Die Tierseuche stell keine Gefahr für Menschen dar, erklärte am Montag das Landesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Demnach ist die Blauzungenkrankheit (Bluetongue disease, BT) eine für Menschen ungefährliche, aber bei Schafen und Rindern hauptsächlich akut verlaufende Infektionskrankheit, die auch zu Todesfällen führen kann. Auch Ziegen und andere Wiederkäuer sind empfänglich. Im Fall der Genesung bilden die Tiere im Regelfall eine belastbare Immunität aus. Landwirte müssen bei einem Ausbruch in ihrem Bestand mit wirtschaftlichen Einbußen rechnen, heißt es vom Düsseldorfer Ministerium.
Das heißte nicht, dass der Bestand gekeult werden müsse, wie zunächst irrtümlich hier berichtet wurde. Meist erholte sich die Hälfte des Bestandes von der Krankheit.
Utrecht und Noordholland
Aktuell ist laut Mitteilung des Ministeriums kein Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Deutschland bekannt. In den Niederlanden ist BT in Tierhaltungsbetrieben in Utrecht und in der Provinz Noordholland Anfang September nachgewiesen worden. Betroffen sind überwiegend Schafhaltungen. Auch in Rinderbetrieben wurden Tiere positiv auf das Virus getestet. Die Krankheit breite sich ostwärts weiter aus. Der Transport von Rindern, Schafen und Ziegen aus den Niederlanden nach Deutschland wurde verboten, so die Behörde am Montag.
Das Virus, das die Blauzungenkrankheit auslöst, wird über kleine, blutsaugende Mücken (Gnitzen) übertragen, die bis zu 150 Kilometer weit fliegen können. Warme Außentemperaturen begünstigen die Aktivität der Gnitzen. Tierhalter – besonders in den Grenzgebieten zu den Niederlanden – seien aufgerufen, ihre Bestände genau und aufmerksam zu beobachten. Kranke Tiere seien umgehend dem Veterinäramt zu melden.
Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen: „Die Blauzungenkrankheit ist ein Virus, das großes Tierleid hervorrufen kann, wenn die Erkrankung ausbricht.“
Beim aktuellen Ausbruch in den Niederlanden wird das Geschehen durch das Serotyp 3 des Virus verursacht – insgesamt wird derzeit nach 24 verschiedenen Serotypen unterschieden. Impfstoffe, mit deren Hilfe in der Vergangenheit die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit wirksam eingedämmt werden konnte, stehen gegen die Serotyp 3-Virusvariante zurzeit nicht zur Verfügung.
Tierhalterinnen und Tierhalter in Nordrhein-Westfalen – besonders in den Grenzgebieten zu den Niederlanden – sind aufgerufen, ihre Bestände genau und aufmerksam zu beobachten. Zudem ist die Blauzungenkrankheit anzeigepflichtig: Kranke Tiere sind umgehend dem zuständigen Veterinäramt zu melden, damit dieses die notwendigen labordiagnostischen Abklärungsuntersuchungen und weitere Schritte einleiten kann.“
Fleischverzehr unbedenklich
Die Ministerin weiter: „Für Verbraucherinnen und Verbraucher besteht keine Gefahr. Menschen können sich nicht mit dem Virus der Blauzungenkrankheit anstecken.“
Das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz weist ebenfalls darauf hin, dass es keine Bedenken beim Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten gibt, die gegebenenfalls von infizierten Tieren stammen.
Nach offiziellen Angaben des Bundes sind die Ausbrüche in den Niederlanden mit deutlichen klinischen Erscheinungen insbesondere bei Schafen verbunden. Beobachtet wurden unter anderem hohes Fieber (bis 42°C), geschwollene Zungen, Fressunlust, Speicheln und lethargisches Verhalten sowie ein hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden.
Im weiteren Verlauf wurden Läsionen im Maul und an der Zunge berichtet. Die niederländischen Behörden berichten zudem von Todesfällen. Bei an BT erkrankten Rindern kann es zu einem Milchrückgang kommen. In welchem Umfang im Rahmen des aktuellen Ausbruchs weitere Symptome bei Rindern auftreten, ist zurzeit noch unklar. Eine genaue Tierbeobachtung wird somit von großer Bedeutung für die Früherkennung der Infektion mit dem Virus der Blauzungenkrankheit des Serotyps 3 sein, berichtet das Ministerium.
Deutschland wurde jüngst im Juni 2023 von der EU-Kommission wieder als seuchenfrei in Bezug auf die Blauzungenkrankheit anerkannt. Ein Eintrag der Erkrankung nach Nordrhein-Westfalen ist unter aktuellen Bedingungen jederzeit möglich, wie es heißt.