Daten belegen: Moderna schützt bei der zweiten Impfung besser vor Corona als Biontech

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Daten belegen: Moderna schützt bei der zweiten Impfung besser vor Corona als Biontech

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Mit der Ankündigung, Biontech-Impfstoff zu rationieren, hat der Gesundheitsminister Moderna in Verruf gebracht. Angesichts neuer Corona-Fakten ein absurder Effekt, denn: Moderna schützt besser.

NRW

, 23.11.2021, 10:37 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Aufruhr in den vergangenen Tagen war riesig. Als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Ende vergangener Woche ankündigte, er werde den Impfstoff von Biontech rationieren, sorgte das überall für Empörung. Sein Hinweis, dass der Impfstoff von Moderna genauso wirksam sei, verhallte ungehört.

Seine Ankündigung löste den allseits bekannten Schlussverkaufs-Effekt aus: Jetzt wollten alle nur noch Biontech. Die Arztpraxen wurden ins Chaos gestürzt. Niemand wollte mehr den Impfstoff von Moderna, sondern nur noch den von Biontech, Motto: Wenn alle den wollen und er jetzt knapp wird, ist er wohl besonders wertvoll.

Zahlen des Robert-Koch-Instituts lassen keinen Zweifel zu

Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Im Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts wird seit Monaten akribisch an jedem Donnerstag aufgelistet, wie wirksam jeder einzelne Impfstoff ist und wie viele Impfdurchbrüche es bei bestimmten Impfstoffen gibt. Da kann man, wenn man die täglich vom RKI gelieferten Impfdaten dazu nimmt, punktgenau ausrechnen, welcher Impfstoff am besten schützt. Und da schneidet Moderna klar besser ab als Biontech.

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Zu den Daten, wie sie der aktuellste Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts vom 18. November darlegt: Demnach erhielten bisher 44.346.128 Menschen in Deutschland ihre zweite Corona-Schutzimpfung mit Biontech – egal, ob sie bei der ersten Spritze Biontech oder Astrazeneca erhalten hatten.

Bei den so geimpften Menschen verzeichnete das RKI bisher 155.975 Impfdurchbrüche. Das sind Menschen, die trotz einer vollständigen Impfung an Covid 19 erkrankten und auch Symptome bekamen. Das bedeutet einen Anteil von 0,35 Prozent aller beim zweiten Mal mit Biontech Geimpften.

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Bei den Menschen, bei denen bei der zweiten Impfung Moderna verwendet wurde (auch, wenn beim ersten Mal Astrazeneca gespritzt wurde), sehen die Zahlen so aus: Es gibt bisher 5.248.077 Geimpfte und 12.801 Impfdurchbrüche. Das bedeutet einen Anteil von 0,24 Prozent aller beim zweiten Mal mit Moderna Geimpften, also deutlich weniger als bei Biontech.

Der Vergleich des Gesundheitsministers passt

Diese Zahlen belegen: Der Moderna-Impfstoff schützt besser vor einem Impfdurchbruch als der Biontech-Impfstoff. Der Vergleich, den Jens Spahn am Montag bei seiner Schadens-Begrenzungs-Pressekonferenz bemühte, basiert also durchaus auf Fakten: „Biontech ist der Mercedes, Moderna der Rolles Royce unter den Impfstoffen“.

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Wobei man ehrlicherweise sehen muss, dass beide Impfstoffe auch im Vergleich zu anderen Schutzimpfungen eine extrem gute Wirksamkeit haben. Nach Darstellung des RKI haben alle drei Impfstoffe – Biontech, Moderna und Astrazeneca – „eine hohe Wirksamkeit von etwa 90 Prozent gegen eine schwere Covid-Erkrankung und eine Wirksamkeit von etwa 75 Prozent gegen eine symptomatische Sars-Cov-2-Infektion mit Delta“.

Dass die Ankündigung von Jens Spahn eine solch heftige Reaktion ausgelöst hat, hängt wesentlich mit einer wenige Tage zuvor ergangenen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zusammen. Die hatte nämlich empfohlen, Moderna nicht bei Menschen unter 30 Jahren und nicht bei Schwangeren und Stillenden einzusetzen, sondern für diese Gruppen nur noch Biontech zu verwenden.

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Diese Empfehlung gab die Stiko, nachdem es in sehr seltenen Fällen bei jungen Menschen nach einer Corona-Impfung zu Herzmuskelentzündungen gekommen war – zwar in den allermeisten Fällen mit leichtem Verlauf und gut behandelbar, aber immerhin. Solche Fälle hatte es sowohl beim Vakzin Biontech als auch bei Moderna gegeben, bei Moderna allerdings etwas häufiger, wenn auch immer noch sehr, sehr selten.

Der Ruf von Moderna war schon angekratzt

Weil aber für die Stiko Sicherheit und Vorsicht immer im Vordergrund stehen, gab es die entsprechende Empfehlung. Weil damit aber der Ruf von Moderna schon leicht angekratzt war, wirkte die Spahn-Ankündigung zur Rationierung wenige Tage später wie ein Verstärker. Jetzt wollten noch mehr Menschen nur noch Biontech und die Arztpraxen, die ohnehin unter Impf-Überdruck stehen, wurden mit noch mehr Anfragen ihrer Patienten bestürmt.

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Ärztevertreter wie Andreas Gassen und Stephan Hofmeister vom Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung übten wie Ärzte bundesweit heftige Kritik an den Äußerungen Spahns und seiner Rationierungsankündigung.

Die Ärztinnen und Ärzte in den Praxen müssten danach noch mehr erklären und beschwichtigen, wo sie – auch angesichts der notwendigen Booster-Impfungen – eigentlich mehr Zeit zum Impfen brauchten. Und das eben auch mit dem Impfstoff von Moderna, der nach den Fakten sogar besser vor einer Coronainfektion schützt als Biontech. Aber das will in diesen Tagen kaum noch jemand hören.

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