Bündnis 90/Die Grünen haben sich personell für die Kreistagswahl am 14. September aufgestellt. Auf einer Kreismitgliederversammlung am vergangenen Samstag (12.4.) im Förderturm in Bönen sind die Bewerberinnen und Bewerber um die politischen Mandate gewählt worden.
Überraschen dürften vor allem jene Namen, die nicht mehr benannt sind – und Kandidaturen, die nicht wahrgenommen werden. Wie auch immer: „Wir haben eine schlagkräftige Truppe“, sagte am Dienstag Kreissprecherin Regina Ranft aus Unna zu den Nominierungen.
Grüne stellen keinen Landratskandidaten
Die Kardinalfrage ist nach einem monatelangen Findungsprozess nunmehr auch beantwortet: Die Bündnisgrünen werden keine Person aus ihren Reihen in das Rennen um das Amt des Landrates schicken – zum ersten Mal seit 1999, als die Direktwahl eingeführt worden war.
Von dieser Rolle war offenbar auch Michael Sacher, bis März Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Unna I, nicht zu überzeugen. Der Unnaer ist lediglich auf Platz 6 der Kreiswahlliste der Partei gewählt worden – ein durchaus aussichtsreicher Platz; 2020 waren die Grünen mit zunächst 14 Mandaten in den Kreistag eingezogen.

Zweite nachhallende Entscheidung: Herbert Goldmann aus Fröndenberg, langjähriger Fraktionsvorsitzender und dreimal Landratskandidat der Grünen, wird nach 31 Jahren nicht mehr bei der Kreistagswahl antreten.
Unterdessen werden Fraktionsvorsitzende Anke Schneider auf Platz 1 der Parteiliste und Michael Rotthowe, Geschäftsführer der Grünen in Schwerte, auf Platz 2 als „Spitzenkandidaten“, wie sie Regina Ranft bezeichnete, um Mandate im Kreistag kämpfen – man mag es als neue Strategie deuten.
Ranft sprach von einem „transparenten langen Prozess“ bei der Kandidatenfindung mit vielen Zusammenkünften im gesamten Kreisgebiet. Die Partei hatte erstmals eine externe Beratung für die Wahlvorbereitung hinzugezogen.
Kreissprecherin Regina Ranft „rundum zufrieden“
Neben Rotthowe, der bislang keinen Sitz im Kreistag hat, ersetzen weitere Neulinge einige langgediente Mandatsträger der Bündnisgrünen. So werden neben Herbert Goldmann auch Reinhard Streibel aus Schwerte und Klaus-Bernhard Kühnapfel aus Kamen nicht erneut antreten, aus der aktuellen Fraktion scheiden im Herbst auch Thomas Möller aus Schwerte und Kirsten Reschke (Bergkamen) aus.
Wesentlich jünger werde die neue Fraktion aber nicht unbedingt, meinte Regina Ranft. Das liege auch daran, dass bei einer Kandidatur für einen Kreistagssitz durchaus eine gewisse politische Erfahrung gefragt sei.
Dennoch habe man eine „gute Mischung“ nicht nur nach Geschlechterproporz, sondern auch nach etablierten und neuen Bewerbern sowie nicht zuletzt nach Ortsvereinen gefunden. „Ich bin rundum zufrieden“, so die Kreissprecherin.
Grüne aus Nordkreis stärker vertreten
Der Nordkreis ist in der laufenden Wahlperiode personenmäßig tatsächlich schwächer in der grünen Fraktion vertreten, was allerdings auch eine Ursache in der Spaltung in zwei Gruppen gleich nach der Kommunalwahl 2020 hatte.
Regina Ranft räumte ein, dass „sich der Norden oft stiefmütterlich behandelt“ gefühlt habe, was in ihren Augen aber nie den Tatsachen entsprach. Weil dieser Grundton in den nördlichen Ortsvereinen aber immer mitgeschwungen habe, „haben wir bewusst geschaut, dass der Nordkreis diesmal gut vertreten ist“, so Ranft.
So wird Christina Grawe-Leismann aus Selm, die nach dem vorzeitigen Ausscheiden des Ehepaars Heil aus dem Kreistag nachgerückt war, wieder antreten und auch Eckhard Kneisel aus Lünen steht als aussichtsreicher Kandidat auf der Wahlliste. Mittlerweile stammt zudem mit Christoffer Diedrich der zweite Kreissprecher aus Werne und damit aus dem nördlichen Kreisgebiet.