Die Bundesregierung arbeitet weiter an der Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis und der Eigenanbau von maximal drei Pflanzen soll künftig straffrei sein. Außerdem will die Bundesregierung den Anbau und die Abgabe der Droge in speziellen Vereinen ermöglichen.
Die aktuellen Pläne sehen gegenüber älteren Überlegungen allerdings ein paar Einschränkungen vor. So wird es zunächst doch keine Cannabis-Fachgeschäfte geben. Dort hätten die Rausch-Produkte frei verkauft werden dürfen. Erst in einem zweiten Schritt sollen solche Geschäfte in sogenannten Modellregionen und mit wissenschaftlicher Begleitung eingeführt werden.
Außerdem können in Cannabis-Modellregionen „kommerzielle Lieferketten“ ausprobiert werden. Die reichen von der Produktion über den Vertrieb bis zum Verkauf in Fachgeschäften. Die Projekte werden wissenschaftlich begleitet, sind auf fünf Jahre befristet und auf die Einwohner dieser Kommunen beschränkt.
Diese Städte wollen Modellregion in NRW sein
In Nordrhein-Westfalen können sich die ersten Städte bereits vorstellen, sich als Cannabis-Modellregion zu bewerben. In Köln haben sich die Ratsfraktionen von SPD und Volt für einen Verkauf in Fachgeschäften ausgesprochen. Grüne, FDP und Linke haben sich dem Vorhaben angeschlossen. Die CDU spricht sich gegen eine Legalisierung aus. Eine Mehrheit würde aber auch ohne die Christdemokraten zu Stande kommen.
Köln erfülle alle Voraussetzungen für eine erkenntnisreiche Erprobung der Legalisierung von Cannabis mit wissenschaftlicher Begleitung, so Jennifer Glashagen, Fraktionsvorsitzende von Volt, gegenüber dem WDR. Demnach verfüge Köln über Deutschlands größtes Gesundheitsamt und könnte den Versuch gut begleiten lassen.
Auch Münster denkt über eine Bewerbung als Modellregion nach. Grüne, SPD, Volt, die Internationale Fraktion sowie die Linke haben einen entsprechenden Ratsantrag gestellt. Darin fordern sie die Stadt auf, sich als Modellregion zu bewerben. Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen in Münster, Ratsmitglied Harald Wölter, sprach gegenüber den Westfälischen Nachrichten von einer „Herzensangelegenheit“.
In Dortmund setzt sich eine breite Mehrheit aus SPD, Grünen, Linke, FDP und Die Partei ebenfalls für eine Bewerbung ein. Die Verwaltung soll beim Bundesgesundheitsministerium „umgehend“ das Interesse der Stadt bekunden, zur Modellregion zu werden, heißt es. Bereits 2022 hatte die Ratsfraktion Maßnahmen im Zusammenhang mit einem „verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis“ beantragt.
Für eine Bewerbung als Modellregion machen sich auch die Grünen in Bielefeld stark. Eine Mehrheit für die Bewerbung gibt es allerdings noch nicht. „Auch wenn ich nie konsumiert habe: Ich hätte mir mehr gewünscht. Für mich ist nun klar, dass wir uns in Bielefeld nun als Modell-Region anbieten müssen. Wir sind dafür sehr gut aufgestellt. Unser Bielefelder Koalitionsvertrag gibt uns den Auftrag dazu“, twitterte der Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dominic Hallau.
Außerhalb von NRW wollen auch andere Städte Modellregionen werden, darunter Frankfurt, Darmstadt, Hanau und Wiesbaden. Bayern lehnt Bewerbungen flächendeckend ab.
Cannabis: Lehrgang für Profi-Hanfanbauer geplant
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen plant mit einem auf den Cannabisbereich spezialisierten Pharmagroßhändler einen Lehrgang für Fachleute, die professionell Hanf anbauen. Es sei ein Weiterbildungslehrgang zum „zertifizierten Cannabis-Fachkultivierer“ geplant, teilte die Firma Kineo Medical mit Standorten in Düsseldorf, Frankfurt und Hanau am Mittwoch mit.
Die Landwirtschaftskammer bestätigte, mit dem Unternehmen eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet zu haben. Man wolle im Laufe des Jahres damit anfangen, sagte Vinzenz Winter, der Leiter des Bildungszentrums Gartenbau und Landwirtschaft Münster-Wolbeck. In den dortigen Gewächshäusern soll demnach der Praxisteil der Weiterbildung abgehalten werden, dazu kommt eine Online-Schulung und am Ende eine Prüfung.
Die Weiterbildung soll sich laut Winter an Fachleute mit gärtnerischem Hintergrund richten. Auch Quereinsteiger könnten demnach eine Chance auf das kostenpflichtige Seminar haben - allerdings keine „Grower“, die illegal Erfahrung in dem Bereich gesammelt haben.
„Wir wollen hier keine Privatleute schulen“, betonte Winter. Die Teilnehmer müssten unterschreiben, das erworbene Wissen nicht widerrechtlich zu nutzen. Und es würden Pflanzen ohne den Wirkstoff THC verwendet. „Es wird keine Verkostung geben“, sagte Winter.
Kritik an Cannabis-Legalisierung
Neben den vielen Befürwortern der Cannabis-Legalisierung gibt es auch zahlreiche kritische Stimmen. „Ich bin in höchstem Maße skeptisch, was die Pläne der Ampelkoalition angeht“, so Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). „Schwerwiegende Gefahren für die Gesundheit von Jugendlichen scheinen mir hierbei bewusst in Kauf genommen zu werden. Ich gehe sogar so weit, von grober Fahrlässigkeit zu sprechen.“
Kritik kommt auch aus der NRW-Landesregierung. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sieht die geplante Legalisierung von Cannabis mit großer Sorge. Kinder- und Jugendärzte haben darauf die Suchtrisiken für alle Altersgruppen durch den Cannabis-Konsum hingewiesen. Deshalb stehe ich einer Legalisierung von Cannabis grundsätzlich kritisch gegenüber“, sagt der CDU-Politiker der Rheinischen Post.
Erste Cannabis-Clubs in NRW
Abseits der Modellregionen können sich bundesweit auch sogenannte Cannabis Social Clubs (CSCD) gründen. Der Dachverband hat bereits 13 solcher Clubs bei sich auf der Seite registriert. Demnach gibt es Cannabis Social Clubs in Bochum, Duisburg und dem Münsterland, aber auch in Aachen, Düsseldorf und Köln.
Die Cannabis Clubs melden einen enormen Andrang. Landesweit gibt es eine hohe Nachfrage nach legalem Cannabis. Die Vereine berichten zum Teil von Hunderten Anfragen pro Tag, nicht nur aus NRW sondern auch aus dem gesamten Bundesgebiet. Erste Clubs mussten bereits einen Aufnahmestopp aussprechen.
Ein Cannabis Social Club ist ein nichtkommerzieller Verein, in dem Mitglieder Cannabis in begrenzten Mengen anbauen und konsumieren dürfen. Cannabis Clubs dürfen maximal 500 Mitglieder haben, das Mindestalter für Mitglieder beträgt 18 Jahre.
mit dpa
Können Dortmunder bald legal Cannabis kaufen?: Stadt soll sich als Modellregion bewerben
Cannabis-Legalisierung: Regierung stellt Pläne vor: Besitz von bis zu 25 Gramm soll legal werden
Verstößt Cannabis-Legalisierung gegen geltendes Recht?: Bayern gegen umstrittenes Vorhaben