„Datteln hat Kultstatus!“ Torsten Sträter erklärt im Interview seine Liebe zur Kanalstadt

„Datteln hat Kultstatus!“ : Torsten Sträter erklärt seine Liebe zur Kanalstadt
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Bis vor ein paar Stunden war noch gar nicht klar, ob Torsten Sträter überhaupt auftritt. Corona hatte ihn die letzten zehn Tage im Griff gehabt, zahlreiche Termine in anderen Städten hat er deshalb schon absagen müssen. Am Mittag steht aber fest: Er kommt!

Noch zwei Stunden bis zum Auftritt. Die Dattelner Stadthalle wird langsam wach. Die Techniker prüfen noch einmal Licht und Ton, im Foyer nimmt das Personal die Getränketheke in Betrieb und mittendrin taucht Sträter auf. Einmal kurz vor Ort orientieren, ein Blick in die Halle, dann geht‘s in die Garderobe zum Interview.

Torsten Sträter ist noch leicht angeschlagen, was aber nichts an seiner Schlagfertigkeit ändert. Es scheint egal, ob die Kameras schon laufen oder nicht. Umso einfacher ist der Einstieg ins Interview.

Was hält er denn von der frisch sanierten Stadthalle? „Ja nix, ist ja immer noch der gleiche Raum“, witzelt er. „Aber es klingt wirklich um Äonen besser als damals.“ Er mache ja nur etwas mit Sprache, da sei die Halle an sich nicht so wichtig. Aber: Die Dattelner Stadthalle ist eine der wenigen ohne Fenster. „Das heißt, man kann echt in Ruhe seinen Mikrokosmos ausbreiten, ohne dass einer vorbeiläuft“, sagt Sträter. „Viele Stadthallen kranken ja an diesen komischen Glasfronten, die sie dann abhängen müssen.“ Die Dattelner sei hingegen „ein schönes dunkles, viereckiges Loch“. Gerne würde der Waltroper öfters hierhin kommen. „Man spielt viel zu selten hier, obwohl es in der Nachbarschaft ist.“ Ein Blick auf den Tourplan zeigt allerdings: Es wäre gar keine Zeit dafür da.

Comedian Torsten Sträter im Interview mit der Dattelner Morgenpost.
Die Dattelner Stadthalle hat für Torsten Sträter Kultstatus. © Christian Pozorski

Dass Torsten Sträter hier gerne spielt, ist aber nicht nur so daher gesagt. „Datteln hat Kultstatus“, sagt er. „Dieter Nuhr sagt das, Atze (Schröder) sagt das, alle möglichen Leute sagen: Komm zur Stadthalle Datteln, die Stimmung ist gut zum Ausprobieren, du kriegst ein echtes Ding. Keine große Barrieren, keine großen Schranken, überschaubare Menge Leute. Datteln, muss man machen.“

Deshalb ist Torsten Sträter an diesem Abend auch mit einer Vorpremiere in der Kanalstadt. Das neue Programm „Mach‘ mal das große Licht an“ ist noch nicht final. Wie viele Comedians testet Sträter seine neuen Texte vorab direkt auf der Bühne.

„Ich habe unglaublich viele Texte dabei“, sagt er. „Und die muss man ein bisschen komponieren, wie so eine Operette, auch wenn es ambitioniert klingt.“ Bei den Vorpremieren merke er, wo noch Längen sind, welche Texte am besten aufeinander aufbauen, wo die Querverbindungen sind. Manchmal erlebe er dabei auch Überraschungen, wenn das Publikum an Stellen lacht, von denen Sträter es gar nicht erwartet hätte.

Comedian Torsten Sträter (r.) und Stefan Korte, Redakteur Dattelner Morgenpost, sitzen auf zwei Sofas in einem Raum in der Dattelner Stadthalle.
Gespräch im brandneuen Backstage-Bereich: DMP-Redakteur Stefan Korte sprach mit Torsten Sträter über Datteln und sein neues Programm. © Christian Pozorski

Und dann kommt eine Frage, die noch etwas nachhallen wird: Wie sieht es denn mit der stimmlichen Performance aus? Wie viel Arbeit steckt Torsten Sträter da hinein? „Was für eine stimmliche Performance?“, antwortet er und muss lachen. Er sei ja nicht Freddy Mercury. Auch Stimmen nachmachen könne er ja nicht. „Was soll ich sagen, die Performance ist die Performance. Nett, dass du das überhaupt sagst. Ich mach’ das einfach so.“

Die Frage lässt Torsten Sträter allerdings nicht direkt wieder los, zumindest für diesen Abend nicht. Später auf der Bühne macht er sich darüber noch ein wenig lustig. Das Publikum freut es.

„Du beginnst jedes Mal bei Null“

Ist diese ganze Vorbereitung für so ein Bühnenprogramm denn mit den Jahren einfacher geworden? „Nee, man fühlt sich immer wieder wie ein Amateur, der komplett von vorn anfängt“, sagt er. „Du beginnst jedes Mal bei Null. Du bist halt kein Fliesenleger in der ersten Lehrwoche mehr, aber irgendwie fühlt es sich so an.“

Dennoch verspüre er keinen Druck, ständig neues Material raushauen zu müssen, auch wenn sein Terminplan mit Bühnenprogramm, Interviews und Fernsehauftritten randvoll ist. Er schreibt dazwischen. „Ich brauche einen Laptop, klappe das Ding auf und fang an zu schreiben“, sagt er. „Und wenn es nichts ist, drücke ich die Delete-Taste und fange von vorne an. Deswegen fällt mir das Schreiben leicht.“

Das Essen kommt. Während sich unser Interview dem Ende zuneigt, hat das Haus Rapen aus Oer-Erkenschwick, das seit neuesten die Gastronomie in der Stadthalle übernommen hat, zwei große Portionen Steak mit Röstis und Gemüse geliefert. „Sieht richtig gut aus“, sagt Sträter – und wundert sich, wer das alles essen soll. Aber immerhin muss er nicht hungrig auf die Bühne.

Dort begeistert er eine Stunde später schließlich das Dattelner Publikum. War dann wohl eine gute Performance.

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