Ein Mann betankt sein Auto.

Tanken ist seit Monaten sehr teuer. Dennoch gibt es mehrere Tipps, wie man an der Tankstelle Geld sparen kann. © picture alliance/dpa

Bis zu 22 Cent pro Liter: Wie Autofahrer beim Tanken sparen können

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Trotz des Tankrabatts steigen die Spritpreise wieder. Dennoch bestehen für Pkw-Halter Möglichkeiten zu sparen. Wir erklären, wie das geht – und was Autofahrer aktuell noch wissen sollten.

von Frank-Thomas Wenzel

15.06.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Der Tankrabatt scheint verpufft, die Spritpreise an den Tankstellen steigen wieder. Da wundert es, dass das Münchener Ifo-Institut zu dem Schluss kommt, dass die Mineral­ölkonzerne den Tankrabatt „im Wesentlichen an die Kunden und Kundinnen weitergegeben haben“. Antworten auf die wichtigsten Fragen – und wie Autofahrer aktuell trotzdem noch sparen können.

Wie entwickeln sich die Spritpreise im Tagesverlauf?

Der ADAC hat herausgefunden, dass die Schwankungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich stärker ausfallen. Besonders krass sei das bei Diesel zu erkennen, der morgens nach 7 Uhr um 12 Cent pro Liter über dem Tages­durchschnitts­preis liege. Bei Super seien es gut 6 Cent.

Was bedeutet das für Autofahrer?

Laut ADAC-Auswertung konnten Dieselfahrer im Mai mehr als 16 Cent pro Liter sparen, wenn sie zum günstigsten Zeitpunkt getankt haben – im Vergleich zum Tages­höchststand. „Bei Super E10 beträgt das Sparpotenzial noch 10 Cent“, so der ADAC. Der Autofahrerclub war davon ausgegangen, dass es auch mit dem zum 1. Juni eingeführten Tankrabatt „erhebliche Preis­unterschiede“ geben würde. Steffen Bock, Chef des Verbraucherportals Clever Tanken, ergänzt: „Beim Vergleich aller Tankstellen einer Stadt sind innerhalb von 24 Stunden auch schon mal bis zu 22 Cent drin.“

Wann sollten Autofahrer tanken?

Sie sollten zwischen 20 und 22 Uhr tanken: ADAC und Clever Tanken machen darauf aufmerksam, dass der Sprit in dieser Zeit am billigsten ist. Von mittags an sinken die Preise „in regelmäßigen Wellenbewegungen“, so der Autoclub. Zudem gilt: Eine preiswerte Tankstelle ist immer preiswert. Allerdings liegen die Discounter häufig nicht an den großen Ausfallstraßen der Städte. Der Weg zum billigen Kraftstoff ist also oft mit Umwegen verbunden. Autofahrer und ‑fahrerinnen sollten genau überlegen, ob sich die Extrakilometer lohnen.

Was sind die Ursachen für die stärkeren Schwankungen?

Die Schwankungen entstehen dadurch, dass die großen Tankstellen­betreiber sich gegenseitig beobachten. Die Software, die die Notierungen analysiert, wird immer besser. Das erlaubt es, die Preise zumindest kurzfristig immer stärker in die Höhe zu ziehen. Zugleich kann schneller reagiert werden, wenn sich der Sprit bei einer benachbarten Tankstelle verbilligt.

Hinzu kommt, dass durch das deutlich höhere Preisniveau die Spielräume für Preisänderungen steigen. Diese Spielräume werden nach Einschätzung von Experten und Expertinnen noch einmal durch den Tankrabatt, also die befristete Absenkung der Energiesteuer, vergrößert.

Wie stark ist der Effekt des Tankrabatts noch?

Laut Clever Tanken ist der Preis für Super Anfang Juni schlagartig um bundesweit durchschnittlich 28 Cent auf 1,87 Euro gesunken, aber inzwischen wieder auf 1,95 Euro gestiegen. Beim Diesel ging es ähnlich stark zurück, und zwar auf 1,92 Euro, um mittlerweile 2,04 Euro zu erreichen.

Das bedeuten die neuerlichen Erhöhungen?

Naheliegend wäre, den Tankstellen vorzuwerfen, den staatlichen Rabatt auszunutzen, um Preistreiberei zu betreiben. Doch das Münchener Ifo-Institut widerspricht: Der Tankrabatt sei „im Wesentlichen an die Kunden und Kundinnen weitergegeben worden“. Genauer: „Beim Diesel haben die Tankstellen ihn zu 100 Prozent weitergegeben, also 17 Cent Steuersenkung je Liter. Beim Superbenzin waren es 29 bis 30 Cent von der 35-Cent-Steuer­senkung, also 85 Prozent“, so der Ifo-Experte Florian Neumeier.

