Ein Angehöriger der Feuerwehr spricht von „Blackfacing“, Kreisbrandmeister Martin Weber von einem Vorfall, bei dem „Null Toleranz“ gelte: Zwei Betreuer beim Pfingstzeltlager der Jugendfeuerwehren Mitte Mai ließen es zu, sich von einem Jugendlichen mit geschwärztem Gesicht auf einem Materialwagen über den Platz ziehen zu lassen.
Weber bestätigte am Montag (17.6.) auf Anfrage unserer Redaktion ohne Umschweife, „dass es diesen Vorfall zu unser aller Missfallen gegeben hat“. Abgespielt hatte sich das Ganze über Pfingsten im Elsebad in Schwerte-Ergste. Dort waren rund 400 junge Feuerwehrleute aus acht Kommunen des Kreises Unna zum traditionellen Pfingstzeltlager zusammen gekommen.
Zwei Feuerwehrleute aus Zeltlager verbannt
Neben den Jugendfeuerwehren waren zahlreiche Feuerwehrleute zur Betreuung der Jugendlichen bei dem mehrtägigen Zeltlager mitgefahren. Neben dem geselligen Aspekt und der Förderung der Gemeinschaft steht bei dem Zeltlager auch die Abnahme der Leistungsspange an.
Zu dem Zwischenfall kam es offenbar am Pfingstsamstag, als auf dem weitläufigen Gelände Übungen für die Auszeichnung auf dem Programm standen. So haben sich laut dem Kreisbrandmeister zwei Betreuer auf einem Materialwagen sitzend von einigen Jungfeuerwehrleuten zu dem Abnahmeplatz ziehen lassen.

Einer der Jugendlichen, den man vor den Wagen spannte, habe sich vorher mit Schuhcreme schwarze Streifen ins Gesicht gemalt oder malen lassen. Zur Pflege ihrer Stiefel führen Feuerwehrangehörige routinemäßig Schuhcreme mit sich. Das bemalte Gesicht und das Ziehen des Wagens sei sehr schnell aufgefallen und habe noch während des laufenden Zeltlagers zu Konsequenzen geführt.
„Die Betroffenen sind aus dem Zeltlager verbannt worden“, so Martin Weber. Dabei gehe es um die beiden Betreuer im Alter von Mitte 20, nicht um den Jugendlichen selbst. Dieser sei auch „nicht gezwungen worden“, so Weber, sich sein Gesicht schwarz anzumalen. Es seien eher „Späße gemacht“ worden; die Betreuer hätten aus „purer Faulheit“ den Einfall gehabt, sich chauffieren zu lassen.
„Kein Rassismus- oder Blackfacing-Vorfall“
Von einem Rassismus- oder Blackfacing-Vorfall wolle er daher auch nicht sprechen. „Weil man es aber in diese Richtung lenken kann“, so Weber, habe die Leitung der Jugendfeuerwehr ohne zu zögern reagiert.
Mit den zwei Betreuern sei in ihren Ortsfeuerwehren eingehend über den Vorfall gesprochen worden, man habe über die Problematik aufgeklärt. Die beiden hätten eingesehen, einen Fehler gemacht zu haben, stünden ab jetzt aber unter Beobachtung und hätten bei erneuten Vorkommnissen schwerwiegendere Konsequenzen zu befürchten.

Martin Weber distanzierte sich entschieden davon, auch nur einen Hauch von fremdenfeindlicher Gesinnung in der Feuerwehr zu tolerieren. Es müsse bei solchen Vorfällen nach dem Prinzip „Wehret den Anfängen“ gehandelt werden.
Wie ernst es der Feuerwehr im Kreis Unna mit dem Thema sei, zeige ein offener Umgang innerhalb der Organisation, aber auch nach außen. So sei der Zwischenfall noch vor Ort dem Kreisjugendfeuerwehrwart Thomas Hartmann ebenso gemeldet worden wie dem gastgebenden Leiter der Feuerwehr Schwerte. „Ich selbst bin sofort informiert worden“, sagte Martin Weber. Der zuständige Dezernent in der Kommune, in deren Feuerwehr die beiden Betreuer Dienst tun, sei ebenfalls unterrichtet worden.
Hinweisgeber aus der Feuerwehr
Einen Hinweis hatte diese Redaktion von einem Angehörigen eines Löschzuges aus dem Kreis Unna bekommen. Viele seiner Kameradinnen und Kameraden sähen wie er eine Verpflichtung, solche Dinge öffentlich zu machen und in aller Schärfe zu verurteilen, so der Feuerwehrmann. Es gebe in der Feuerwehr aber auch vereinzelt die Ansicht, so etwas verrate man nicht, denn: „Kameradschaft steht über allem.“
Der Kreisbrandmeister stellte klar: „Es gibt bei uns keinen Spielraum bei solchen Sachen. Das dulden wir nicht in der Feuerwehr und erst recht nicht in unserer Jugendarbeit.“ Der Vorfall sei auch noch nicht zu den Akten gelegt. Bei der jüngsten Leiterrunde der Feuerwehren sei der Vorfall bereits Thema gewesen, beim nächsten Leitertreffen der Jugendfeuerwehren stehe er ebenfalls auf der Tagesordnung.