Mann (45) in U-Bahn-Station fast zu Tode gequält Täterin spricht von Rachegedanken

Mann (45) in U-Bahn-Station fast totgequält: Täter-Paar ohne Erinnerung
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Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich am Silvestertag 2022 vor den Augen von Überwachungskameras in der U-Bahn-Station „Lohring“ in Bochum abgespielt haben: Ein offenbar hilfloser, weil schwer betrunkener Mann (45) wird von einer Frau (31) und einem Mann (33) stundenlang gewaltsam attackiert. Jetzt steht das Duo in Bochum vor Gericht – es geht um versuchten Totschlag.

Bei den Angeklagten handelt es sich um eine zur Trinkerszene gehörende Frau aus Bochum und einen Mann aus Bottrop. Beide kannten sich nach eigenen Angaben bis zum Tattag überhaupt nicht. Denn: Bis dahin waren die Frau und das spätere Opfer ein Paar.

Am fraglichen Silvestertag soll das Trio zunächst gemeinsam Alkohol getrunken, sich dazu schon früh morgens gegen 8.30 Uhr in einer Nische der U-Bahn-Station „Lohring“ niedergelassen haben. Erst kreisten Wodkaflaschen, dann sollen sich die Ereignisse völlig überschlagen haben. Laut Anklage soll die Frau plötzlich begonnen haben, ihren Partner über zwei Stunden hinweg immer wieder zu schlagen und zu treten, der Bottroper sich daran beteiligt haben.

Zeugin alarmiert die Polizei

Schließlich, so die Anklage weiter, soll die 31-jährige Frau eine Wodkaflasche auf dem Kopf des Opfers zerschlagen, sich auf den Mann gekniet und mit Flaschenscherben an dessen Hals herumgeschnitten haben. „Beide gingen davon aus, dass ihr Malträtieren zum Tod des Mannes führen wird“, heißt es in der Anklageschrift.

Erst gegen 11.30 Uhr soll eine Zeugin das Geschehen beobachtet und die Polizei alarmiert haben. Dadurch wurde das Duo von laut Staatsanwaltschaft von weiteren Attacken auf das hilflose Opfer abgehalten.

„Gefügig gemacht“

Zum Prozessauftakt vor dem Bochumer Schwurgericht beriefen sich beide Angeklagte auf einen Filmriss. „Meine Mandantin bedauert die Geschehnisse zutiefst, an Details hat sie jedoch so gut wie keine Erinnerung mehr“, erklärte Verteidiger Jens Tuschhoff. Beinahe gleichlautend äußerte sich die Anwältin des Bottropers.

Die 31-jährige Bochumerin gab jedoch Hinweise darauf, warum es zu dem Gewaltexzess gekommen sein könnte. „Die Beziehung zu dem Geschädigten war von Gewalt, Alkohol und Drogen geprägt“, erklärte Anwalt Jens Tuschhoff.

Die Frau sei von ihrem Partner zuvor häufiger durch beigemischte Drogen „gefügig gemacht“ und dann fremden Männern zu sexuellen Handlungen überlassen worden. Sie gehe daher davon aus, dass diese Erniedrigungen in der konkreten Situation „das Fass zum Überlaufen“ gebracht habe.

Schnitte nahe der Halsschlagader

Das Opfer erlitt laut Anklage Gesichtsbrüche, eine Platzwunde und Schnitte im Halsbereich nahe der Schlagader.

Über Dritte will die Bochumerin zwischenzeitlich erfahren haben, dass ihr Ex-Partner verziehen habe. Aktuell ist das Opfer für das Gericht unauffindbar.

Beide Angeklagte sitzen seit sechs Monaten in U-Haft, beiden droht eine empfindliche Haftstrafe. Urteil: voraussichtlich frühestens im August.