Wie kommt diese Einschätzung zustande?

Die Wirtschaftsforscher und ‑forscherinnen haben die Entwicklung von Mitte April an in Deutschland und Frankreich – dort gibt es keinen Tankrabatt – miteinander verglichen. Das Ergebnis: Das Auf und Ab der Preise vollzog sich bis Ende Mai parallel, wobei das Niveau in Frankreich niedriger war. Mit dem Wirksamwerden des Tankrabatts gab es hierzulande einen Preisrutsch. In Frankreich ging es hingegen immer weiter mit den Aufschlägen. Und trotz der jüngsten Verteuerungen hierzulande ist Kraftstoff nun billiger als bei den Nachbarn.

Was folgt aus diesen Erhebungen?

Vor allem, dass die stolzen Preise für Sprit kein deutsches, sondern ein internationales Phänomen sind. Das hat damit zu tun, dass in den Industrienationen Millionen Menschen auf das Auto angewiesen sind und dass auf der anderen Seite auch in anderen Ländern mächtige Mineralöl­konzerne einen Markt dominieren, auf dem Wettbewerb bestenfalls eingeschränkt funktioniert – das gilt auch für die USA.

Nach der reinen Lehre der Marktwirtschaft müssten hohe Preise eigentlich ein Signal für Newcomer sein, in das Geschäft mit dem Kraftstoff einzusteigen, was mehr Wettbewerb und sinkende Preise bringen sollte. Doch Neueinsteiger haben wegen der dominierenden Stellung der Konzerne kaum eine Chance, einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Gibt es aktuell beim Sprit noch weitere Verzerrungen?

„Von der pauschalen Steuerreduzierung profitieren auch nationale und internationale Konzerne. Insbesondere solche, die hohe Kraftstoff­verbräuche durch ihre Fahrzeugflotten haben“, sagte Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte des BUND, dem Redaktions­­Netzwerk Deutschland (RND). So würden Unternehmen mit Steuergeld unterstützt, die ohnehin schon hohe Gewinne einfahren und teilweise enorm hohe Dividenden ausschütten. Deshalb müsse der Tankrabatt als Ganzes auf den Prüfstand.

In der aktuellen Debatte wurde zudem die Bedeutung von Dienstwagen bislang weitgehend übersehen. Nach Berechnungen von Verkehrsexperten und ‑expertinnen geht es um 20 bis 25 Prozent aller Neuzulassungen. Sie werden von Selbstständigen und von Beschäftigten aber nicht nur für dienstliche Zwecke, sondern in hohem Maß auch privat genutzt. Häufig gibt es für die Fahrer und Fahrerinnen dazu eine Tankkarte.

Welche Folgen haben die Tankkarten?

Diese Autofahrer müssen für den Sprit nichts zahlen, das übernimmt der Arbeitgeber, der wiederum die Kraftstoffkosten steuermindernd beim Finanzamt geltend machen kann. Hinzu kommt, dass nach Auswertungen des Öko-Instituts Dienstwagen im Schnitt erheblich größere Strecken fahren und deutlich stärker motorisiert sind als die Pkw privater Halter und Halterinnen.

Dorothee Saar, Verkehrsexpertin der Deutschen Umwelthilfe, gegenüber dem RND: „Tankkarten funktionieren wie ein Flatratesystem und liefern keinerlei Anreiz, Sprit zu sparen oder verbrauchsarme Fahrzeuge auszuwählen.“

Benjamin Fischer von der Denkfabrik Agora Verkehrswende macht zudem darauf aufmerksam, dass für Dienstwagennutzer und ‑nutzerinnen die Fahrt mit dem Pkw immer die günstigste Option sei, „da anders als bei der Fahrt mit Bahn und Bus keine weiteren Kosten anfallen“. Das sei mit den Klimaschutz­zielen nicht vereinbar und auch sozial ungerecht, da hauptsächlich Personen mit hohem Einkommen davon profitierten, erläuterte der Agora-Experte dem RND.

Was kann die Politik tun?

Saar fordert andere gesetzliche Bestimmungen: „In Zeiten der Klimakrise und der Notwendigkeit, den Verbrauch fossiler Kraftstoffe – auch mit Blick auf den russischen Angriffskrieg – so weit wie möglich zu reduzieren, bedarf es hier dringend anderer Regelungen.“

Fischer macht es konkret: „Die steuerliche Bemessung des geldwerten Vorteils eines Dienstwagens sollte daher in Zukunft den Umfang der privaten Fahrleistung berücksichtigen. Dann erhöht jeder privat gefahrene Kilometer die Einkommenssteuer des Dienstwagennutzenden.“