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Bisher gut 1500 aus der Ukraine Geflüchtete im Westmünsterland angekommen
Ukraine-Krieg
Rund 1500 Geflüchtete aus der Ukraine halten sich derzeit im Kreis Borken auf, Stand Donnerstag, 17. März. Knapp ein Drittel davon ist privat untergebracht. Gut 3000 Plätze können zurzeit belegt werden. Die Lage sei dynamisch und verändere sich laufend, sagt Landrat Kai Zwicker. Die Behörde appelliert an die Menschen, sich unbedingt registrieren zu lassen.
Nach Erhebungen des Kreises Borken haben sich am gestrigen Donnerstag 1516 geflüchtete Menschen aus der Ukraine im Kreisgebiet befunden; davon sind 1044 Menschen kommunal untergebracht, 472 privat. Damit ist bereits rund die Hälfte der vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten von derzeit 3119 Plätzen belegt. Diese Zahlen nannten der Kreis Borken und Mechtild Schulze Hessing als Vertreterin der Bürgermeisterrunde a, Donnerstagnachmittag im Kreishaus.
„Die Lage ist dynamisch“, erklärte Landrat Dr. Kai Zwicker. Täglich sei mit Änderungen zu rechnen. An der Bereitstellung weiterer Plätze werde „mit Hochdruck gearbeitet“, sagte Zwicker, alles in Koordination mit den kreisweit tätigen Hilfsorganisationen. Es sei nicht auszuschließen, dass auch wieder Turnhallen für eine (zwischenzeitliche) Unterbringung eingerichtet werden müssten, wie bei der Flüchtlingsbewegung 2015.
„Können auf eine Menge an Erfahrung von 2015 zurückgreifen“
Daraus habe man viel gelernt und könne, wie in Borken, auf einen Magazinbestand für Unterkünfte zurückgreifen, sagte Schulze Hessing. Sie verwies auf 100 Plätze, die im Kloster Mariengarden in Burlo bereitgestellt werden konnten. Weitere 70 Plätze könnten kurzfristig woanders geschaffen werden. „Wir können zum Glück auf eine Menge an Erfahrung von 2015 zurückgreifen“, sagte die Bürgermeistervertreterin: „Die Hälfte der Unterbringungskapazitäten ist privat, die andere kommunal.“ Alle Beteiligten lobten „die große Hilfsbereitschaft der Bürger im Kreis Borken“
Ohne Registrierung nur Touristenstatus für 90 Tage
Wichtig sei, so der dringende Appell des Kreises und der Kommunen: Geflüchtete sollten sich, am besten unverzüglich, registrieren. Dazu gibt es ein Formblatt auf der Internetseite des Kreises. Eine Registrierung sei die Grundlage für alles Weitere, erklärten Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster und Ordnungsdezernentin Dr. Elisabeth Schwenzow. Erst dann seien die Flüchtlinge (kranken-)versichert, hätten Bleibe- und Arbeitsrecht: „Ansonsten haben sie den Status eines Touristen für eine Verweildauer von 90 Tagen.“
Bereits 80 Sprachmittler hat der Kreis akquirieren können, erklärte Hörster weiter. Diese seien wichtig, um auch das Kulturverständnis der Geflüchteten herüberzubringen. In Kitas könnten die kleineren Kinder zunächst in Brückenprojekten spielen; da sei die Sprache kein Problem, meinte Hörster. Ein Problem sei eine generelle Impfzurückhaltung, nicht nur gegen Covid. Auch hier könnten Übersetzer helfen. Lediglich 30 Prozent der Ukrainer gelten laut Hörster als gegen Covid geimpft.
Auch Haustiere kommen auf der Flucht immer wieder mit. Acht Tiere, darunter Hunde, Katzen und ein Papagei, werden derzeit vom Veterinäramt versorgt. Zwei Tierärzte untersuchen die Tiere, damit „unkompliziert veterinärrechtlich“ alle Fragen geklärt werden könnten, sagte Schwenzow.
„Die Sachspendenlager quillen über“, betonte Landrat Zwicker. Er rief die Bürger auf, „zielgenau zu spenden“ und sich an die Kommunen zu wenden. Auch Ehrenamtliche würden, wie 2015, wohl viele benötigt. Zwicker: „Wir stehen nicht vor einem 100-Meter-Lauf. Das ist ein Marathonlauf.“ Wir wünschen uns alle, dass das schreckliche Morden bald vorbei ist.“
Registrierung
Bis Donnerstag hatten sich laut Kreis Borken 977 der gut 1500 Geflüchteten registrieren lassen. Ein Formular steht online bereit. Das solle genutzt werden. Auch eine Hotline ist von der Koordinierungsstelle Ukraine geschaltet worden: 02861/681-2500 (werktags 9 bis 17 Uhr). Hilfe gibt es auch per E-Mail: ukraine-hilfereis-borken.de (https:/kreis-borken.de/de/ukraine-hilfe).
Job für Schlosser in Legden
Bei der Unternehmensgruppe Terhalle aus Ahaus-Ottenstein ging alles ganz schnell: Sie beschäftigt bereits einen ukrainischen Staatsbürger als Schlosser in ihrem Unternehmen MWM Metalltechnik Westmünsterland in Legden.
Kontakte über die Kreishandwerkerschaft sind genutzt worden, „und innerhalb von nur einer Woche konnte der Mann bei uns anfangen“, berichtet Firmenchef Josef Terhalle: „Das ist für deutsche Verhältnisse wirklich sehr schnell.“ Der neue Mitarbeiter musste nicht in den Wehrdienst und war offensichtlich mit seiner Familie in den Kreis Borken gekommen.
Die Agentur für Arbeit Coesfeld unterstützt Integrationsmaßnahmen, bekräftigt Vorstandsmitglied Rolf Heiber: „Wir helfen generell, Erwerbsmigranten einzugliedern, nicht nur welche aus dem Kriegsgebiet Ukraine“, erklärte Heiber anlässlich eines Pressetermins.