stellt Özdemir klar. „Die dritte Mannschaft letztes Jahr ist mittlerweile die Altherren geworden, die haben ja auch einen Altersschnitt von 45. Und die jetzige dritte Mannschaft haben wir zurückgezogen und einige Spieler verstärken jetzt die erste und die zweite Mannschaft. Also ist eigentlich nur eine Mannschaft wirklich weg.“