Dawson zeigt die pure Schönheit des Tanzes Ballett-Premiere im Dortmunder Opernhaus

David Dawson zeigt die pure Schönheit des Tanzes in Dortmund
Lesezeit

Der außergewöhnliche Samstagabend im Dortmunder Opernhaus ist ein Höhepunkt der Jubiläumsspielzeit des Dortmunder Ballettintendanten Xin Peng Wang. Der 52-jährige Brite David Dawson verzaubert das Publikum mit Tanz voller Sinnlichkeit und Ästhetik. Er fordert die Dortmunder Compagnie mit schweren Schrittfolgen, Bewegungen und vielen Hebungen, die die Tänzerinnen und Tänzer technisch grandios und mit einer hinreißenden Ausdruckstiefe meistern. „Dawson“ ist Ballett in Vollendung, Tanz pur, der vom Publikum – ebenso wie David Dawson – frenetisch bejubelt wurde.

Beide Werke sind mit der Corona-Pandemie verknüpft. „Metamorphosis“ hat der Star-Tänzer und -Choreograf 2021 nur als Digital-Premiere herausbringen können; „Affairs of the Heart“ hat Dawson in der Pandemie entwickelt, und diese Choreografie zeigt, auf was wir alle in der Pandemie gehofft haben: Nähe zu anderen Menschen, Freiheit, Liebe. Es sind zwei gegensätzliche Arbeiten, die sich zu einem dichten, zweistündigen Abend, in Perfektion dargeboten, zusammenfügen.

Szene aus  „Affairs of the Heart“
Manuela Souza und Guillem Rojo i Gallego in „Affairs of the Heart" © Januszewski

Das Soloklavierwerk „Metamorphosis“ von Minimal-Komponist Philip Glass begleitet die fünf Metamorphosen der ersten Choreografie. Kompliment an Pianistin Ana-Maria Dafova, die im Graben diese sanft fließende Musik, die von der gleichnamigen Novelle von Kafka inspiriert ist, mit so großer Genauigkeit und so vielen dynamischen Wandlungen spielt.

Der Pas-de-Deux von Sae Tamura und Guillem Rojo i Gallego zu Beginn ist ein Augenschmaus; auf der fast leeren Bühne konzentriert Dawson alles auf die Körper, Bewegung und den Ausdruck.

Lebensfreude und Energie

Tanz bleib bei dem Briten immer neoklassizistisch, aber sein Bewegungs-Repertoire ist riesig und originell. In den Metamorphosen wird der Tanz immer virtuoser, es gibt einen großartige Pas-de-Quatre von vier Männern, einen fantastischen Pas-de-Trois von drei Damen und drei Paaren. – Hinreißender Tanz voller Schönheit, Hingabe Anmut, Sinnlichkeit und Poesie. Und das Finale hat mit den neun Tänzern und sieben Tänzerinnen in schlichten weißen Kostümen fast eine „Schwanensee“-Ästhetik.

„Affairs of the Heart“ nach der Pause (von sechs Paaren in eisblauen Kostümen getanzt) vermittelt mehr Energie. Schon der Beginn ist ein getanztes Bild vom Aufbruch – in den Frühling, in die Liebe, in ein neues Leben.

Daria Suzi und Javier Cacheiro Alemán zeigen faszinierend Sinnlichkeit und Sehnsucht in diesem Tanz der Liebe. Die Schrittfolgen und Hebungen von David Dawson sind so ausgefeilt wie anspruchsvoll. Es spricht für die hohe Qualität der Dortmunder Compagnie, dass sie beide Choreografien in so einer Perfektion auf die Bühne bringt. Und Márcio Barros Mota ist so ein großartiger Tanzvirtuose, dass Dortmund sich glücklich schätzen kann und stolz sein darf, ihn in der Compagnie zu haben.

Die Dortmunder Philharmoniker begleiten „Affairs of the Heart“ mit dem Violinkonzert der kanadischen Komponistin Marjan Mozetich aus dem Jahr 1997. Am Pult steht Koji Ishizaka; Konzertmeisterin Shinkyung Kim spielt das Violinsolo.

„Dawson“ ist ein leiser, beeindruckender Abend. Hingehen und genießen!

Zum Thema

Weitere Aufführungen

Termine: 20. 4., 12. / 18. / 20. / 25. 5., 2. / 7. / 16. 6.2024; Karten: Tel. (0231) 502 72 22 oder www.theaterdo.de

Vielfalt des Tanzes ist an einem Abend im Aalto-Theater zu erleben: Premiere „Last“ in Essen

Mit Ulisse auf bildermächtiger Irrfahrt: Nappas furioses Tanzstück „Odyssee“ hatte Premiere

Ballett Dortmund entführt in eine faszinierende Märchenwelt: „Der Traum der roten Kammer“