Corona-Impfung schützt nicht vor Ansteckung anderer Hatten die Impfgegner doch recht?

Corona-Impfung schützt nicht vor Ansteckung anderer: Hatten die Impfgegner doch recht?
Lesezeit
Ulrich Breulmann

So merkwürdig diese Frage jetzt, wo die letzten Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben werden, auch klingen mag, aber: Hatten die Gegner der Corona-Impfungen vielleicht doch recht?

Wurden sie zu Unrecht an den Pranger gestellt, vom gesellschaftlichen Leben quasi ausgeschlossen, wie Aussätzige geächtet, als das Coronavirus das Land in Angst und Schrecken versetzte? Als es für Beschäftigte im Gesundheitswesen zwischen März 2022 und Januar 2023 eine Impfpflicht gab und eine solche für alle diskutiert wurde?

Seit einigen Wochen werden diese Fragen vielerorts wieder hitzig diskutiert. Inzwischen steht nämlich fest, dass eine Impfung zwar die Geimpften vor einem schweren Verlauf einer Corona-Infektion schützt, aber nicht verhindert, dass ein geimpfter Infizierter seinerseits andere ansteckt.

Also lässt sich daraus folgern: Wenn ein Mensch mit einer Impfung trotzdem andere anstecken kann, waren alle Regelungen, mit denen Ungeimpften der Zutritt zu bestimmten Dingen verwehrt wurde, überflüssig und unsinnig. Dann wurden die Freiheitsrechte von Menschen völlig unnötigerweise eingegrenzt. Damit standen die Impfgegner doch auf der richtigen Seite. Oder doch nicht?

Besserwisserei im Nachhinein

Aus heutiger Sicht kann man so argumentieren. Man kann das Ganze aber auch als Besserwisserei im Nachhinein, als Rückschau-Fehler oder gerne auch flaspig als „postmortale Klugscheißerei“ bezeichnen. Ja, hätte man 2021 und zu Beginn des Jahres 2022 all das schon gewusst, was wir heute wissen, hätte man sicherlich anders gehandelt und entschieden.

Vom Gebot der Klugheit und Vorsicht

Seinerzeit wusste man einfach noch zu wenig. Das gilt sowohl für das Coronavirus selbst als auch für die Impfung. Es gab keine jahrelangen Studien, um die Frage zu klären, ob eine Corona-Impfung auch die Ansteckungsgefahr reduziert. Hätten die Verantwortlichen jahrelang mit der Impfkampagne warten sollen?

Die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe stand zwar fest, eine Reduzierung der Ansteckungsgefahr vermutete man dagegen nur. Hätten die Verantwortlichen diese Vermutung einfach ignorieren sollen? War es nicht ein Gebot der Vorsicht und Klugheit, in diesem Punkt lieber auf Nummer sicher zu gehen?

Wenn die Verantwortlichen einen denkbaren Ansteckungs-Schutz durch die Impfung ignoriert hätten und im Nachhinein hätte sich gezeigt, dass eine Impfung doch einen solchen Effekt hat, was wäre denn dann gewesen? Würden die Besserwisser dann heute nicht beklagen, dass unverantwortliche Politiker tausende Leben auf dem Gewissen hätten, weil sie eine solche Möglichkeit schlicht beiseite geschoben hätten?

Entscheidungen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der Basis des zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Wissens getroffen wurden, mit dem Wissen und aus der Perspektive von heute zu kritisieren, ist geradezu grotesk unfair.

Impfung ja oder nein - das kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen

Ja, aus heutiger Sicht, hätte man wahrscheinlich manches anders entschieden. Aber ganz ehrlich: Mit dem Wissen von heute hätte ich am vergangenen Samstag auch andere Zahlen auf meinem Lottoschein angekreuzt.

Gerade bei der Impfung hat sich inzwischen herausgestellt, welch Segen sie in der Pandemie war, wie unendlich viele Leben sie gerettet hat. Dazu ein paar Fakten. Laut Robert-Koch-Institut sind aktuell noch 22,1 Prozent der Menschen in Deutschland ungeimpft. Diese Zahl hat sich seit März 2022, als es 23,5 Prozent Ungeimpfte gab, nur noch geringfügig erhöht.

Bei den Menschen, die so schwer an Covid 19 erkranken, dass sie ins Krankenhaus müssen, beträgt der Anteil der Ungeimpften aber nicht 22,1 Prozent, wie nach deren Bevölkerungsteil zu erwarten wäre, sondern 40,7 Prozent. Bei den Corona-Intensivpatienten liegt der Anteil der Ungeimpften sogar bei 49,3 Prozent und bei den an oder mit Corona Gestorbenen bei 42,1 Prozent. Das sind Daten des Robert-Koch-Instituts für das Jahr 2022.

Das heißt: Wer sich selbst hat impfen lassen, hat vielleicht nicht verhindern können, dass er andere ansteckt. Er hat aber seinen Teil dazu beigetragen, die Krankenhäuser und am Ende – auch wenn das makaber klingen mag – die Totengräber zu entlasten.

Jene jetzt zu kritisieren, die die Impfkampagne seinerzeit energisch gepusht haben, ist daher aus meiner Sicht absolut unangemessen.

Personalmangel mit fatalen Folgen: Erste Kitas in NRW betreuen Kinder nur noch bis mittags

Keine Corona-Regeln in NRW mehr: Die Lehren aus knapp drei Jahren Pandemie

Ende der Corona-Schutzverordnung nach 1073 Tagen : Lauterbach und Laumann ziehen Fazit