Über zehn Jahre lang hat Birol Dereli (49) fast seine gesamte Freizeit in den SuS Oberaden gesteckt. Erst als Jugendtrainer, dann als Coach der ersten Mannschaft, zeitweise sogar beides. Seit Sommer 2023 ist der 49-Jährige ohne Trainerjob. Wer ihn kennt, weiß, wie verbissen Dereli in den Fußball ist. Deshalb überrascht es wohl einige, dass er seit der Trennung vom SuS Oberaden noch nicht wieder an der Seitenlinie gesehen wurde.
Die frei gewordene Zeit nutzt er vor allem für die Familie und um andere Versäumnisse aufzuholen. Zum Beispiel an seinem Haus die Pflastersteine auszutauschen. „Ich habe privat vieles vernachlässigt. Das war schon eine intensive Arbeit, darunter leidet automatisch eine andere Seite. Ich war fast jeden Tag am Sportplatz“, sagt Dereli.
Viel Arbeit beim SuS Oberaden
Er war nicht nur Trainer, sondern auch für die Sportliche Leitung verantwortlich. Er kümmerte sich um Neuzugänge und die Kaderplanung, weshalb es auch Abstriche beim Sommerurlaub gab. Zudem ließ er für Kreisliga-Verhältnisse häufig trainieren, schon in der C-Jugend absolvierte seine damalige Mannschaft drei Einheiten pro Woche. Hinzu kamen die Spiele am Wochenende und die Arbeit hinter den Kulissen.
Dereli war stets ambitioniert und wollte den Verein weiterentwickeln. Was ihm auch gelang. Immer wieder kratzte Oberaden am Aufstieg in die Bezirksliga, der Sprung in den überkreislichen Fußball gelang aber nicht. Dereli ist überzeugt: „Wir hätten das auch geschafft, da bin ich mir sicher.“ Doch für ihn war ein anderer Aspekt viel wichtiger. Der Verein als Ganzes müsse für die Bezirksliga vorbereitet sein, damit nach einem Schritt nach vorne nicht wieder zwei zurückfolgen.
„Für die Bezirksliga muss man bewaffnet sein. Die Möglichkeiten haben noch nicht ausgereicht.“
Damit meint er vor allem auch die Finanzen. Es habe zu der Zeit in Oberaden Probleme beim Sponsoring gegeben, weshalb die Rahmenbedingungen wackelig waren. Das Wachstumspotential war also beschränkt. Selbst wenn der Aufstieg gelungen wäre, Dereli hätte nicht nur um den Klassenerhalt spielen, sondern oben angreifen wollen. „Ich muss im oberen Drittel landen.“ Dafür hätte es entsprechende Verstärkungen und auch das nötige Kleingeld gebraucht.
Birol Dereli hat Spieler seit der C-Jugend begleitet
Diese Perspektive gab es in seinen Augen nicht, was auch ein Grund für sein Aus nach der Saison 2022/23 war. Viele seiner Spieler trainierte er seit der C-Jugend, einige sind noch immer in der ersten Mannschaft beim SuS Oberaden, unter anderem Umut Alcan, Emre Yesilcicek und Tarik Özkan. Auch Joshua Kusch, mittlerweile im Trikot von TuRa Bergkamen unterwegs, zählt dazu. Mit 23 Jahren trug er bei Oberaden schon die Kapitänsbinde. Für viele seiner ehemaligen Spieler wurde Dereli zu einer Bezugsperson, mit einigen hält er weiterhin Kontakt. Er sah damals, dass in Oberaden durchaus talentierte Kicker herumliefen, die es zu formen galt. Manchen ließ er in der Zweiten ihren Rückstand aufholen, andere waren in seinen Augen überqualifiziert, sodass er dem einen oder anderen selbst ein Probetraining in einem Nachwuchsleistungszentrum vermittelte.

Dereli wusste externe Spieler auch ohne das große Geld zu überzeugen. Zu nennen ist da Michael Krakala (39), der vielen Zuschauern unter dem Namen „Ruhrpott-Bomber“ bekannt ist und mittlerweile die Schuhe an den Nagel gehängt hat. Dereli holte ihn nach Oberaden, Krakala fuhr mehrmals die Woche aus Gelsenkirchen an den Römerberg, weil er für den SuS spielen wollte. Das Engagement war zwar nach einem halben Jahr wieder beendet, zeigte aber sinnbildlich die Ambitionen, mit denen Dereli seine Mannschaft coachte. Für ihn war klar, dass er nicht nur mit seinen ehemaligen C-Junioren die Kreisliga A aufmischen kann. „Wir haben erfahrene Spieler in die Mannschaft integriert, damit die Jüngeren noch etwas dazu lernen. Am Ende hatten wir eine sehr gute Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt von 22 oder 23 Jahren. Das war eine Bombentruppe.“
Noch nicht das passende Angebot
Doch das Feuer war irgendwann erloschen. Eigentlich schon im Sommer 2022, Spieler und Vorstand überzeugten ihn aber, noch ein Jahr dranzuhängen. „Wir haben den Verein vernünftig verlassen“, hebt Dereli hervor. Mit „wir“ meint er auch Fausto Nuzzo, der lange Jahre Geschäftsführer Oberadens war, und mit dem Dereli nach wie vor eine Freundschaft verbindet.

Auf den Fußballplätzen der Region ist der Oberadener nicht mehr regelmäßig zu sehen. Seine Auszeit nutzt er so intensiv, wie er vorher den Fußball lebte. Er besucht Bekannte, fährt länger in den Urlaub, als es ihm früher möglich war und probiert, die verlorene Zeit mit der Familie aufzuholen. „Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus. Die Zeit kann man nicht zurückschrauben.“
Gänzlich vom Radar verschwunden ist Dereli nicht. Einige Klubs haben sich in den zurückliegenden 18 Monaten bei ihm gemeldet. Es blieb aber in allen Fällen nur bei einem Telefonat. „Der Verein muss wissen, wohin es geht. Es reicht mir nicht, Mittelklasse zu spielen. Ich war immer ehrgeizig.“ Bislang war das passende noch nicht dabei. Für ihn ist auch klar, sollte er nochmal auf den Fußballplatz zurückkehren, dann nur als Trainer und nicht mehr in Personalunion als Sportlicher Leiter. Mit dem ruhigeren Leben abseits des Fußballs kann sich Dereli im Zweifel aber auch begnügen. „Vielleicht kommt so eine Chance. Ich trauere dem aber nicht hinterher.“