Den 9. März dieses Jahres wird Jolanta Jackowska aus Datteln wohl nicht so schnell vergessen. Denn an diesem Tag starb ihr achtjähriger Chihuahua Zgaga, nachdem ein Nachbarshund auf ihn losgegangen war – in einem Mehrfamilienhaus, in dem alle Beteiligten leben. Es war nicht der erste Vorfall mit den Hunden der Nachbarn, die sie als Mischlingshütehunde beschreibt. Sie ist verzweifelt und möchte verhindern, dass die Hunde noch einmal beißen, deswegen wendet sie sich an die Dattelner Morgenpost.
„So gefährliche Hunde dürften in Mietwohnungen nicht wohnen“, ist sie überzeugt. Aber fangen wir von vorne an: Ihr Mann Adam Jackowski nimmt für die Nachbarn von gegenüber ein Päckchen an. Später bringt er es rüber, klopft bei den Nachbarn an. Seine Wohnungstür lässt er angelehnt.
In der Nachbarswohnung wohnt ein junges Pärchen mit zwei Hunden, sagt Katharina Klennert, die ebenfalls in dem Haus wohnt und mit Jolanta Jackowska in die Redaktion gekommen ist. Sie berichtet, dass die beiden Mischlingshunde „Randale“ machen, wenn die Besitzer nicht da sind, Vögel und Passanten anbellen und alles anknurren.
Der erste Vorfall ist fast zwei Jahre her
Aber zurück zum 9. März. Katharina Klennert erzählt den Vorfall in Vertretung für Jolanta Jackowska, die nicht viel Deutsch spricht: Während Jackowski das Päckchen bei den Nachbarn abgibt, lässt sich Zgaga im Türrahmen blicken und gibt ein Geräusch von sich. Daraufhin kommt einer der Nachbarshunde aus der anderen Wohnung und geht auf den Chihuahua los, beißt ihn. Die Schnauze des kleinen Hundes ist nicht mehr zu sehen. Der Besitzer holt den größeren Hund in seine Wohnung und schließt die Tür. Seine Partnerin fährt Zgaga und Jolanta Jackowska Richtung Tierarzt, hält aber zwischendurch an, weil sie denkt, der kleine Chihuahua schaffe es sowieso nicht. Und so kommt es dann auch. Zgaga stirbt.

Jolanta Jackowska, Besitzerin zweier weiterer Chihuahuas – Bomba und Kropka –, ist sichtlich erschüttert und seit dem Vorfall krankgeschrieben. Sie hat ein Bild ihres verstorbenen Hundes mitgebracht, auf dem er im Gras sitzt, vor sich ein Napf mit Wasser. Auf dem Handy zeigt sie weitere Bilder: Zgaga, verletzt auf dem Arm ihres Mannes, Bluttropfen im Wohnungsflur. Und einen Kinderarm mit einem Hundebiss.
Dieser liegt rund zwei Jahre zurück, im August 2023 wurde ein Mädchen gebissen. „Schon da ist nichts passiert“, sagt Klennert. Ein paar Wochen habe es einen Maulkorb gegeben. „Alle Mieter sind verunsichert“, fährt sie fort. Im Haus herrsche Angst. Ein Nachbarsjunge dürfe deswegen zum Beispiel nicht mehr alleine mit dem eigenen Hund raus. Jolanta Jackowska, die selbst Enkelkinder hat, wünscht sich, dass die Hunde an „verantwortungsvolle Leute“ gegeben werden und hofft, dass der Vermieter Covivio etwas unternimmt.
Das Ordnungsamt ordnet einen Wesenstest an
Pressesprecherin Barbara Lipka bestätigt, dass Covivio wenige Tage nach dem Tod von Zgaga „Kenntnis über die Thematik“ erhielt. Einige Tage danach seien notwendige Detailinfos gefolgt. „In diesem Zusammenhang wurden wir auch erstmalig auf den Vorfall 2023 in Kenntnis gesetzt“ – den Biss des Mädchens. „Derzeit prüfen wir die rechtlichen Möglichkeiten“, so die Sprecherin weiter.
Auch das Ordnungsamt der Stadt Datteln weiß über die beiden Vorfälle Bescheid. Im aktuellen Fall hat es laut Stadtsprecher Dirk Lehmanski eine Ordnungsverfügung erlassen: Der Hund muss einen Maulkorb tragen. „Des Weiteren wurde ein Ordnungswidrigkeitenverfahren (Bußgeld) gegen die Besitzerin des Hundes eingeleitet. Das Ordnungsamt hat außerdem einen Wesenstest angeordnet.“
Erst mit dem angeordneten Wesenstest wird das Veterinäramt ins Verfahren einbezogen, erklärt Kreissprecherin Svenja Küchmeister. „Das Ergebnis und eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen teilt das Veterinäramt dann dem Ordnungsamt mit. Es handelt sich dabei um eine Empfehlung, die Entscheidung, ob und welche Maßnahmen angeordnet werden, obliegt weiterhin dem Ordnungsamt.“ Und wie dieses nach dem Wesenstest entscheidet, wird sich zeigen.