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Coronavirus: So gehen die Alten- und Pflegeheime im Kreis Unna mit der Situation um
Coronavirus
Ältere Menschen gelten im Bezug auf das Coronavirus als Risikogruppe. Für die Alten- und Pflegeheime im Kreis Unna bedeutet der aktuelle Corona-Fall aber keinen Grund zur Panik.
Der Desinfektionsständer steht rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr am Eingang des Seniorenpflegeheims Obermassen. „Das war schon vor Corona so“, sagt Alice Kurpas. Die Geschäftsführerin des Seniorenpflegeheims kann die Panik, die wegen des Coronavirus verbreitet wird, nicht nachvollziehen.
„Wir haben jedes Jahr die Grippe, dann hatten wir vor ein paar Jahren das Norovirus, das ist nicht neu für uns“, sagt Kurpas zur aktuellen Lage. Jeder Besucher werde schon im Eingangsbereich des Pflegeheims darauf hingewiesen, dass er sich bitte die Hände desinfiziere. „Das ist Standard bei uns“, sagt die Geschäftsführerin.
Die Nachricht, dass die erste Frau, die im Kreis Unna mit dem Coronavirus erkrankt sei, aus Massen stammt, habe sie und ihr Team am Montag natürlich zunächst innehalten lassen. „Wir haben überlegt, wer hat uns wann besucht und könnte da vielleicht eine Kontaktperson dabei gewesen sein. Aber dann hätte sich das Gesundheitsamt schon bei uns gemeldet, da bin ich mir sicher,“ vertraut Kurpas auf die Behörden.
Pflegeheime spüren Lieferengpässe bei Desinfektionsmitteln
Viel ärgerlicher sind für das Pflegeheim die Folgen der teilweise ausgebrochenen Corona-Panik bei vielen Menschen: „Die Lieferengpässe bei den Desinfektionsmitteln bekommen wir auch zu spüren.“ Das Problem kennt auch Helga Maday vom Perthes-Zentrum in Kamen. „Wenn wir schon Lieferengpässe haben, frage ich, wann als Nächstes die Krankenhäuser nichts mehr bekommen“, sagt die Einrichtungsleiterin.

Kontaktlose automatisierte Desinfektionsmittel-Spender wie dieser im Bonifatius Altenheim in Unna gehören zur Standardausrüstung der meisten Alten- und Pflegeheime im Kreis Unna. © Anna Gemünd
Auch im Perthes-Zentrum sind Spender mit Desinfektionsmittel, die an mehreren Stellen im Haus stehen, Standard und nicht erst seit Corona ein Thema. „Wir haben ohnehin schon einen eingespielten hohen Hygienestandard. Aber wir haben nun ein paar Aushänge mehr angebracht, in denen wir darauf hinweisen, dass Händewaschen das A und O ist“, sagt Maday im Gespräch mit unserer Redaktion.
Auswirkungen habe Corona allerdings auf die Durchführung von Großveranstaltungen. „Da müsste man jetzt gut überlegen, ob man sie macht, denn wir wollen uns natürlich nicht den Virus hier reinholen.“ Aber bis zu den nächsten Veranstaltungen dieser Art sei zum Glück noch etwas Zeit. Mit den Bewohnern habe man offen darüber gesprochen und sie auch darauf hingewiesen, dass sie sich gründlich die Hände waschen, wenn sie von einem Ausflug zurück in das Perthes-Zentrum kommen.
Handwaschtraining für die Bewohner
Im Hermann-Görlitz-Seniorenzentrum in Bergkamen geht man noch einen Schritt weiter: „Mit den Bewohnern, die dazu in der Lage sind, führen wir ein Handwaschtraining durch“, sagt Einrichtungsleiter Ludger-Manfred Moor unserer Redaktion, „denn die 30 Sekunden, die empfohlen werden, sind ein langer Zeitraum, den nicht jeder gut einschätzen kann.“ Darüber hinaus verzichtet man auch hier aktuell auf das Hände schütteln und setzt stattdessen auf ein Lächeln.
Türklinken und Handläufe im Hermann-Görlitz-Seniorenzentrum werden jetzt zudem noch häufiger desinfiziert.
Auch im Schmallenbach-Haus in Fröndenberg sieht man sich gegen das Corona-Virus gut gewappnet. Desinfektionsmittel sei genug im Haus und die Mitarbeiter wurden in einer Schulung zu besonderer Vorsicht angehalten, so Geschäftsführer Heinz Fleck. Angehörigen gibt die Senioreneinrichtung Informationsmaterial an die Hand. Wer sich zuletzt etwa in einem betroffenen Gebiet aufgehalten hat, sollte für die kommenden Wochen nicht zu Besuch kommen.
Sauerländerin, Jahrgang 1986. Dorfkind. Liebt tolle Geschichten, spannende Menschen und Großbritannien. Am liebsten draußen unterwegs und nah am Geschehen.
