Die nächste Covid-Welle rollt auf die Intensivstation des CKU zu

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Die nächste Covid-Welle rollt auf die Intensivstation des CKU zu

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Jeden Tag werden Neuinfektionen und Inzidenzen genau beobachtet, an ihnen die Schärfe des Lockdowns bemessen. Je langsamer reagiert wird, desto stärker merkt man es auf den Intensivstationen.

Unna

, 16.04.2021, 17:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Zahlen der belegten Intensivbetten werden zentral beim Kreis Unna erfasst. Diese Zahl erlaubt jedoch lediglich die Betrachtung einer Momentaufnahme und hier kann Kurzsichtigkeit eine trügerische Sicherheit vermitteln. Im Moment geht es nämlich noch. Die Auslastung im Intensivbereich und auf den Covid-Stationen im Christlichen Klinikum Unna (CKU), wie auch kreisweit, ist laut Nils Schauerte angespannt, aber nicht überspannt. Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes sagt: „Wir können alle Notfallpatienten aufnehmen, versorgen und behandeln. Also, es muss sich keiner Sorgen machen, dem es akut schlecht geht mit Corona oder mit anderen Erkrankungen.“

Die Intensivstationen bereiten sich auf eine Patientenwelle vor

Den Eindruck dieser Momentaufnahme teilt auch Robin Bökenfeld. Er ist Leitender Oberarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin im CKU Mitte und warnt davor, sich nur auf die Zahlen der Neuinfizierten zu konzentrieren. „Wir haben immer eine Latenz, zwischen den neuen Fällen und den Fällen auf der Intensivstation. Bis die Welle der Neuinfektionen in der Intensivstation ankommt, das dauert.“

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Dass nun wieder Inzidenzen von über 200 im Kreis Unna gemeldet werden, lässt den Intensivmediziner in „Hab acht“ gehen. Zwei Wochen dauere es in etwa, dann sei das Hoch bei den Neuinfektionen auf den Intensivstationen angekommen.

Neben dem Faktor der Latenz weist der Mediziner auf einen weiteren Punkt hin: „Wir haben im Moment viele jüngere Neuinfizierte, das mögen zum Teil Schüler oder Jugendliche sein, die die Inzidenzen hochtreiben. Bei dieser Altersgruppe ist die Gefahr wesentlich größer, dass sie die Infektion auch in die Familien tragen und dort dann auch Risikogruppen anstecken.“

Fast keine über 80-Jährigen mehr auf den Covid-Stationen

Impfen hilft, das lässt sich ganz deutlich daran ablesen, dass viel weniger Betten mit über 80-Jährigen belegt sind als in den Anfangsmonaten der Pandemie. Es ist nun eher die Gruppe der 40- bis 60-Jährigen, die vermehrt in die Klinik kommen. „Wir sehen, dass die 80-Jährigen nicht mehr in den Krankenhäusern auftauchen, da scheint die Impfung ihre Wirkung zu zeigen“, hält Uwe Devrient fest. Der Leitende Oberarzt Innere Medizin und Hygienebeauftragter am CKU West beobachtet zudem, dass es immer wieder erforderlich sei, die Covid-Stationen zu erweitern. „Zum Glück können wir da recht dynamisch auf die Anforderungen reagieren.“

Intensivbetten werden von Jüngeren im Schnitt länger belegt

Für den Fall, dass sich der Zustand eines Patienten von der Covid-Station verschlechtert, stehen die Intensivbetten bereit. „Die Jüngeren können eine größere Belastung für die Intensivstationen werden“, sagt Bökenfeld. Es sei eine Frage der Wahrscheinlichkeiten: „Es ist wahrscheinlicher, dass eine hochbetagte Person mit Covid im Krankheitsverlauf eine Intensivbetreuung benötigt als das bei einer jüngeren Person der Fall ist.“

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Da die Sterblichkeitsrate bei älteren Menschen höher sei, belege demnach ein jüngerer Patient das Intensivbett länger. So morbide die Rechnung auch ist, sie ist notwendig, um auch an dieser Stelle noch einmal zu verdeutlichen, dass der Umstand, dass derzeit noch Intensivbetten frei sind, nur eine trügerische Sicherheit ist.

Intensivbetten können sehr schnell knapp werden

Es kann dort sehr schnell sehr eng werden. Umso wichtiger der Appell der Mediziner, mit dem Befolgen der Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen alles Mögliche zu tun, um die Infektionsraten so niedrig wie möglich zu halten. Bökenfeld: „Man darf eine momentane Auslastung der Intensivplätze nie als Argument dafür nehmen, die Schutzmaßnahmen zu lockern.“ Gerade, da sich anhand der Infektionszahlen bei Älteren zeigt, dass die Impfstoffe wirken, scheint ja ein Licht am Ende des Tunnels zu leuchten. Gerade deshalb sollte jeder, solange es erforderlich ist, die Corona-Schutzmaßnahmen befolgen.