Als Richter Josef Große Feldhaus um 10.08 Uhr die Strafe im Prozess um den „Dreifachmord von Herten“ verkündet, hält der angeklagte Vater (36) seine Hände zusammengefaltet nach unten, blickt starr geradeaus. Auch die Urteilsbegründung verfolgt der Elektriker aus der Türkei ohne Emotionen. Ganz zum Schluss hat er sein kreidebleiches Gesicht fast komplett hinter seinen zusammengepressten Fäusten versteckt.
Lebenslange Haft wegen dreifachen Mordes lautet am Donnerstag (1.2.) das Urteil des Bochumer Schwurgerichts. Außerdem stellen die Richter die besondere Schwere der Schuld fest.
Damit ist es praktisch ausgeschlossen, dass der Dreifachmörder nach 15 Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis freikommen kann.
Frühzeitiges Geständnis bei der Polizei
Dass der 36-Jährige am 15. Mai 2023 in einer Mietwohnung an der Feldstraße erst seine Frau (37) und dann seine zwei Töchter (fünf und sieben Jahre) erwürgt hat, hatte er schon frühzeitig bei der Polizei, später auch vor Gericht zugegeben.
Der Angeklagte und die später getötete Frau waren zwar seit 2019 geschieden, lebten aber nichtsdestotrotz zeitweise weiter zusammen wie eine Familie.
Angeklagter hatte sexuelle Affären
Wegen Problemen mit zwielichtigen Geschäftspartnern in der Türkei plante der Angeklagte im April 2022 nach Deutschland auszuwandern, lebte in Herten und Marl.
Laut Urteil nahm er sich zwischendurch immer wieder selbst das Recht auf sexuelle Affären heraus, sah die Mutter seiner Kinder aber trotz der räumlichen Trennung weiterhin strikt „als seine Frau“ an.
„Er war in seinem Ehrgefühl verletzt“
Als die Frau ihm dann bereits bei einem Besuch im April 2023 in Herten klargemacht hatte, sie wolle einen Neuanfang, „um für sich wieder glücklich zu sein“, soll der 36-Jährige erstmals Mordgedanken gehabt haben.
„Er war in seinem Ehrgefühl verletzt. Er war nicht bereit, seiner Frau und seinen Kindern ein Leben ohne ihn zu gönnen“, urteilten die Richter.
Rückflug in die Türkei geplant
Der 36-Jährige setzte laut Urteil stattdessen einen Privatdetektiv auf seine Frau an.
Am 14. Mai 2023 reiste seine Familie abermals aus der Türkei zu einem Besuch in Herten ein. Nach einem erneuten Streit plante die nun endgültig zur Trennung entschlossene Frau für den 15. Mai einen Rückflug in die Heimat.
„Wütend und enttäuscht“
„Wütend und enttäuscht“, so das Gericht, beschloss der 36-Jährige daraufhin, seine Familie zu töten. Seiner Frau versprach er laut Urteil, sie zum Flughafen zu bringen, überredete sie zu einem letzten Mal Sex, erstickte sie sofort danach, noch entkleidet neben ihm im Bett liegend, über mehrere Minuten qualvoll mit einem Kissen.
Anschließend lockte der 36-Jährige seine beiden Töchter ins Schlafzimmer, erzählte ihnen, dass man spielen wolle, wer zuerst einschlafe – und erstickte nacheinander auch die Mädchen.
Danach soll der Vater die drei Leichen zugedeckt, einen Abschiedsbrief geschrieben und vergeblich versucht haben, sich selbst zu töten. Tags darauf soll der 36-Jährige geplant gehabt haben, sich vom Funkturm in Düsseldorf zu stürzen – aber auch dazu kam es nicht.
Die Richter nahmen dem Angeklagten letztlich weder die Ernsthaftigkeit der Suizidversuche ab, noch glaubten sie an die von dem Vater in seinem letzten Wort vorgegebene Reue.
Der Vater hatte die Schuld für die Tragödie mehr oder weniger abgewälzt, sich selbst bemitleidet, seiner Frau vorgeworfen, dass sie mit seinen Gefühlen gespielt habe.
In Wahrheit aber, so das Gericht, habe nur er selbst den Trennungsgrund durch seine sexuellen Affären herbeigeführt. „Er hat seine Frau zum Objekt seiner Eigensucht heruntergestuft“, hieß es.
Die Ermordung der beiden Mädchen wog in den Augen des Gerichts besonders schwer: „Die Kinder haben ihm keinerlei Anlass gegeben, sie zu töten. Ihr Vater hat ihnen schlicht das Recht auf Leben abgesprochen.“
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