Die Architektur des Glaubens gehütet Als Fritz Knäpper Grüße von Genscher erhielt

Die Architektur des Glaubens gehütet: Als Fritz Knäpper Grüße von Genscher erhielt
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Kaum jemand anders war so mit der Pauluskirche verbunden wie Friedrich Knäpper, der allen nur als Fritz bekannt ist. Er kannte jeden Stein, jeden Balken, jedes Fenster und jedes Sims. Und auch wenn er durch die Lutherkirche ging oder die Kapelle Lerche schritt, dann fand er sich dort blind zurecht, so gut, wie in seinen eigenen vier Wänden.

34 Jahre lang war der Stuckateur aus Lerche in der Ev. Gemeinde Kamen Baukirchmeister. Das Wort betonte er, wenn ihn jemand fälschlich als Kirchbaumeister bezeichnete. „Ich baue keine Kirchen“, sagte er dann lächelnd. Und nach 40 Jahren als Presbyter der Ev. Gemeinde wusste er, auf welch festen Fundamenten die Architektur des Glaubens ruht.

Viele Liegenschaften in Knäppers Obhut

„Notwendige Maßnahmen rechtzeitig in Angriff nehmen.“ Knäpper, ein echter Mann der Tat, brachte jenes stets kurz und bündig auf eine Formel, was am Ende reichlich Arbeit bedeutete. Zahlreiche Gebäude und viele Hektar Liegenschaften lagen bis 2013 in seiner Obhut. Neben den vier Predigtstätten verwaltete er Pfarrhäuser, Kindergärten, Mietwohnungen und 65 Hektar an landwirtschaftlicher Fläche. „Für ein Ehrenamt ist das umfangreich“, sagte er einmal. Zudem führte der Handwerker über 40 Jahre seine eigene Firma mit 14 Mitarbeitern.

Wichtigste Stationen in dem langjährigen Wirken für die Gemeinde waren unter anderem der Neubau des Gemeindehauses am Schwesterngang (1984), der Austausch des Anröchter Kalksteins der Pauluskirche (2005/06), die Sanierung der Lutherkirche (2008) und die Modernisierung des Südkamener Buxtorfhauses (2011).

Sein größtes Ding: Den Friedhof in Lerche gerettet

Die Arbeiten beschreiben nur unzureichend die Aufgabenfülle, die nahezu täglichen Einsatz erforderten. Einen besonderen Einsatz gab es im Jahr 1998 für den Friedhof Lerche, dessen damaliger Träger, die Stadt Hamm, schon die Schließung vorbereitet hatte.

Bevor der Stadtrat zur Abstimmung antreten konnte, hatte Knäpper allerdings schon den Entwurf der nicht-öffentlichen Beschlussvorlage in der Hand, die ihm zugespielt worden war. „Wir haben opponiert und uns für den Friedhof eingesetzt“, berichtete er damals. Das Presbyterium entschied, den Unterhalt des Friedhofs zu übernehmen. Der daraufhin gegründete Friedhofsverein Lerche leistet seitdem wertvolle Hand- und Spanndienste, um den Friedhof zu erhalten.

Fritz Knäpper schied mit 75 Jahren aus dem Presbyterium der Ev. Gemeinde aus. Bis ins hohe Alter, nahezu 80, übte er weiter seinen Beruf als Stuckateur aus.
Fritz Knäpper schied mit 75 Jahren aus dem Presbyterium der Ev. Gemeinde aus. Bis ins hohe Alter, nahezu 80, übte er weiter seinen Beruf als Stuckateur aus. © Stefan Milk

Kontakte zu Genscher und Mischnick

Die Episode ist auch ein Beispiel für die politische Arbeit, die Knäpper noch zusätzlich zur Firma und Gemeindearbeit leistete. In den 70er-Jahren wurde er Mitglied der Jungen Liberalen und hatte über die Parteijugend Kontakt mit dem späteren Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Wolfgang Mischnick, von 1968 bis 1991 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Beide blieben dem Lercher später insoweit verbunden, dass sie ihm jährlich Geburtstagsgrüße zukommen ließen – damals noch über Telegramm. Später distanzierte sich Knäpper aus Enttäuschung von der FDP und trat den Freien Wählern bei, für die er im Stadtrat Hamm und in der Bezirksvertretung Pelkum stritt.

Sein weiteres Engagement könnte Bücher füllen. Knäpper engagierte sich im Männerforum Kamen, war Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Lerche, Mitglied in der Kreissynode Unna, im Schützenverein Lerche-Rottum-Derne und im Freundeskreis Schieferturm.

Friedrich Knäpper verstarb am 7. März im Alter von 84 Jahren. Dort, wo er geboren wurde, wurde er auch beigesetzt: In Lerche.