„Das Boot“ sticht in der zweiten Staffel wieder in See

© Babold/Bavaria Fiction GmbH/Sky/dpa

„Das Boot“ sticht in der zweiten Staffel wieder in See

rnDer Streaming-Zipp

Bei Sky läuft die zweite Staffel des Erfolgsstoffes „Das Boot“. Die neue Serie mäandert in viele Richtungen, sie kreist nun um Flucht, Liebe, Verrat. Vom Original bleibt nur ein Kern.

von Kai-Uwe Brinkmann

24.04.2020, 16:38 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Vergleich mit der neuen Serie (beim Bezahlsender Sky) wirkt Wolfgang Petersens „Das Boot“ sogar noch in der Langversion konzentriert und kompakt erzählt.

Wo Petersen die klaustrophobische Enge der Stahlröhre beschwor, um uns die physische Dimension der U-Boot-Fahrerei spüren zu lassen, suchen die Drehbücher jetzt die erzählerische Weite - mit Nebensträngen, in denen es schicksalshaft menschelt, in denen Moral und Gefühle den Ton vorgeben.

Die zweite Staffel spielt komplett an Land

So nimmt es kein Wunder, dass die erste Folge der zweiten Staffel komplett an Land spielt. Vor dem Hintergrund des Krieges zur See wollen die Autoren um Chefschreiber Colin Teevan offenbar das große Panorama menschlicher Nöte und Dramen aufblättern.

Stramme Nazis (wie Tom Wlaschihas Gestapomann) treffen auf einen kriegsmüden U-Boot-Kommandeur (Clemens Schick) und einen Flottenchef (gespielt von Rainer Bock), der in seiner Großmut sogar einen Deserteur verschont.

Sex und Leidenschaft sind der Treibstoff für „Das Boot“

Gute Deutsche, schlechte Deutsche. Die Sekretärin des Gestapo-Schurken (Vicky Krieps) bandelte in der ersten Staffel mit einer Schönheit von der Résistance an. Gleichzeitig macht der Chef ihr noch Avancen. Die lesbische „Amour fou“ tendierte zwar in Richtung Kolportage, Seifenoper, Groschenheft, etablierte aber Sex und Leidenschaft: Treibstoff, auf den keine Serie verzichten mag.

Und weil „Das Boot“ für den Weltmarkt konzipiert ist, dürfen sich amerikanische Zuschauer gebauchpinselt fühlen, wenn die Handlung von Frankreich nach New York springt, was mit Lothar-Günther Buchheims Romanvorlage rein gar nichts zu tun hat.

Ein Jazzclub in New York

U-Boot-Kapitän Hoffmann (Rick Okon), in Staffel eins das Opfer einer Meuterei (abenteuerlicher Kintopp!), tummelt sich in den Jazzclubs von Harlem. Wo der Muster-Arier sich prompt in eine schwarze Sängerin verliebt. Geht‘s noch operettenhafter mit dem Erotikfutter?

Man merkt schon, wo der Hase hinläuft: In New York Amore und Musik, in La Rochelle Terror und Verfolgung. Gestapo-Kommissar Forster bekommt einen Tipp, wo er versteckte Juden finden kann. Er setzt eine Razzia an, die jüdische Familie entkommt mit knapper Not und wird in weiteren Folgen auf ihrer Odyssee durch Südfrankreich begleitet.

Am Schluss kommt die Serie wieder ins Fahrwasser des Seekriegsthrillers

Endlich, ganz am Schluss des Staffelauftakts, macht sich ein Boot zum Auslaufen fertig und die Serie kommt wieder ins Fahrwasser des Seekriegsthrillers. Korvettenkapitän von Reinhartz (Clemens Schick) erhält Order, Amerika anzusteuern.

SS-Leute gehen an Bord, Auftrag geheim. Später wird die Kriegsmarine ihr eigenes U-Boot jagen. Auch das entspringt der Fantasie von Drehbüchern, bei denen blumige Fiktion stets über schnöde Fakten siegt.

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